Gründonnerstag: Osterfeierlichkeiten begonnen

Mit der Chrisammesse haben am Donnerstag die großen liturgischen Feiern rund um Ostern begonnen. Am Nachmittag wird Papst Franziskus unter anderen an inhaftierten Ex-Mafiosi die rituelle Fußwaschung vornehmen.

Bei der Chrisammesse wurden die heiligen Öle geweiht, die bei der Spendung von Taufe, Firmung, Krankensalbung sowie bei Weihen verwendet werden. Zugleich erneuerten im Petersdom mehrere tausend Priester die Versprechen, die sie bei ihrer Weihe gegeben hatten. In seiner Predigt rief der Papst die Priester auf, sich um die Armen und Ausgegrenzten zu kümmern. Die Kirche dürfe weder „eingebildet noch starr“ sein. Von Jesus müssten die Priester lernen, jenen ihre freudige Botschaft zu verkünden, die arm seien.

Papst Franziskus bläst in ein Gefäß mit geweihtem Öl während der Chrisammesse am Gründonnerstag 2017

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Bei der Chrisammesse werden die Öle geweiht, die bei Taufen, Firmungen, Krankensalbungen sowie bei Weihen verwendet werden

Das könne nur mit Respekt und Demut erfolgen. Die Verkündigung könne „nicht selbstgerecht und eingebildet sein“, betonte der Papst. Die Freude ist ein zentrales theologisches Thema von Franziskus. Sein erstes Schreiben Schreiben nach seinem Amtsantritt 2013 trägt den programmatischen Titel „Evangelii Gaudium“ (Die Freude die Evangeliums).

Rituelle Fußwaschung an Ex-Mafiosi

Am Nachmittag fährt der Papst in die 60 Kilometer von Rom entfernte Kleinstadt Paliano und feiert mit den Häftlingen der dortigen Justizanstalt die Abendmahlmesse. Dabei wäscht er zwölf Häftlingen die Füße. Bereits 2013 und 2015 wusch Franziskus Häftlingen die Füße. Im vergangenen Jahr hatte er das Ritual an Flüchtlingen vollzogen. Häftlinge liegen Franziskus besonders am Herzen. Er besucht regelmäßig Gefängnisse und tritt für eine Abschaffung der lebenslänglichen Haftstrafe ein.

Dieses Jahr wählte Franziskus auch inhaftierte Ex-Mafiosi für die traditionelle Fußwaschung vor Ostern aus. Bei dem „privaten“ Besuch des Kirchenoberhauptes im Gefängnis am Donnerstagabend seien keine Kameras zugelassen, teilte der Vatikan mit. In der Haftanstalt sitzen insbesondere frühere Mitglieder der Mafia ein, deren Haftstrafen wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Justiz verkürzt wurden.

„Jeder hat das Recht, sich zu irren“

Franziskus hat die Mitglieder der italienischen Mafia wiederholt aufgerufen, ihr Leben zu ändern. In einem am Donnerstag erschienenen Interview mit der italienischen Zeitung „La Repubblica“ sagte der Papst: „Ich wiederhole es noch einmal, alle haben das Recht, sich zu irren.“ Jeder habe sich schon einmal „auf die ein oder andere Weise geirrt“ - mehr dazu in Papst: „Dritten Weltkrieg in Stücken stoppen“.

Auch ein Muslim, der im Juni getauft wird, und drei Frauen finden sich im Kreis jener zwölf Personen, denen der Papst die Füße wäscht. Dieses Detail über die traditionelle Zeichenhandlung am Gründonnerstag gab der Vatikan kurz vor Abreise des Papstes aus Rom bekannt.

Zeichen der Demut

Das Ritual erinnert an die Fußwaschung Jesu an seinen Jüngern am Abend vor seiner Kreuzigung. Die symbolische Handlung ist ein Zeichen der Demut und des gegenseitigen Dienens. Die Päpste vor Franziskus hatten jeweils zwölf Priester für den liturgischen Akt bestimmt und diesen rituell die Füße gewaschen.

Am Karfreitag steht dann der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum auf dem Programm, der an den Leidensweg Jesu erinnert. Es ist eine der eindrucksvollsten Zeremonien im römischen Kirchenjahr. Am Samstagabend folgt die mehrstündige Feier der Osternacht im Petersdom, am Ostersonntag die Ostermesse mit dem anschließenden Segen „Urbi et orbi“.

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen zu Ostern

Das italienische Innenministerium plant in den Ostertagen schärfste Sicherheitsmaßnahmen. Die Exekutive kündigte strenge Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen, Bahnhöfen und rund um den Vatikan an. Auf Spürhunde und Videoanlagen will die Polizei verstärkt zurückgreifen, um einen reibungslosen Verlauf der Osterfeierlichkeiten zu garantieren.

„Wir können nicht auf unsere Freiheit verzichten. Wir müssen aber mit dem Bewusstsein leben, dass die Risiken für die Sicherheit groß sind“, verlautete aus dem Innenministerium in Rom. Tausende Carabinieri, Polizisten und Soldaten sollen in Rom eingesetzt werden, um die U-Bahn-Stationen zu kontrollieren. Nach den jüngsten Terroranschlägen in Stockholm und London wird insbesondere rund um das Kolosseum, wo Papst Franziskus am Karfreitagabend mit mehreren Zehntausend Menschen den Kreuzweg betet, eine weite Sperrzone angelegt.

Der Vatikan verschärfte ebenfalls die Sicherheitsmaßnahmen, um Anschlägen vorzubeugen. Auch tagsüber sollen die Kontrollen auf dem Petersplatz verstärkt werden. Die Zahl der Polizisten in Zivil, die den Platz bewachen, wird erhöht. Die Kontrollen an den Eingängen der Peterskirche anlässlich religiöser Zeremonien würden noch gründlicher sein, berichteten italienische Medien.

religion.ORF.at/APA/KAP/AFP

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