Kreuzweg in Rom: Papst betete mit Zehntausenden

Papst Franziskus hat am Karfreitagabend den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom geleitet. An der abendlichen Zeremonie mit dem Papst vor Roms Wahrzeichen beteiligten sich zehntausende Gläubige, Pilger und Touristen.

Viele von ihnen hatten stundenlang auf den Beginn der Zeremonie vor dem Kolosseum gewartet. Der Papst betete vor dem antiken Amphitheater im Schein von unzähligen Kerzen und Fackeln. Er folgte der Zeremonie von einem

Pavillon auf dem Palatin-Hügel aus. Kardinalvikar Agostino Vallini, Stellvertreter des Papstes in der Diözese Rom, trug zu Beginn der Zeremonie das schlichte, schwarze Holzkreuz.

Kolosseum Sicherheitsvorkehrungen Papst

Andreas Solaro / AFP

Papst Franziskus verfolgte den Kreuzweg von einer erhöhten Terrasse aus

Die traditionelle Zeremonie im Gedenken an den Leidensweg Jesu Christi vor 2000 Jahren, ein Höhepunkt im Osterprogramm, lief im Schein vieler Fackeln auf der sogenannten Via Crucis vor dem römischen Wahrzeichen ab. Der Papst nahm betend an der Feier teil.

Religiöse Verfolgung im Mittelpunkt der Meditationen

Die Texte und Meditationen wurden von der französischen Theologin und Bibelwissenschafterin Anne-Marie Pelletier (70) verfasst. Die Not der Flüchtlingskinder, der Kriegsverletzten und der Menschen, die aufgrund von ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit verfolgt werden, standen im Zentrum der Meditationen mit dem Titel „Die Liebe Gottes erreicht im Kreuz ihr volles Maß“.

„Was heute zu Gott schreit aus den Elends- und Kriegsgebieten, in zerrissenen Familien, in den Gefängnissen, auf den überladenen Flüchtlingsschiffen, daran erinnert die Kreuzigung“, schrieb Pelletier. Sie erinnerte in ihren Meditationen an die anhaltende Not unzähliger Menschen auf der Welt. So erwähnte sie das Weinen der verängstigten Kinder auf der Flucht und in den Kriegsgebieten, der Verwundeten auf den Schlachtfeldern, die nach einer Mutter rufen, sowie das einsame Weinen der Kranken und der Sterbenden.

Kolosseum Sicherheitsvorkehrungen

Filippo MONTEFORTE / AFP

Der traditionelle Kreuzweg findet am Kolosseum in Rom statt

Schärfste Sicherheitsvorkehrungen

Die Zeremonie ist Teil der Osterfeierlichkeiten in Rom und gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Hinblick auf den Kreuzweg in Rom ergriffen. Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachten die Veranstaltung. Tausende Soldaten wurden für die Sicherheit in Rom während der Osterfeiertage eingesetzt.

Der Papst bat um Gnade für die Menschen, die wegen ihres Glaubens und ihrer Ethnie verfolgt werden und unter den Folgen des Krieges leiden. „Befreie uns von unserem Egoismus und von der Leere unserer menschlichen Kalkulationen“, sagte der Papst. Er bat auch wegen des Versagens der Bischöfe um Verzeihung.

Karfreitagsliturgie im Petersdom

Vor Beginn des Kreuzwegs hatte der Papst mit bei der Karfreitagsliturgie im Petersdom dem Leiden und Sterben Jesu gedacht. Nach Lesungen aus der Heiligen Schrift und den Großen Fürbitten stand die Verehrung des Kreuzes im Zentrum der Feier.

Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten nahmen an der Zeremonie teil. Die Predigt hielt der Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa. Er gedachte der vielen Opfer unter syrischen Zivilisten, vor allem bei den Angriffen mit chemischen Waffen, sowie der Toten bei den Anschlägen in Ägypten am Palmsonntag.

Osterfeierlichkeiten im Vatikan

Der Kreuzweg ist die längste der Osterliturgien und dauert beinahe drei Stunden. Er gilt als stimmungsvollste Liturgie der Karwoche. Den Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im Vatikan bildet die Osternachtsmesse am Samstagabend.

Weitere Höhepunkte der Kar-und Ostertage im Vatikan sind am Sonntagvormittag die Ostermesse des Papstes auf dem Petersplatz (10.30 Uhr) und um die Mittagszeit der feierliche Segen „Urbi et orbi“.

religion.ORF.at/APA

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