Geschäfte in Tel Aviv dürfen am Sabbat offen bleiben

Rund 160 Geschäfte in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv dürfen am jüdischen Sabbat geöffnet bleiben. Die Entscheidung sorgte für Zorn bei den strengreligiösen Koalitionspartnern der Regierungspartei Likud.

Nach jüdischem Religionsgesetz ist am Sabbat jegliche Arbeit verboten. Das höchste Gericht in Jerusalem urteilte, die Stadtverwaltung der überwiegend säkularen Stadt dürfe diese Politik fortsetzen, berichtete der israelische Rundfunk am Donnerstag.

Supermarkt in Tel Aviv

Reuters/Nir Elias

Supermarkt im überwiegend säkularen Tel Aviv

Die Führungen der Parteien Schas, Vereinigtes Thora-Judentum und Jüdisches Heim (Siedlerpartei) hätten von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Einberufung einer Dringlichkeitssitzung gefordert, berichtete der Sender. Das Urteil vom Vortag sei ein Verstoß gegen das jüdische Gebot, einen Ruhetag einzuhalten.

Strengreligiöse fordern neue Anhörung

In den Koalitionsvereinbarungen sei festgelegt, dass man nicht gegen die bisherigen öffentlichen Sabbat-Regeln und damit gegen den geltenden Status verstoßen dürfe. Innenminister Arie Deri (Schas) forderte eine neue Anhörung des Gerichts in der Frage, und zwar mit einem größeren Richterforum.

Eine Umfrage der israelischen Organisation Chiddusch ergab zu Jahresbeginn, dass 78 Prozent der jüdischen Israelis dafür sind, Tel Aviver Geschäfte auch am Sabbat öffnen zu lassen. Nach einer Befragung des Pew-Instituts sieht sich knapp die Hälfte der jüdischen Israelis als nicht religiös (49 Prozent), 22 Prozent als religiös oder strengreligiös und 29 Prozent als „traditionell“.

Heiliger wöchentlicher Feiertag

Sabbat (auch: Schabbat) bedeutet Ruhetag und ist gläubigen Juden heilig. Er wird jede Woche als Feiertag begangen. Der Sabbat ist der siebente und letzte Tag der Woche, der Tag, den Gott nach jüdischem Glauben zum Ruhetag bestimmt hat. Den Sabbat einzuhalten gehört zu den zehn Geboten und ist damit unbedingte religiöse Pflicht.

Jüdische Frau zündet Kerzen zum Sabbat an

Reuters/Dan Balilty

Gebet zum Sabbat

Im Buch Exodus 31, 12 ff. wird jenen, die den Sabbat entweihen, sogar die Todesstrafe angedroht. Der Sabbat beginnt am Freitag mit Sonnenuntergang und dauert bis zum Sonnenuntergang am Samstag, da der Tag nach dem jüdischen Kalender mit dem Abend beginnt. In dieser Zeit ist Arbeit streng verboten, wozu auch Kochen, Telefonieren und Autofahren zählt. Der Tag soll dem Gebet, der inneren Einkehr und der Familie vorbehalten sein. Als besonders gottgefällig gilt hingegen, auch Fremde bei den festlichen Sabbat-Mahlzeiten zu bewirten.

Viele Aktivitäten untersagt

Nach dem Talmud gibt es 39 Tätigkeiten und zahlreiche davon abgeleitete Aktivitäten, die während des Sabbat verboten sind. Dazu zählt neben der Erwerbsarbeit zum Beispiel das Feuermachen, weswegen strenggläubige Juden am Sabbat keine strombetriebenen Geräte verwenden dürfen. Liberale Juden legen diese Gebote hingegen lockerer aus. In Israel gibt es von Freitagabend bis Samstagabend keinen öffentlichen Verkehr. Die meisten Geschäfte und alle koscheren Restaurants haben geschlossen.

Nach religiöser Auffassung verdrängt nur Lebensgefahr den Sabbat. So ist es gestattet, ein lebensbedrohliches Feuer zu löschen, lebensrettende Operationen durchzuführen und für eine Flucht weitere Distanzen als üblicherweise erlaubt zurückzulegen.

religion.ORF.at/APA/dpa

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