Trauerfeiern für Kopten nach Anschlägen in Ägypten

Am Tag nach den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten sind in einem Kloster bei Alexandria die ersten Opfer zu Grabe getragen worden. Trauergäste skandierten am Montag regierungskritische Parolen.

Sie warfen den Behörden vor, zu wenig für den Schutz der Kopten zu tun. Am Mittag trat der von Staatschef Abdel Fattah al-Sisi angekündigte dreimonatige Ausnahmezustand in Kraft. Im Kloster Marmina in der Nähe von Alexandria erwiesen die Trauernden den Anschlagsopfern die letzte Ehre. Unter Applaus wurden sieben mit einem goldenen Kreuz geschmückten Holzsärge vor dem Altar aufgereiht.

Die Opfer als „Märtyrer“ gewürdigt

Voller Wut warfen die Gläubigen den Sicherheitskräften während der Beerdigung Nachlässigkeit vor und forderten den Rücktritt von Innenminister Abdel Ghaffar. Die Opfer der Anschläge wurden als „Märtyrer“ gewürdigt.

Trauerfeier um beim Anschlag auf Kirchen am Palmsonntag getötete Kopten in Alexandria, Ägypten

APA/AP/Samer Abdallah

Trauer um die Ermordeten

Das Kabinett in Kairo billigte den Ausnahmezustand, der am Montag um 13.00 Uhr in Kraft trat. Er soll drei Monate dauern. Laut Verfassung muss das Parlament dem Ausnahmezustand binnen einer Woche zustimmen. Da es von al-Sisis Gefolgsleuten dominiert wird, dürfte das nur eine Formsache sein. Die Regierung kündigte zudem an, den Familien der Anschlagsopfer umgerechnet 5.200 Euro Entschädigung sowie monatlich 78 Euro Rente zu zahlen.

Al-Sisi sagte in einer Rede, der Kampf gegen die Dschihadisten werde „lang und schmerzhaft“ sein. Der geplante Ausnahmezustand weitet die Befugnisse der Polizei bei Festnahmen und Überwachungen deutlich aus.

Angriffe am Palmsonntag

Am Palmsonntag, eine Woche vor Ostern, hatten Attentäter zwei koptische Kirchen angegriffen und mindestens 45 Menschen getötet. Vor der St. Markus-Kathedrale in Alexandria sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötete 17 Menschen.

Wenige Stunden zuvor tötete eine Bombe in der Mar-Girgis-Kirche in Tanta mindestens 28 Menschen. Es handelte sich um die blutigsten Anschläge auf die Kopten in Ägypten seit langem, insgesamt wurden rund 120 Menschen verletzt. 35 Menschen lagen am Montag noch im Krankenhaus. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten für sich und drohte zugleich mit weiteren Anschlägen.

International wurden die Anschläge auf die Kirchen verurteilt. Die deutsche Bundesregierung erklärte, „das größtenteils friedliche Zusammenleben von Muslimen und Christen in Ägypten“ müsse „unbedingt bewahrt werden“. US-Präsident Donald Trump sprach al-Sisi in einem Telefonat sein Beileid aus und bekundete sein Vertrauen in al-Sisis Versprechen, „Christen und alle Ägypter zu schützen“.

Trauergottesdienst auch in Wien

Mit einem Trauergottesdienst hat die Koptische Kirche in Österreich am Montagabend der Opfer der Terroranschläge von Tanta und Alexandrien gedacht. Der Trauergottesdienst wurde von Anba Gabriel, dem für die Kopten in Österreich zuständigen Bischof, geleitet.

An dem Gottesdienst nahm zu Beginn auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) teil. „Kopten sind immer wieder Opfer von Gewalt und Verfolgung und verdienen daher unsere Solidarität“, teilte Kurz im Anschluss mit. Österreich werde sich weiterhin für Religionsfreiheit und gegen Christenverfolgung einsetzen. Er sei dankbar für das Engagement von Bischof Gabriel und seiner Gemeinde und dafür, dass Kopten das christliche Leben in Österreich bereichern würden.

An dem Gottesdienst in der Marienkathedrale im 22. Bezirk nahm auch „Pro Oriente“-Präsident Johann Marte teil. Seine Anwesenheit wurde als Zeichen der Solidarität der katholischen Kirche für die verfolgten Kopten besonders gewürdigt, wie die Stiftung „Pro Oriente“ berichtete. Marte stimmte der Auffassung zu, dass hinter den Anschlägen in Tanta und in Alexandrien Kräfte der Muslimbruderschaft stehen, denen es darum gehe, das ägyptische Volk zu spalten.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

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