Religionsgipfel mit Kanzler behandelt heiße Eisen

Erstmals in seiner Amtszeit lädt Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zum „interreligiösen Dialog“. Insgesamt sind zum Treffen am Dienstag im Kanzleramt Vertreter von 16 anerkannten Religionsgemeinschaften eingeladen.

Dabei wird es natürlich nicht nur um das Verhältnis zueinander gehen: Auch Inhalte des Integrationspakets der Regierung wie das Verhüllungsverbot dürften zur Sprache kommen. Nicht nur Kern, auch SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar, die für die Religionsagenden zuständig ist, wird die Spitzen der Religionsgemeinschaften um 13.00 Uhr im Kanzleramt empfangen.

Migration, Integration, Hass im Netz

Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierung zum interreligiösen Dialog lädt. Bereits Kerns Vorgänger haben regelmäßig dazu geladen. Die Themen Migration, Integration, aber auch Hass im Netz stehen laut Kanzleramt offiziell auf der Agenda.

Das Bundeskanzleramt in Wien

ORF.at/Dominique Hammer

Hochkarätiger Religionsgipfel mit Kanzler und Staatssekretärin

Brisanz gewinnt das Treffen diesmal durch die Vorhaben der Regierung, Muslimen die Vollverschleierung generell und das Kopftuch für bestimmte Berufsgruppen - Stichwort „Neutralitätsgebot“ - zu verbieten. Auch der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ibrahim Olgun, wird beim interreligiösen Dialog anwesend sein. Kritik an den Verboten hat aber auch schon die katholische Bischofskonferenz geäußert.

Die katholische Kirche wird durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, und deren Generalsekretär Peter Schipka vertreten sein.

16 Religionsgemeinschaften vertreten

Weitere eingeladene Glaubensgemeinschaften sind, wie das Bundeskanzleramt am Donnerstag gegenüber Kathpress mitteilte, die Evangelische Kirche A.B. und H.B., die evangelischen Methodisten, die Koptische Orthodoxe Kirche, die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Österreich, die Armenisch-Apostolische Kirche, die Griechisch-orientalische Kirche, die Altkatholische Kirche, die Neuapostolische Kirche, die Freikirchen, die Israelitische Kultusgemeinde, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Alevitische Glaubensgemeinschaft.

Weiters nehmen Vertreter der Buddhisten, Mormonen und der Zeugen Jehovas an dem Treffen teil. Welche Repräsentanten die einzelnen Religionsgemeinschaften zum Dialog entsenden, obliegt ihnen selbst, so das Bundeskanzleramt.

Kein Olgun-Statement geplant

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Schönborn, wird anschließend an das Treffen gemeinsam mit Kern und Duzdar ein Statement abgeben. Ein offizieller Auftritt des IGGÖ-Präsidenten Olgun ist hingegen nicht geplant. Der unter Kanzler Werner Faymann institutionalisierte Dialog zwischen den Vertretern der Regierung und der Religionsgemeinschaften stehe im Mittelpunkt.

Kanzler Kern und Ministerin Duzdar kommen damit auch einer Forderung der Kirchen in Österreich nach. Zum Jahreswechsel hatten der damals scheidende Vorsitzende des Ökumenischen Rates (ÖRKÖ), Pastor Lothar Pöll, sowie sein aktueller Nachfolger Landessuperintendent Thomas Hennefeld, einen solchen Dialog eingemahnt. Seit rund eineinhalb Jahren gebe es keinen solchen Dialog mehr, hatten Pöll und Hennefeld damals moniert und zugleich auf die Notwendigkeit eines solchen Austausches hingewiesen.

religion.ORF.at/APA/KAP

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