Kirchenvertreter für Ethik- und Religionsunterricht

Wenn es um die Frage Ethik- und/oder Religionsunterricht geht, sagen pädagogisch Verantwortliche der jeweiligen Glaubensgemeinschaft: Das eine tun und das andere nicht lassen.

Das geht aus einer Umfrage der Tageszeitung „Der Standard“ vom Dienstag hervor, in der Positionen zum seit 20 Jahren laufenden Ethik-Schulversuch an derzeit 214 höheren Schulen (AHS und BHS) erhoben wurden. Die Leiterin des Wiener Erzbischöflichen Amts für Unterricht und Erziehung, Andrea Pinz, sprach dabei aus, was auch andere Befragte ähnlich beantworteten: Ethikunterricht habe sich im Schulversuch bewährt und sollte „ins Regelschulwesen übernommen werden“. Der konfessionelle Religionsunterricht dürfe dadurch aber nicht benachteiligt werden.

„Systematische Werteerziehung“ für alle

Ethikunterricht sollte laut Pinz verpflichtend für jene einer Religionsgemeinschaft angehörigen Schüler sein, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, bzw. für jene, die sich als Konfessionslose nicht dafür als Freifach angemeldet haben. Voraussetzung wäre ein einheitlicher Lehrplan und eine entsprechende Ausbildung der Lehrkräfte. Eine solche flächendeckende Aufwertung des Ethikunterrichts würde dem Anliegen Rechnung tragen, „allen Schülern eine systematische Werteerziehung zu vermitteln“, so die Schulamtsleiterin.

„Seitens der Kirchen nicht mitgetragen werden“ kann laut Pinz die Variante, das Ethik Pflichtfach wird und Religion Pflichtfach mit Abmeldemöglichkeit. Der Religionsunterricht, der identitätsstärkend wirke und ein „klarer Integrationsfaktor“ sei, würde dadurch benachteiligt.

„Indoktrination? - gilt heute längst nicht mehr“

Auch der für den evangelischen Religionsunterricht zuständige Oberkirchenrat Karl Schiefermair sprach sich im „Standard“ für Ethik als Pflichtfach für alle aus, die keinen Religionsunterricht haben; das seit 1997 laufende Schulversuchsmodell sollte dafür ausgeweitet werden. Auch Schiefermair verwies auf die nachweislichen Stärken des konfessionellen Religionsunterrichts: Eine Studie der Berliner Humboldt-Universität von 2009 belege, dass Schüler dadurch „interreligiös kompetenter“ würden als Schüler ohne einen solchen Unterricht. „Der Vorwurf der Indoktrination gilt heute längst nicht mehr“, fügte der Oberkirchenrat hinzu.

Pluralismusfähig durch Religionsunterricht

Ähnlich die Haltung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ): Schulamtsleiterin Amina Baghajati verwies auf die guten Erfahrungen mit Ethikunterricht als Grundlage für eine Diskussion über einen Ausbau. Wenn es um die Reflexion wichtiger Fragestellungen mit entsprechendem Wertebewusstsein gehe, gehöre der konfessionelle Unterricht dazu. Guter Religionsunterricht wirke dem zunehmenden religiösen Analphabetismus durch Wissensvermittlung entgegen, erziehe zu mündigem Denken, wirke persönlichkeitsstärkend und „macht pluralismusfähig“, befand Baghajati.

Laut aktuellen, vom „Standard“ erhobenen Zahlen, besuchen österreichweit insgesamt 607.112 Schülerinnen und Schüler römisch-katholischen Religionsunterricht. Unter ihnen sind 92 Prozent (587.566) aller katholischen Schüler. Außerdem besucht auch rund jeder vierte Schüler ohne religiöses Bekenntnis (26 Prozent) den römisch-katholischen Religionsunterricht. Unterrichtet werden die Kinder und Jugendlichen von 6.797 Laientheologen und 368 Klerikern bzw. Ordensleuten.

Religionsunterricht für fast alle Religionen

36.000 evangelische Schüler besuchen den gemeinsamen Religionsunterricht der evangelischen Kirche A.B. und H.B. sowie der Methodisten; dazu kommen 4.500 Schüler ohne Religionsbekenntnis bzw. aus Pfingstgemeinschaften. Orthodoxen Religionsunterricht gibt es aktuell an 900 Schulstandorten für 12.000 Schüler. Weitere 1.667 Kinder erhalten freikirchlichen Religionsunterricht.

Islamischen Religionsunterricht besuchen derzeit 69.573 Schüler. Für 1.300 Kinder gibt es alevitischen Religionsunterricht. Eine kleine Minderheit sind die derzeit 235 Kinder, die buddhistischen Religionsunterricht haben. Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Gesellschaft, hält Ethikunterricht für - wie er sagte - „genauso unabdingbar“ wie Religionsunterricht. Keine statistischen Angaben gibt es zum mosaischen Religionsunterricht für jüdische Kinder.

religion.ORF.at/KAP

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