Erstmals anglikanische Vesper im Petersdom

Ökumenische Premiere im Petersdom: Erstmals in der Geschichte hat in der Kirche des Papstes ein Wortgottesdienst nach anglikanischem Ritus stattgefunden. Bei der Liturgie im Petersdom am Montagabend handelte es sich um die Gottesdienstform des „Evensongs“.

Dieses gemeinschaftliche Abendgebet in der anglikanischen Kirche enthält Elemente der katholischen Vesper und katholischen Komplet. „Das ist ein Moment von historischer Tragweite“, sagte der Sekretär der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kurienerzbischof Arthur Roche, in seiner Predigt. Der Brite äußerte laut Radio Vatikan am Montagabend die Hoffnung, dass Hindernisse auf dem Weg der Ökumene dank dem Wirken des Heiligen Geistes durch Mut und Gebet überwunden werden könnten.

50 Jahre Dialog

Die liturgische Veranstaltung stand im Zusammenhang mit den 50-Jahr-Feiern der offiziellen Aufnahme des anglikanisch-katholischen Dialogs 1966. Papst Franziskus und das Ehrenoberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby, hatten aus diesem Anlass Anfang Oktober in der römischen Kirche San Gregorio ein gemeinsames Abendgebet gehalten. Beim anglikanischen Choralgebet im Petersdom am Montagnachmittag war der Papst jedoch nicht anwesend.

Geleitet wurde der Evensong im Petersdom vom anglikanischen Erzbischof David Moxon, Direktor des Anglican Centre und Repräsentant seiner Konfession beim Vatikan. Er bezeichnete die Premiere als Ausdruck der „immer engeren Bande der Zuneigung und des Vertrauens zwischen der anglikanischen Gemeinschaft und der katholischen Kirche“.

Südsudan-Reise mit Welby geplant

Papst Franziskus hatte Ende Februar als erster Bischof von Rom die anglikanische All-Saints-Kirche der italienischen Hauptstadt besucht. Dabei verkündete Franziskus auch, dass er eine Südsudan-Reise mit Erzbischof Welby plane. Darum hätten ihn ein anglikanischer, ein presbyterianischer und ein katholischer Bischof gebeten.

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte Heinrich VIII. 1534 sich selbst ein. In der Glaubenslehre blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre. Später setzten sich protestantische Einflüsse durch.

religion.ORF.at/KAP

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