„Herzbischof“ Weber 90: Diözese Graz feiert

„Unser ‚Herzbischof‘ wird 90“: Unter diesem Titel feiert die Diözese Graz-Seckau ihren von 1969 bis 2001 amtierenden Diözesanbischof Johann Weber und würdigt den Jubilar auf ihrer Website als „Vater des diözesanen Aufbruchs“.

Nach wie vor sei der Name Johann Weber mit einer Zeit in der Steiermark verknüpft, in der Fortschritt und Aufbruch auch stark geistlich besetzt gewesen seien. Noch immer wirke er als Seelsorger in Graz, „nach wie vor ist jede Begegnung mit ihm geprägt von offener schlichter Herzlichkeit“, berichtete Kathpress am Donnerstag.

Krautwaschl hält Predigt

Aus Anlass seines 90. Geburtstages feiert Weber am 30. April um 9.00 Uhr die Sonntagsmesse mit der Pfarrgemeinde Graz-Andritz. Hauptzelebrant und Prediger wird Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl sein. Der als bescheiden bekannte Altbischof bittet, von persönlichen Geschenken abzusehen und stattdessen für die Caritas der Pfarre Andritz oder den diözesanen Fonds für Arbeit und Bildung zu spenden.

Altbischof Johann Weber

APA/Roland Schlager

Altbischof Johann Weber

Krautwaschl ist auch einer der Gratulanten, die sich in einem am Donnerstag freigeschalteten Themenschwerpunkt auf der Diözesan-Website zum 90er seines Vorgängers zu Wort melden. Würdigungen kommen weiters vom emeritierten Diözesanbischof Egon Kapellari, von Caritas-Direktor Herbert Beiglböck, von Erich Hohl als Vertreter der Katholischen Aktion, von Hans Schrei, Pfarrer des Pfarrverbandes Graz-St.Leonhard, wo Bischof Weber seit 2012 an Sonntagen liturgisch und seelsorglich mitwirkt.

Zahlreiche Gratulanten

Superintendent Hermann Miklas gratulierte ebenso wie Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), sein Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) und der Ex-Chefredakteur des steirischen ORF-Landesstudios, Günther Ziesel.

Als prominentester Gratulant von außerhalb der Steiermark meldet sich der Nachfolger Webers als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, zu Wort. Und in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“ blickt der frühere Caritas-Präsident Franz Küberl auf viele gemeinsame Jahre mit dem Jubilar zurück.

Schönborn: „Dramatische Zeit“ ab 1995

An seine Zeit als Kaplan in der Grazer Katholischen Hochschulgemeinde, wo er Bischof Weber kennenlernt, erinnerte sich „dankbar“ der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn. „Als bischöfliche Mitbrüder haben wir gemeinsam die dramatische Zeit 1995-1998 erlebt, wo er den Vorsitz der Bischofskonferenz übernommen hatte“, so der Kardinal eingedenk der Turbulenzen rund um seinen des Missbrauchs beschuldigten Vorgänger Hans Hermann Groer.

In dieser schwierigen Phase für die katholische Kirche in Österreich habe Johann Weber mit „Umsicht und Klugheit“ Verantwortung getragen. „Er war und ist ein volksnaher Bischof“, würdigte Schönborn. „Das Wort: immer bei den Menschen sein, hat sich beim ihm besonders gut verwirklicht.“

Als ehemaliger Zeremoniär Johann Webers fallen dem Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl viele Begegnungen mit seinem Vorgänger ein, wie er in seinen Gratulationsworten meinte. Auch nach der Mitteilung der Nuntiatur, dass Papst Franziskus ihn zum Bischof erwählt habe, und nach einer schlaflosen Nacht habe er am Morgen des 13. April 2015 Bischof Weber besucht und sei von seinem Segen gestärkt worden.

Krautwaschl: „Für Dein einfach treues Mitgehen mit der Kirche und damit in den Spuren des Evangeliums ein riesengroßes Vergelt’s Gott!“ Dank äußerte Krautwaschl auch dafür, „dass Du wirklich dort gegangen bist, wo Deine Kirche von Graz-Seckau Dich gebraucht hat: mal voran, mal hinterher, mal mitten drin“.

Kapellari: Erfolg und Schmerz

In bald 90 Lebensjahren, davon 67 als Priester, 32 als Diözesanbischof und nun schon 16 Jahre als Emeritus, habe Johann Weber besonders viel von dem erlebt, was Jesus in seinem Gleichnis vom Sämann beschrieb: Darauf verwies Bischof Egon Kapellari und erinnerte dabei an „unverdrossene Aussaat und immer wieder Erntefreude, dazwischen viel Hoffnung, viel Erfolg, aber auch nicht wenig Enttäuschung und Schmerz“.

Der runde Geburtstag Webers sei im Blick auf all das auch ein Erntedankfest von besonderem Rang. Die Ernte „dieses wetterfesten und guten Hirten“ sei groß, viele Menschen in Österreich und weit darüber hinaus „wissen und bedanken dies. So auch ich, sein Nachfolger“, schrieb Kapellari.

Ein „Bischof zum Angreifen“

Als „Bischof zum Angreifen“ bezeichnete der steirische evangelische Superintendent Hermann Miklas den Jubilar. Dessen Amtsantritt sei in eine Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche - Stichwort „1968“ - gefallen, „und Johann Weber war genau der richtige Mann für diese neue Zeit: volksverbunden, authentisch, sich ehrlich auf die aktuellen Fragen der Menschen einlassend, ohne Berührungsängste vor der Arbeiterschaft“.

Zwar machte die Säkularisierung mit steigenden Kirchenaustritten auch vor der Steiermark nicht Halt, so Miklas: „Doch behielten auch jene Menschen, die der Institution Kirche zunehmend kritisch gegenüber standen, vor Johann Weber als Person und als Christ tiefen Respekt.“

Caritas-Direktor: „Weggefährte“

Bischof Weber habe „immer vorgelebt, jeden einzelnen Menschen mit all seinen Begabungen und Grenzen zu mögen und mit jedem etwas von der Freude, Hoffnung und Leid zu teilen, damit die Botschaft des Evangeliums etwas deutlicher in dieser Welt spürbar und erkennbar ist“, schrieb der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck als langjähriger „Weggefährte“ Webers.

Sein Vorgänger Franz Küberl, ebenfalls über viele Jahre in verschiedenen Funktionen mit Weber verbunden, erinnerte in der „Furche“ an dessen bischöflichen Wahlspruch „Evangelizare pauberibus - den Armen die frohe Botschaft verkündigen“. Dies habe Weber in all seinen Dienstjahren „treu und wagemutig als bischöfliche Grundmelodie des Handelns umzusetzen“ gesucht. Weber sei vom II. Vatikanum geprägt ein Mann des Dialogs über Konfessions-, Generations- und „Lager“-Grenzen hinaus gewesen, „er war ein Leute-Bischof, bei den Menschen äußerst beliebt“.

„Kirche als selbstbewussten Dialogpartner in die moderne Gesellschaft einzubringen“ - dies habe Erich Hohl, Generalsekretär der steirischen Katholischen Aktion, in der Bischofszeit Webers als sehr prägend erlebt - etwa beim „Tag der Steiermark“ im Jahr 1993.

Schlaglichter auf Persönlichkeit Webers

Ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Persönlichkeit Johann Webers warf Pfarrer Hans Schrei in seiner Gratulation: 2012, schon Monate vor der Errichtung des neuen Pfarrverbandes St. Leonhard, Kroisbach und Ragnitz habe sich der Altbischof als erster bei ihm gemeldet und Folgendes mitgeteilt: „Ich werde ab September 2012 an Sonntagen keinen Auswärtstermin mehr annehmen, damit ich euch an den Sonntagen zur Verfügung stehen kann. Mit mir kannst du an jedem Sonntag rechnen!“ Diese Ankündigung des damals schon 85-Jährigen habe ihn persönlich sehr berührt, so Schrei, „und er hat seine Zusage bis jetzt eingehalten“.

religion.ORF.at/KAP

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