Wien: Caritas sucht Wohnraum für Armutsbetroffene

Die Caritas der Erzdiözese Wien sucht dringend Wohnraum für Armutsbetroffene und appelliert an alle Wiener, leerstehende Wohnungen zu leistbaren Mietpreisen für einkommensschwache Familien und Einzelpersonen zur Verfügung zu stellen.

Damit richtete er sich besonders auch an Immobilienunternehmer und an Genossenschaften. In Wien hätten sich im Vorjahr 5.921 Menschen hilfesuchend an die Caritas der Erzdiözese gewandt, weil sie Probleme mit dem Thema Wohnen hatten. Im Jahr davor seien es noch 5.847 Personen gewesen, so Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner am Mittwoch bei einem gemeinsamen Pressetermin mit wohnungslosen Jugendlichen in Wien.

Überteuerte Mieten

„Als Caritas sehen wir in unserer täglichen Arbeit: Überteuerte Mieten, undurchschaubare Zuschlagsysteme und hoher Eigenmittelanteile setzen zunehmend mehr Menschen unter Druck“, so Schwertner wörtlich. Das Problem nicht leistbarer Mieten habe den Mittelstand erreicht - nicht nur in der Bundeshauptstadt, sondern in ganz Österreich.

Schwertner: „Jene Menschen, die uns aufsuchen, werden mehr und sie werden jünger. Bereits ein Drittel der Menschen, die sich wegen akuter oder drohender Wohnungslosigkeit an uns wenden, ist heute unter 30 Jahre alt.“

Das Pressegespräch fand im JUCA, einem Caritas-Wohnhaus für junge Obdachlose in Wien-Ottakring, statt. Das Obdachlosenhaus sei heute noch die einzige auf junge Wohnungslose spezialisierte Einrichtung in Wien, so Schwertner: „Und sie wird dringend benötigt. Vermutlich so dringend wie schon lange nicht in seiner 35 jährigen Geschichte.“

Wohnkosten in die Höhe geklettert

Als maßgeblichen Grund für die Misere nannte der Caritas-Generalsekretär deutlich gestiegene Wohnungspreise. Seit dem Jahr 2008 seien die Wohnkosten in Österreich pro Quadratmeter um mehr als 18 Prozent in die Höhe geklettert. Bei armutsgefährdeten Haushalten falle dieser Anstieg noch deutlicher aus. Für sie betrage die Steigerung knapp 31 Prozent.

Schwertner: „Für sehr viele dieser Menschen - jung und alt - ist das Thema Wohnen zu einer existenziellen Frage geworden. Und sie alle warten vergeblich auf jene Mietrechtsreform, die ihnen von der Bundesregierung bereits im Jahr 2013 versprochen wurde.“ Nachsatz: „Die Bundesregierung hat die Mietrechtsreform offenbar auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Für Menschen, die eine leistbare Wohnung besser heute als morgen brauchen würden, ist das zu spät.“

426 Personen in Caritas-Startwohnungen

Die Caritas Wien bot allein im Vorjahr knapp 1.282 Beherbergungsplätze und Notquartiersunterkünfte in Wien an - etwa für Mütter und Kinder oder aber für obdachlose Menschen. „Doch worum es uns noch stärker gehen muss als bisher, ist, Menschen dabei zu helfen, wieder eine Wohnung am privaten Wohnungsmarkt zu finden“, so Schwertner.

In den letzten eineinhalb Jahren gelang es, immerhin 281 Menschen in Privatwohnungen in Wien und Umgebung zu vermitteln. Insgesamt sind darüber hinaus 426 Männer, Frauen und Kinder in Startwohnungen der Caritas untergebracht. Dieses Angebot reiche aber nicht aus. Die Nachfrage nach leistbaren Wohnungen sei deutlich größer als das Angebot.

Aufruf an Wohnungsbesitzer

Die Caritas verstärkt deshalb ihr Projekt „Wohnraumsuche“. Konkret würden vor allem kleine, abgeschlossene Wohneinheiten mit Bad und Kochgelegenheit ab 25 Quadratmeter gesucht. „Viele Menschen, die wir in unseren Notquartieren oder etwa in den Mutter-Kind-Häusern betreuen, verfügen zwar nur über ein geringes Einkommen, aber sie sind in der Lage, eine Miete im überschaubaren Ausmaß zu zahlen“, so der Caritas-Generalsekretär. Die Caritas stelle den Kontakt zu Einzelpersonen und Familien her und übernehme auch eine Ausfallshaftung für die erste Zeit.

religion.ORF.at/KAP

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