Bischöfe bekräftigen Ja zu Integration

Zum Ende der Frühjahrsvollversammlung der österreichischen römisch-katholischen Bischöfe haben diese zu den Themen Integration, Down-Syndrom, Klimaschutz und Menschenrechte Stellung bezogen.

Mit einem Ja zur Integration, aber Nein zu einem generellen Verhüllungsverbot positionieren sich die Bischöfe zum geplanten Integrationsgesetz. Im Anschluss an ihre Frühjahrs-Vollversammlung in Vorarlberg (im Stift St. Gerold) kritisieren sie in ihrer Erklärung zum Thema „Gelungene Integration“ gegenwärtige „Engführungen der öffentlichen Debatte auf gesetzliche Bekleidungsvorschriften“ betreffend etwa islamisches Kopftuch oder Burka. Demgegenüber brauche es eine „umfassende, differenzierte und realistische Sicht“ auf alle Aspekte einer nachhaltigen Integration.

Persönlicher Freiheit den Vorzug geben

Zum geplanten gesetzlichen Verhüllungsverbot begründet die Bischofskonferenz ihre bereits in der Vorwoche geäußerte Kritik: „Im Grunde geht es in dieser Frage um das hohe Gut der persönlichen Freiheit. Ihr ist im Zweifelsfall gerade in unserer Gesellschaftsordnung der Vorzug zu geben.“ Das Anliegen, dass Integration die Bereitschaft zur Kommunikation voraussetzt, teilen die Bischöfe mit den Worten: „Wir leben in einer Kultur des offenen Gesichts, die nicht zuletzt in diesem Punkt auch christlich geprägt ist.“ Vollverschleierung im öffentlichen Raum sei daher ein „gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten“, betonen die Bischöfe.

Frühjahrsvollversammlung 2017 der Österreichischen Bischofskonferenz in der Benediktinerpropstei St. Gerold

APA/Dietmar Stiplovsek

Die österreichischen Bischöfe mit Ordensfrauen anlässlich ihrer Frühjahrsvollversammlung

Statt eines allgemeinen Verbotes schlagen die Bischöfe aber vor, klar zu regeln und zu begründen, in welchen konkreten Fällen das Gesicht zu zeigen ist, beispielsweise in der Schule und im Gericht. Zugleich müsse gewährleistet sein, dass „niemand aus welchen Gründen auch immer zu einer verhüllenden Bekleidung gezwungen“ wird, „noch dazu, wenn sich dieser Zwang nur gegen Frauen richtet“.

Durch Integration zu friedlichem Zusammenleben

Wer als Flüchtling in Österreich nach Verfolgung oder Lebensgefahr durch Krieg Aufnahme findet, braucht - so die Bischöfe weiter - auch Unterstützung bei der Integration, die für ein friedliches und menschenwürdiges Zusammenleben notwendig ist. Als wichtigen Punkt führen die Bischöfe den Spracherwerb an. Integration erfordere weiters Rechtssicherheit über den Aufenthaltsstatus, Zugang zur Bildung und zum Arbeitsmarkt, zu leistbarem Wohnen, zu Gesundheitsversorgung und sozialer Absicherung. Dass Politik und Gesellschaft sich immer mehr ihrer Verantwortung dafür bewusst werden, vermerken die Bischöfe anerkennend.

Die Kirche und zahlreiche engagierte Christen trügen sehr viel zur konkreten Hilfe für Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge bei, wiesen die Bischöfe hin. Im Bereich der Grundversorgung würden Pfarren und Ordensgemeinschaften gemeinsam mit der Caritas viel leisten, es gebe Initiativen wie etwa Integrations- und Sprachpatenschaften. Die Bischofskonferenz ermuntert zum persönlichen Kontakt mit Flüchtlingen und Zuwanderern, denn: „Persönliche Begegnung ist der vielversprechendste Weg für eine nachhaltige Integration, und die Bischöfe danken allen, die dazu bereit sind und für das vielfältige Engagement.“

Unterstützung für Kinder mit Down-Syndrom

Die Bischöfe rufen in ihrer Stellungnahme zu mehr Wertschätzung und Hilfen für Menschen mit Down-Syndrom auf. Menschen mit Trisomie 21 sollten „eine vitale Rolle in unserem Leben und unserer Gemeinschaft spielen“, erklärten sie am Freitag zum Abschluss ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in der Vorarlberger Propstei St. Gerold. Aus Anlass des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21. März mahnten die Bischöfe zugleich von bedrohlichen Tendenzen einer „latent vorhandenen eugenischen Grundhaltung“ in der Gesellschaft. Diese sei zutiefst abzulehnen.

Das mediale Bild von Down-Syndrom sei ambivalent, stellen die Bischöfe fest. Offenheit, Unterstützung und Wertschätzung seien wichtig, fordern die Bischöfe. Eltern und Kinder bräuchten einen Abbau bürokratischer, sozialer und finanzieller Hürden und anstelle dessen Zugang zu Förderungen. Schließlich zeige der Umgang mit Menschen mit Behinderung, Krankheit oder altersbedingter Gebrechlichkeit „das Maß wahrer Menschlichkeit in einer Gesellschaft“.

Bezug auf globale Ereignisse

Darüber hinaus besprachen die Bischöfe mehrere Menschenrechtsprobleme und Entwicklungsfragen. Sie betreffen unter anderem den Nahen Osten, die UN-„Agenda 2030“ für nachhaltige Entwicklung und die Grundrechtsverletzungen auf den Philippinen.

In der Erklärung über „Nachhaltige Entwicklung“ erinnern die Bischöfe, dass sich am 27. März das Erscheinen von „Populorum progressio“, der wegweisenden Enzyklika zur kirchlichen Soziallehre und zur Entwicklungszusammenarbeit von Papst Paul VI., zum 50. Mal jährt. Sie erinnern weiter, dass Papst Franziskus im September 2015 die UNO in New York besuchte, als die Staatengemeinschaft den Beschluss zur „Agenda 2030“ fasste.

Mit dem im gleichen Jahr 2015 erschienenen Lehrschreiben „Laudato si“ habe Franziskus die bedrängenden globalen Fragen im Blick auf die Umwelt und Armut in das Zentrum gerückt. Es gehe dabei um die weltweite „Sorge um das gemeinsame Haus“, die für die Menschheit zur Schicksalsfrage werden kann, heißt es in der Erklärung.

Christen im Irak nicht im Stich lassen

Die österreichischen Bischöfe unterstützen den chaldäisch-katholischen Patriarch Louis Sako in seinem eindringlichen Appell an den Westen, die Christen im Irak nicht im Stich zu lassen. Die Lage im Nordirak sei dramatisch und in diesen Tagen entscheidet sich, „ob die Christen in der Region eine Zukunft haben werden, wo sie seit den Anfängen der Kirche beheimatet sind“, heißt es wörtlich in der Erklärung. Obwohl der IS - der sogenannte „Islamische Staat“ - inzwischen aus der Ninive-Ebene vertrieben wurde und die gänzliche Befreiung von Mossul immer näher rückt, stehe die Existenz der Christen vor Ort noch auf der Kippe.

religion.ORF.at/KAP

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