Liturgie: Kapellari gegen Reform der Reform

Der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari hat sich gegen innerkirchliche Tendenzen gewendet, die liturgische Erneuerung in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wieder rückgängig zu machen.

„Eine generelle Veränderung des nach dem Konzil erneuerten ‚ordentlichen Ritus‘ der Römisch-Katholischen Liturgie kann und wird es nach meiner Überzeugung nicht geben“, sagte Kapellari bei einem Gottesdienst im Gedenken an den Pionier der Volksliturgischen Bewegung, Pius Parsch, am Samstag in der Klosterneuburger Kirche St. Gertraud.

Bischof Kapellari

APA/Barbara Gindl

Der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari hat sich gegen eine Reform der Reform ausgesprochen

Kein Vermischen der Riten

Benedikt XVI. hatte neben dem in Folge des Konzils erneuerten „ordentlichen Ritus“ im Jahr 2007 auch den alten Messritus als „außerordentlichen Ritus“ wieder zugelassen. Beide Riten „sollen, ja dürfen nicht vermischt werden“, wies Kapellari hin.

„Man könnte und sollte aber von beiden Seiten her einiges voneinander lernen.“ Voraussetzung sei eine beiderseitige genau Kenntnis und die Bereitschaft, „auf ungerechtfertigte Verallgemeinerungen und auf Polemik verzichten“. Nur so sei es außerdem möglich, die Gefahr von „Spaltungen in der Kirche“ zu vermeiden und „die wahren und guten Intentionen der Liturgischen Bewegung“ nicht preiszugeben.

Kunst der Zelebration neu entdecken

Statt auf eine „Reform der Reform“ gelte es laut Kapellari, den Wert einer gediegenen „ars celebrandi“, also einer Kunst der Zelebration, neu zu entdecken.

Schließlich liege die Kunst der Liturgie nicht in einem „ausgeprägten liturgischen Aktionismus“, sondern in „einer gediegenen Predigt, einer kultivierten Kirchenmusik, an der die Gotttesdienstgemeinde nicht nur zuhörend beteiligt ist, und einem achtsamen Umgang mit der Dramaturgie der Liturgie und mit ihren heiligen Zeichen“.

Wo dies beachtet werde und auch ein ausgewogener Rhythmus „zwischen Ruhe und Bewegung“ in der Liturgie gefunden werde, dort wirke die Liturgie auch für Kinder und Jugendliche wieder ansprechend, so der emeritierte Grazer Bischof. Auf jeden Fall gelte es eine „Tendenz zu Horizontalität“ in der Liturgie zu verhindern, so Kapellari unter Verweis auf Benedikt XVI. - gemeint ist damit die Gefahr, dass eine Gemeinde „um sich selbst kreist, statt sich gemeinsam auf Gott auszurichten“.

Würdigung der volksliturgischen Bewegung

Schließlich würdigte Bischof Kapellari den vor 63 Jahren verstorbenen Pionier der Volksliturgischen Bewegung, Pius Parsch, und sein Erbe als lebendigen Schatz der Kirche: "Sein Engagement für die volksliturgische Bewegung gilt als Höhepunkt der gesamten Geschichte des Stiftes Klosterneuburg.

Es wurde nämlich vor allem durch das 2. Vatikanische Konzil zu einem Anliegen der gesamten Weltkirche." An dem Gottesdienst nahm neben dem Generalabt des Stiftes Klosterneuburg auch der Direktor des Pius Parsch-Instituts, Andreas Redtenbacher, teil.

religion.ORF.at/KAP