Papst will in Ägypten Korangelehrte treffen

Der Papst will am 28./29. April in Ägypten italienischen Medienberichten zufolge auch Korangelehrte treffen. Am Wochenende trifft eine vatikanische Delegation mit Vertretern der ägyptischen Regierung in Kairo zusammen, um Einzelheiten festzulegen.

Das ägyptische Präsidialamt hatte unmittelbar nach der offiziellen Bekanntgabe der Papst-Reise durch den Vatikan ein Kommunique verbreitet, in dem es heißt, Ägypten bereite sich mit großen Erwartungen auf den Besuch des hohen Gastes aus Rom als „Botschafter des Friedens, der Toleranz und des Dialogs zwischen den Religionen“ vor.

Präsident: Große Hochachtung

Präsident Abd-el-Fattah al-Sisi, der 2014 im Vatikan war, habe große Hochachtung vor Papst Franziskus und bewundere dessen moralische und spirituelle Haltung, aber auch die „mutigen Positionen des Papstes zu einigen internationalen Themen“.

In den ägyptischen Medien wurde der bevorstehende Besuch von Papst Franziskus kommentarlos gemeldet. Auch in den salafistisch orientierten Blättern, die sonst oft Kritik am Christentum üben, waren keine Kommentare zu finden.

Treffen mit Großimam

Aktuell sehen die Planungen für den ersten Reisetag einen Besuch des Papstes bei Präsident Al-Sisi vor. Danach stehen Treffen des Papstes mit dem koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. und mit dem Großimam der Al-Ashar-Universität, Ahmad al-Tajjeb, auf dem Programm.

Der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. und der Großimam der Al-Ashar-Universität, Ahmad al-Tajjeb

APA/AFP/Khaled Desouki

Der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. (li.) und der Großimam der Al-Ashar-Universität, Ahmad al-Tajjeb

Beim Besuch an der Al-Ashar-Universität werde es auch Gespräche mit Professoren und Korangelehrten geben, heißt es laut der Stiftung „Pro Oriente“. Für den Abend sei ein ökumenisches Gebetstreffen mit Tawadros II. geplant, bei dem die beiden Kirchenoberhäupter der Märtyrer der letzten Jahre gedenken wollen.

Von koptischer Seite sei vorgeschlagen worden, dieses ökumenische Treffen im Bereich der Markuskathedrale (und der benachbarten Kirche St. Petrus und Paulus, wo sich im Dezember ein islamistischer Anschlag ereignete) abzuhalten. Die ägyptische Staatssicherheit hat diesen Vorschlag aber noch nicht gutgeheißen. Für den zweiten Reisetag sind Begegnungen mit den Katholiken Ägyptens geplant. Außerdem wird es auch eine Begegnung des Papstes mit dem orthodoxen Patriarchen von Alexandrien und ganz Afrika, Theodor II., geben.

Erinnerung an Visite Johannes Pauls II.

„Der Papstbesuch ist ein Segen für uns, für die Kirche und das ganze ägyptische Volk“, sagte der emeritierte katholische Bischof von Gizeh, Antonios Aziz Mina, im Interview mit „Radio Vatikan“: „Wir freuen uns darüber, dass Franziskus unsere Einladung annimmt und kommt, um unser Land zu segnen. Natürlich erinnert uns das auch an die Visite von Papst Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000.“

Die ganze nahöstliche Region - nicht nur Ägypten - sei leidgeprüft, erinnerte der Bischof. Die Präsenz der Christen sei in diesem Raum immer ein Zeugnis für das Kreuz. Dabei sei die Lage der Christen dieselbe wie die Lage der Ägypter im allgemeinen: „Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Nach zwei Revolutionen versuchen wir, wieder auf die Beine zu kommen. Wir brauchen die Hilfe der ganzen Welt. Als Christen erleben wir allerdings einen sehr günstigen, guten Moment für die Freiheit unserer Religion.“

Der Terrorismus müsse vor allem mit der Kraft des Denkens, mit der Kultur und mit Liebe bekämpft werden, unterstrich Bischof Asis Mina. Es gehe um Frieden, Zusammenleben und die Gleichheit der Rechte aller Staatsbürger.

Dialog mit Islam geht weiter

Der Dialog mit dem Islam gehe weiter, so der Bischof. Man könne in der Welt von heute nicht ohne Dialog leben, erst recht nicht ohne Dialog zwischen den Religionen. Zwar habe jede Religion ihre Dogmen, aber die Anhänger jedes Glaubens könnten miteinander reden, um einen Weg zum Zusammenleben zu finden und nicht so sehr die Unterschiede zu betonen „als vielmehr das, was uns eint“.

Das Land am Nil sei immer ein Ort der Begegnung und des Austauschs gewesen, sagte der emeritierte Bischof: „Weil sich in Ägypten immer schon die Völker getroffen haben. Hier stoßen Asien, Afrika, Europa zusammen. Wir hatten immer eine kosmopolitische Gesellschaft, die alle Völker dieser Regionen in sich aufnimmt. Gerade haben wir eine Periode des Extremismus hinter uns, aber wir müssen zurück zu den Wurzeln unserer Natur als friedliches Volk, das den Dialog und das friedliche Zusammenleben will.“

religion.ORF.at/KAP

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