Krautwaschl: Spielraum für Frauen „nicht ausgeschöpft“

Frauen sollten nach Ansicht von Bischof Wilhelm Krautwaschl künftig in der römisch-katholischen Kirche mehr zu sagen haben als bisher: Der Spielraum bei kirchlichen Führungspositionen sei dafür groß und „noch lange nicht ausgeschöpft“.

Das sagte der Grazer Bischof am Mittwoch bei einem Treffen von 160 Kirchenmitarbeiterinnen zum Thema „Frauen Führen Kirche“. Vorrangig solle damit nicht den Frauen etwas Gutes getan werden, sondern es sei vor allem die Kirche, die vom Beitrag der Frauen bereichert und erweitert werde - „weil Kirche der Leib Christi ist, der sich in der Ganzheit des Menschen als Mann und Frau abbildet“, so Krautwaschl bei der Veranstaltung der Projektgruppe Diözesane Frauenförderung.

Bischof Wilhelm Krautwaschl im Gespräch mit zwei Frauen

Gerd Neuhold, Sonntagsblatt

Bischof Wilhelm Krautwaschl

Der Hypothese „Frauen müssen mehr leisten als Männer, um in Führungspositionen tätig zu werden“ stimmten bei einer Plenumsbefragung 83 Prozent der Teilnehmerinnen der Veranstaltung - sie stammten aus Berufsgruppen von Pastoralassistentinnen und Religionslehrerinnen bis zu Mitarbeiterinnen des Kirchenbeitrages - zu.

Kirche attraktiver Arbeitgeber

64 Prozent meinten jedoch, dass die Kirche derzeit ein attraktiver Arbeitgeber für junge Frauen mit hohem Potenzial sei - während 25 Prozent dies verneinten. Mehrere langjährige Mitarbeiterinnen äußerten ihre Wahrnehmung, dass sich in diesem Punkt in den letzten 30 Jahren vieles zum Positiven in der Kirche entwickelt habe.

Frauen stehen oft vor Hürden, die Männer beruflich und privat nicht haben, so die Erfahrung der steirischen Landtagspräsidentin Bettina Vollath, die als erfolgreiche Führungskraft mit drei Kindern referierte. „Als junge Frau dachte ich mir, die Welt stünde mir offen. Mittlerweile denke ich anders. Frauen brauchen in der Berufswelt Förderung“, so die Politikerin. Allgemein würden sich Frauen weniger zutrauen.

„Frauen wachrütteln“

„Jeder Mann weiß sofort fünf Gründe, warum er für eine Aufgabe geeignet ist. Jede Frau weiß sofort fünf Gründe, warum sie für dieselbe Aufgabe nicht geeignet ist.“ Frauenförderung habe hier anzusetzen, müsse „Frauen wachrütteln und ihnen sagen ‚Du kannst das!‘“

Doris Wolkner-Steinberger, die Geschäftsführerin des Tierparks Herberstein, ermutige zur stärkeren Betonung des Werts weiblicher Kompetenzen. „Nur sachlich, korrekt und zielorientiert zu sein, bringt einen nicht immer weiter. Hier sind soziale Kompetenzen gefragt.“ Ellenbogen in der Arbeitswelt seien freilich manchmal notwendig, gab die Geschäftsführerin zu. Als wichtig erachtete Wolkner-Steinberger, dass Frauen selbst entscheiden können, ob sie erwerbstätig arbeiten wollen oder daheim im Haushalt bleiben möchten. Eine weitere Beobachtung von ihr: Starke Frauen seien von Männern „gefürchtet“.

Über Aktionsradius und Ellenbogen

Zentrale Fragen, die bei der Diskussionsveranstaltung aufgeworfen wurden, betrafen u. a. den „Aktionsradius“ und die Rolle der Frauen in der Kirche, sowie ob „Ellenbogen, Afterwork-Bier oder fachliches Know-how“ für kirchliche Karriere unbedingt notwendig seien.

Helmut Schmidt, Leitungsverantwortlicher in der Diözese Graz-Seckau und selbst in Kinderteilzeit, ermutigte in einer abschließenden Podiumsdiskussion die Frauen im Plenum: „Motivieren sie ihre Männer, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen.“ Er sei überzeugt, dass es 95 Prozent der Männer noch nie bereut hätten, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

religion.ORF.at/KAP

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