Papst-Messe in Kairo auf Luftwaffenstützpunkt

Offenbar aus Sicherheitsgründen ist der geplante Gottesdienst von Papst Franziskus in Kairo am 29. April auf das Gelände eines Luftwaffenstützpunktes außerhalb der ägyptischen Hauptstadt verlegt worden.

Ursprünglich war die Messe in einem Stadion geplant, wie der koptisch-katholische Bischof von Luxor-Theben, Emmanuel Ajad Bischai, am Freitag in einem Interview der italienischen katholischen Presseagentur SIR berichtete.

Der Papst reist von 28. bis 29. April nach Ägypten. Der Gottesdienst steht am Vormittag des zweiten Besuchstags auf dem Programm. Nach den jüngsten Anschlägen in Ägypten hatte der Vatikan mitgeteilt, die Reise von Franziskus finde wie geplant statt.

Mehr Sicherheit, mehr Platz

Der Ortswechsel biete mehrere Vorteile, so Bischof Bischai. Der erste sei, dass man der großen Nachfrage besser gerecht werden könne, da nun 25.000 Gläubige an der Messe teilnehmen könnten, 7.000 mehr als zuvor. Weiter sagte Bischai: „Weil es ein militärischer Stützpunkt ist, bietet er auch weitere Garantien für die Sicherheit.“ Als dritten Vorteil nannte er das größere Angebot von Parkplätzen.

Der koptisch-katholische Bischof von Luxor-Theben, Emmanuel Ajad Bischai

APA/AFP/Mohamed el-Shahed

Der koptisch-katholische Bischof von Luxor-Theben, Emmanuel Ajad Bischai

Hochkarätige Treffen geplant

Bischof Bischai leitet das ägyptische Organisationskomitee für den Papstbesuch. Im offiziellen Reiseprogramm, das der Vatikan veröffentlichte, war abweichend von der sonstigen Praxis kein Ort für den Gottesdienst angegeben. In Kairo trifft der Papst am ersten Besuchstag unter anderen mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi, dem Großimam der Al-Ashar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tajjeb sowie dem koptischen Papst Tawadros II. zusammen.

Am Dienstag waren bei einem Anschlag in der Nähe des weltbekannten Katharinenklosters auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel ein Polizist getötet und vier weitere verletzt worden. Am Sonntag vor Ostern starben bei Terroranschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten, zu denen sich die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bekannte, mindestens 44 Personen.

Botschafter: Ägypten sicheres Land

Der ägyptische Botschafter in Deutschland, Badr Abdelatty, sagte am Freitag gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA, Ägypten sei weiterhin sicher. Mit Blick auf den Papst, Touristen und Pilger fügte er hinzu: „Wir tun alles, um unsere Gäste zu schützen. Alle unsere touristischen Ziele sind sehr sicher.“ Die Attacken auf die Kirchen in Tanta und Alexandria mit mehr als 40 Toten seien „ein Zeichen des Scheiterns der Terroristen“, die in den vergangenen Jahren in Ägypten erfolgreich geschwächt worden seien.

Auch beim Besuch von Papst Franziskus erwartet der ägyptische Botschafter keine Sicherheitsprobleme: „Es gibt überhaupt keine Gefahr in Bezug auf seinen Besuch“, sagte Abdelatty. „Wir tun alles, um hundertprozentige Sicherheit zu gewährleisten, damit das Oberhaupt der katholischen Kirche Gast in Ägypten sein kann.“

„Großartiger Besuch“

Franziskus sei „eine großartige Person, die für Toleranz, friedliches Zusammenleben und den Dialog der Religionen eintritt“, so der Botschafter. Der Besuch werde eine neue Seite im Verhältnis Ägyptens zum Heiligen Stuhl aufschlagen und den Dialog zwischen dem Islam und dem Christentum weiter vertiefen. Es werde „ein großartiger Besuch sein für Ägypten und das ägyptische Volk“.

Der Botschafter rechnet nicht damit, dass sich konservative Muslime in Ägypten durch den Papstbesuch provoziert fühlen könnten. „Nein, absolut nicht. Der Papst wird von allen Muslimen und Christen in Ägypten willkommen geheißen“, sagte Abdelatty.

Gedenken an „Mauer der Märtyrer“

Laut dem koptisch-katholischen Bischof Bischai ergab sich bei der Vorbereitung auf den Papst-Besuch ein einmaliges Klima der Zusammenarbeit. Die Regierung habe „grünes Licht“ gegeben, ein Telefonanruf genüge, um Probleme zu lösen. Außergewöhnlich groß sei auch das mediale Interesse. Im Papst-Flugzeug werden 70 Journalistinnen und Journalisten aus Rom mitkommen, zudem sind in den letzten Tagen hunderte Akkreditierungsansuchen aus aller Welt im Büro von Bischof Bischai angekommen.

Das Medienzentrum wird im Hotel Ritz in der Nähe des Tahrir-Platzes eingerichtet. Das ägyptische Fernsehen wird in seinem ersten Kanal den ganzen Besuch direkt übertragen. Ein besonderer Augenblick des Papst-Besuches wird ein gemeinsames Gedenken mit Papstpatriarch Tawadros II. und den anderen orientalischen Patriarchen - die zur internationalen Friedenskonferenz an der Al-Ashar-Universität nach Kairo kommen - in der St.-Peter-und-Paul-Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft der Markuskathedrale sein.

Stilles Gebet an Anschlagsort

In der St. Peter-und-Paul-Kirche war es am 11. Dezember des Vorjahrs zu einem folgenschweren islamistischen Attentat gekommen, dem Dutzende koptische Gläubige zum Opfer fielen. Der Papst und die Patriarchen werden zunächst in der Kirche im stillen Gebet verharren und dann zu der Mauer gehen, an der am 11. Dezember die Leichen der Opfer abgelegt wurden; Papst Franziskus wird dort einen Blumenkranz niederlegen und Kerzen entzünden.

Damit würden alle Märtyrer geehrt, die das christliche Ägypten in den letzten Jahren zu beweinen hatte. Die „Mauer der Märtyrer“ ist seit Dezember zu einem Wallfahrtsort geworden, an dem viele Menschen Gebete und Bitten deponieren, berichtete Bischof Bischai.

Außerordentliche Bedeutung kommt nach den Worten des Bischofs auch der Begegnung von Papst Franziskus mit der Jugend zu. Die koptisch-katholische Kirche organisiert eine Sternwallfahrt aus allen Eparchien nach Kairo. Am Abend des 28. April wird eine Delegation von 300 Jugendlichen den Papst in der Nuntiatur begrüßen. Während des Abendessens werden die Jugendlichen für den Papst Gesänge aus der koptischen Tradition singen.

religion.ORF.at/KAP

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