Salzburgs früherer Erzbischof Kothgasser wird 80

Kurz vor seinem nächsten runden Altersjubiläum ist der ehemalige Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser nach wie vor ein gefragter Aushilfsbischof. Am Montag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Als der frühere Salzburger Oberhirte 2012 das kirchliche Pensionsalter von 75 erreichte, machte er gar keinen Hehl daraus, sich tatsächlich auf den Ruhestand zu freuen. Doch ganz so ruhig sind seine Tage dann auch in der Pension nicht geworden.

Noch immer sehr beschäftigt

Sowohl in der Diözese Innsbruck, die seit Jänner 2016 keinen eigenen Diözesanbischof hat, als auch in der Erzdiözese Salzburg ist der fast 80-Jährige ein begehrter Mann. Bei der Osterliturgie heuer war Kothgasser zum Beispiel im Innsbrucker Dom aktiv. Und auch als Großprior der Grabesritter ist Kothgasser immer noch viel unterwegs, und das quer durch Österreich.

Der Salzburger Altbischof Alois Kothgasser im Jahr 2002 mit Vorgänger Georg Eder

APA/Franz Neumayr

Der Salzburger Altbischof Alois Kothgasser mit Vorgänger Georg Eder

Als Anfang 2003 Erzbischof Georg Eder den Hirtenstab an Alois Kothgasser übergab, waren die Hoffnungen der Katholiken Salzburgs groß: Der scheidende Erzbischof hatte die Uhren auf einen konservativen Kurs zurückgedreht und Gräben im Erzbistum aufgerissen. Die Sehnsucht nach Beruhigung und Reformen war stark. Erstere hat der 89. Nachfolger des Heiligen Rupert ganz zweifellos gestillt. Und sollte er vielleicht auch nicht als Mann der großen Erneuerungen in Erinnerung bleiben, so doch als Mann der Integration und Mitte.

Konsequent auf Mittelkurs

Wenn er auf die Frage nach den schönsten Ereignissen seines Wirkens in Salzburg als allererstes die Wiedervereinigung der zerstrittenen Priesterschaft nach seinem Amtsantritt nennt, dann ist das Bild des 78. Erzbischofs von Salzburg bereits treffend gezeichnet. Stets bemüht, möglichst alle im Boot zu halten und auf keiner Seite Schäfchen zu verlieren, hielt er den Kahn konsequent auf Mittelkurs.

Auch um den Preis, dass mitunter weder Fisch noch Fleisch auf den Teller kam: So regte er im Zuge der Missbrauchsdebatte selbst eine innerkirchliche Diskussion über den Zölibat an, hielt aber gleichzeitig „diese Lebensform der Ganzhingabe entscheidend für die Zukunft der Kirche“.

Zölibat und Messe auf Latein

So schloss er sich der Schar jener Kirchenväter an, die Papst Benedikt XVI. zur Wiedereinführung der lateinischen Messe zujubelten, zugleich maßregelte er jene Traditionalisten, die den neuen Römischen Ritus kritisierten, der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Messen in der jeweiligen Landessprache vorsieht.

Der Salzburger Altbischof Alois Kothgasser

APA/Franz Neumayr

Kothgasser beim Festgottesdienst anlässlich seiner Verabschiedung am 29. Dezember 2013 im Salzburger Dom

Eigentlich wollte der am 29. Mai 1937 in Lichtenegg in St. Stefan im Rosental (im steirischen Bezirk Feldbach) geborene Alois Kothgasser, der gemeinsam mit sechs Geschwistern auf dem elterlichen „Stanglgut“ aufgewachsen war, nach der Volksschule eine Kaufmannslehre in Graz machen.

Katholische Vorzeigekarriere

Doch als ihn der örtliche Kaplan fragte, ob er Priester werden wolle, stand sein Entschluss rasch fest. 1955 trat Kothgasser in die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos ein. Er studierte in Turin und Rom und wurde am 9. Februar 1964 zum Priester geweiht. 1968 promovierte er mit einer Arbeit über die Dogmen-Entwicklung zum Doktor der Theologie.

Er arbeitete als Dozent und Professor für Dogmatik an der Universita Pontificia Salesiana in Rom, der Salesianerhochschule in Benediktbeuern in der Diözese Augsburg und an der Salesianerhochschule in Bethlehem. In Benediktbeuern war er auch Rektor, ehe er 1997 zum Bischof von Innsbruck geweiht wurde.

Auch in Politik aktiv

Aufsehen erregte er dort, weil er sich wiederholt auf die Seite der Transitgegner stellte und als einziger Bischof Österreichs das Sozialstaats-Volksbegehren unterschrieb. Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach seiner Berufung nach Innsbruck wählte ihn das Salzburger Domkapitel zum Erzbischof. „Die Wahrheit in Liebe tun“, lautete sein Wahlspruch.

Wenige Wochen vor seinem 75. Geburtstag reichte Alois Kothgasser sein Pensionsgesuch in Rom ein, es sollte noch eineinhalb Jahre dauern, bis dieses auch angenommen und kurz darauf Franz Lackner zum neuen Erzbischof gewählt wurde. Am 12. Jänner 2014 übergab der emeritierte Oberhirte im Salzburger Dom nicht nur den Hirtenstab an seinen Nachfolger, sondern auch eine Erzdiözese, die er nach der Übernahme des Steuers aus stürmischen Zeiten in deutlich ruhigere Gewässer gelotst hatte. Seinen Ruhestand verbringt Kothgasser seit 2014 bei den Don-Bosco-Schwestern in Baumkirchen in Tirol.

religion.ORF.at/APA

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