Flüchtlingsrettung: Schönborn stellt sich hinter NGOs

In dem von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) angestoßenen Konflikt über die Flüchtlingsrettung von NGOs vor der libyschen Küste hat sich nun auch Kardinal Christoph Schönborn zu Wort gemeldet.

„Hilfsbereitschaft ist schon immer auch ausgenutzt worden. Aber das darf man nicht den Hilfsbereiten zur Last legen“, ließ der Wiener Erzbischof den „Standard“ (Dienstag-Ausgabe) über seinen Sprecher, Michael Prüller, wissen.

Die Ausnutzer „sind aber nicht die Flüchtlinge“, präzisierte Prüller, sondern die Schlepper, die die in Libyen startenden Flüchtlingsboote so dimensionierten, dass sie es nur knapp aus den Küstengewässern heraus in internationale Gefilde schafften. Dort kreuzen neben Schiffen im Auftrag der EU-Grenzschutzagentur Frontex auch Schiffe von NGOs und retten Menschen. Diese werden nach Italien gebracht.

Kardinal Chistoph Schönborn

APA/Herbert Neubauer

Kardinal Christoph Schönborn stellt sich hinter NGOs

Landau: „Wahlkampfmodus ausschalten“

Schon am Montag hatte Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau gegenüber Kathpress betont, dass nicht der Eindruck entstehen dürfe, dass die Helfer für Not verantwortlich sind. Das wäre ein „hochproblematisches Signal“, so Landau in Richtung der politisch Verantwortlichen. Er warnte in diesem Sinne auch eindringlich vor eine „Entsolidarisierung der Gesellschaft“ und vor einer weiteren Verrohung der Sprache. Beiden Tendenzen gelte es entgegenzuwirken. Die politisch Verantwortlichen sollten „den Wahlkampfmodus wieder ausschalten“, forderte Landau.

In ähnlicher Weise äußerte sich auch der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck: „Wir haben in Österreich eine gute Tradition, nach der Nichtregierungsorganisationen und öffentliche Hand gut miteinander arbeiten. Dieses Miteinander ist notwendig, um die komplexer werdenden Herausforderungen gut zu bewältigen“, erklärte der Caritas-Direktor mit Blick auf die aktuelle Debatte um die Arbeit der NGOs: „Wer diese Zusammenarbeit aus persönlichen Gründen oder um kurzfristig politisch Applaus zu bekommen in Frage stellt, leistet dem Land einen schlechten Dienst.“

Rücktrittsforderung an Kurz

Kritisch zu Kurz’ Aussagen äußerten sich auch der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, und der Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich (KA OÖ), Bert Brandstetter. Letzterer forderte Kurz zum Rücktritt auf. „Normalerweise habe ich keine so lange Reaktionszeit. Aber ich wollte und konnte es nicht glauben, was Außenminister Sebastian Kurz da über NGOs und Flüchtlinge im Mittelmeer von sich gegeben hat. Ich halte Derartiges nicht nur bodenlos ignorant den Ertrinkenden gegenüber. Es ist zugleich auch eine unerträgliche Ignoranz gegenüber allen freiwilligen Helfern in ehrenamtlichen Organisationen.“

Eigentlich sei ein Politiker mit solchen Ansichten nicht nur keine Hoffnung für eine politische Partei, schon gar nicht für eine, die sich noch immer christlich-sozial nennt, „sondern er ist schlicht und einfach rücktrittsreif“, schrieb Brandstetter am Sonntag in seinem Blog.

„Grenze der Humanität überschritten“

Laut Integrationsbeauftragter Hohl hat Kurz die „Grenze der Humanität überschritten“. „Es ist absurd und unerträglich, wenn ein Politiker durch populistische Einwürfe vom Versagen der internationalen Staatengemeinschaft abzulenken versucht, indem er jenen Menschen Vorwürfe macht, die Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten versuchen“, so Hohl.

religion.ORF.at/KAP

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