Ringen um gemeinsamen Ostertermin aller Kirchen

Heuer feiern katholische, evangelische und orthodoxe Christen Ostern zum gleichen Termin. Das ist eine zufällige Ausnahme, doch die Stimmen, die nach einem ständigen gemeinsamen Ostertermin aller christlicher Kirchen rufen, mehren sich.

Gemeinsame Ostern gibt es nur hin und wieder und zufällig. Im 20. Jahrhundert war das 26-mal der Fall, im 21. Jahrhundert werden es 31 Mal sein - außer es gelingt den Kirchen, vorher zu einem gemeinsamen Termin zu finden.

Als Ostertermin legte das Konzil von Nizäa 325 den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fest. Als Frühlingsbeginn gilt dabei der 21. März. Der frühestmögliche Ostertermin ist deshalb der 22. März, der späteste der 25. April.

Verschiedene Kalender

Seit dem 16. Jahrhundert folgen östliche und westliche Kirchen zur Berechnung des Ostertermins aber unterschiedlichen Kalendern: Die orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und byzantinisch-unierten Kirchen richten sich nach dem auf Julius Caesar zurückgehenden Julianischen Kalender, katholische und evangelische Kirche folgen dem 1582 von Papst Gregor XIII. reformierten Gregorianischen Kalender.

Traditionelles orthodoxes "Pysanka"-Osterei vor der Sankt-Sophiya-Kathedrale in Kiew, Ukraine

APA/AFP/Sergei Supinsky

Traditionelles orthodoxes „Pysanka“-Osterei vor der Sankt-Sophiya-Kathedrale in Kiew, Ukraine

Gegenüber dem Gregorianischen Kalender liegt der 21. März des Julianischen Kalenders aber derzeit 13 Tage später; daher verschiebt sich das orthodoxe Osterfest manchmal um eine Mondphase. Die Ostertermine können deshalb bis zu fünf Wochen auseinanderliegen. Dazu kommt, dass in der orthodoxen Tradition das Osterfest auch nie vor dem jüdischen Pessachfest gefeiert wird, was dann nochmals zu Verschiebungen führen kann.

Konkrete Schritte im Nahen Osten

Einen konkreten Schritt hin zu einem gemeinsamen Termin hat die katholische Kirche im Nahen Osten gesetzt, wie Georg Pulling für Kathpress berichtete. Hier richteten sich die katholischen Minderheitskirchen in vielen Ländern nach dem Ostertermin der orthodoxen und altorientalischen Mehrheitskirchen.

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis), griff den Gedanken des gemeinsamen Termins Anfang April in einem Kathpress-Gespräch auf - mehr dazu in Orthodoxer Metropolit für gemeinsamen Ostertermin. Arsenios zufolge könnten im Umkehrschluss auch die orthodoxen Kirchen im Westen gemeinsam mit den Katholiken und Protestanten feiern. Er persönlich würde das für sinnvoll erachten.

Auch Papst dafür

Papst Franziskus sagte bereits mehrmals, dass er einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen anstrebt und auch bereit wäre, die bisherige katholische Praxis dafür aufzugeben. Zur Vereinbarung eines einheitlichen Datums schrieb er an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und den Moskauer Patriarchen Kyrill I.

Auch der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. sprach sich schon für einen gemeinsamen Ostertermin aus, ebenso wie der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirche

„Schon Kalender gedruckt“

Welby sieht eine Einigung sogar schon recht bald kommen, wie er der italienischen Zeitung „La Repubblica“ im Jänner sagte: „Ich erwarte mir, dass ein gemeinsamer Ostertermin in einem Zeitraum zwischen fünf und zehn Jahren vereinbart wird. Früher geht es nicht. Viele haben schon die Kalender für die nächsten fünf Jahre gedruckt.“

Doch wenn es in der Debatte über einen gemeinsamen Ostertermin nicht bald substanzielle Fortschritte gibt - und danach sieht es derzeit nicht aus - dann feiern die Christen erst wieder 2025 gemeinsam Ostern.

religion.ORF.at/KAP

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