„Kirche in Not“: Wiederaufbau im Irak

Wie „Kirche in Not“ am Montag vermeldete, werden in den Orten Bartella, Karamless und Karakosch drei Baustellen eingeweiht, wo mithilfe der internationalen Päpstlichen Stiftung die ersten 100 Häuser für christliche Flüchtlingsfamilien gebaut werden sollen.

P. Andrzej Halemba, vom „Ninive-Wiederaufbau-Ausschuss“ von „Kirche in Not“, beschrieb das als ein „historisches und einmaliges Ereignis für die Zukunft des Christentums im Irak“. Nicht weniger als 13.000 Privathäuser seien durch den Islamischen Staat zerstört worden, hieß es in der Aussendung.

„Olivenbaum-Zeremonie“

Den ersten christlichen Familien, die zurückkehren wollen, werden an den Kirchen der drei christlichen Orte Bartella, Karamless und Karakosch Olivenbäume überreicht, die sie nahe bei ihrem Haus pflanzen sollen. Dazu erhielten sie eine Grußbotschaft mit dem Wunsch, sie mögen „an dem Ort wieder Wurzeln schlagen, wo sie geboren wurden, dort leben und Früchte des Friedens und der Versöhnung hervorbringen“.

Ein Gläubiger kniet vor dem Altar einer Kirche in Karakosch, Irak

APA/AFP/Fadel Senna

Kirche in Karakosch, Irak

An der „Olivenbaum-Zeremonie“ nahmen u. a. Mitglieder des „Ninive-Wiederaufbau-Ausschuss“ teil; vertreten sind darin die drei christlichen Hauptkirchen der Region - syrisch-orthodoxe, syrisch-katholische und chaldäisch-katholischen Kirche - sowie Philipp Ozores, der Generalsekretär von „Kirche in Not“.

Das Gremium wurde Ende März gegründet, um den Wiederaufbau der von der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) beschädigten christlichen Häuser zu planen und zu überwachen. 669 Häuser seien nach der Besetzung des Gebietes durch die Terrortruppe völlig zerstört worden. Die Gesamtkosten des Wiederaufbaus werden auf mehr als 250 Millionen Dollar geschätzt. „Kirche in Not“ habe dem Ausschuss sowie den drei christlichen Kirchen, die er vertritt, bereits 450.000 Euro zur Verfügung gestellt, teilte die Hilfsorganisation mit.

Hohe Rückkehrbereitschaft

Eine im März durchgeführte Umfrage ergab, dass rund 40 Prozent der christlichen Familien definitiv in ihre Häuser in der Ninive-Ebene zurückkehren wollen, die sie 2014 während der IS-Invasion verlassen mussten. Weitere 46 Prozent ziehen eine Rückkehr ernsthaft in Erwägung. Noch im November 2016 waren nur 3,3 Prozent der befragten Familien dazu bereit, in ihre Dörfer zurückzukehren.

„Diese Zahlen bilden das historische Dilemma ab, in dem sich das Christentum im Irak in diesem Moment befindet“, wies P. Halemba als Nahostverantwortlicher von „Kirche in Not“ hin. Der Beginn der Wiederaufbauarbeiten an den genannten Orten soll ein Signal an die vielen tausend christlichen Familien sein, die heute in Erbil und anderen Städten des irakischen Kurdistans unter provisorischen Bedingungen leben müssen. „Wenn wir jetzt die Gelegenheit verpassen, den Christen zu helfen, in ihre Häuser in der Ninive-Ebene zurückzukehren, könnten diese Familien sich dafür entscheiden, den Irak für immer zu verlassen“, so Halemba. Das wäre laut dem Ordensmann „eine enorme Tragödie“.

Historische Präsenz der Christen

Die Präsenz der Christen in dieser Region sei nicht nur historisch, sondern auch politisch und kulturell von entscheidender Bedeutung. Die Christen bildeten ein Brücke zwischen den verschiedenen muslimischen Gruppen, die sich gegenseitig bekämpfen. Sie leisteten auch einen wichtigen Beitrag zum Bildungssystem und würden von allen gemäßigten Muslimen respektiert. Die Christen im Westen rief P. Halemba zur Solidarität in Form von Spenden und Gebet auf.

„Kirche in Not“ führt auch ein Programm zur Verteilung von Grundlebensmitteln an etwa 12.000 Familien weiter, die aus Mossul und der Ninive-Ebene nach Erbil und in andere Orte wie Dehouk, Kirkuk, Zakho und Alqosh geflohen sind. Bis Ende Juni 2017 sollen Lebensmittel im Wert von zwei Millionen Euro verteilt werden.

Die monatlichen Nahrungsmittelpakete im Wert von je 60 Dollar pro Paket werden an alle Vertriebenen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit verteilt - Muslime, Jesiden und Schabak erhalten ebenso Lebensmittel wie Christen. Seit März 2016 ist „Kirche in Not“ die einzige internationale Organisation, die den Binnenflüchtlingen in der Region hilft.

religion.ORF.at/KAP

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