Nur erste sieben Medjugorje-Erscheinungen „echt“

Vatikanische Experten sind laut einem Medienbericht von der Echtheit der ersten sieben Marienerscheinungen, jedoch nicht der folgenden im Wallfahrtsort Medjugorje (Bosnien-Herzegowina) überzeugt.

Benedikt XVI. (2005-2013) hatte 2010 eine Kommission unter Leitung von Kardinal Camillo Ruini eingesetzt, um den angeblich übernatürlichen Charakter der Ereignisse von Medjugorje zu klären. 2014 legte der Ausschuss seine Ergebnisse der Glaubenskongregation vor, die sich seither damit befasst.

Mehrheit hat Zweifel

Die Nachrichtenseite Vatican Insider nannte am Dienstag unter Berufung auf einen unveröffentlichten Untersuchungsbericht Details: 13 Mitglieder der betreffenden päpstlichen Kommission hielten die ersten sieben im Jahr 1981 erfolgten Erscheinungen - die erste war am 24. Juni - für übernatürlich; ein Mitglied sei zu einem negativen Urteil gekommen, ein weiteres habe sich enthalten. Hingegen habe die Mehrheit Zweifel an der Echtheit der rund 42.000 Visionen von Dezember 1981 bis heute.

Papst Franziskus hatte am Sonntag auf dem Rückweg vom portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima gesagt, die Ruini-Kommission äußere Zweifel hinsichtlich „angeblicher aktueller Erscheinungen“. Er betonte auch, der Bericht unterscheide zwischen den aktuellen Visionsberichten und den ersten Erscheinungen Anfang der 1980er-Jahre. Den Bericht nannte er „sehr, sehr gut“.

Medjugorje

ORF/Martin Cargnelli

Eine Kommission untersuchte die Ereignisse im Wallfahrtsort Medjugorje

Ortsbischöfe bezweifeln Authentizität

Weiter berichtete Franziskus, er habe Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Präfekten der Glaubenskongregation angewiesen, etwaige negative Stellungnahmen gegen das Dokument ausschließlich an ihn persönlich und nicht an den gesamten damit befassten Mitarbeiterkreis in der Kongregation weiterzuleiten.

In den kritischen Kommentaren zu Medjugorje, unter anderen jenen der Ortsbischöfe mit Ratko Peric (Mostar) an der Spitze wird auf zahlreiche Ungereimtheiten verwiesen. „Es handelt sich nicht um authentische Marienerscheinungen“, schrieb der für die Wallfahrtsstätte zuständige Bischof in einem Hirtenbrief zum Beginn der Fastenzeit 2017. Seine Diözese zweifle seit jeher an der Authentizität der Erscheinungen.

Sonderdelegat in Medjugorje

Der Zeitpunkt dieser Äußerung fiel zusammen mit dem Beginn des Medjugorje-Besuchs des von Papst Franziskus ernannten Sonderdelegaten für Medjugorje, Erzbischof Henryk Hoser. Der polnische Erzbischof beschränkte sich jedoch - seinem Mandat Folge leistend - auf die Pilgerseelsorge und äußerte sich nicht über die gemeldeten Marienerscheinungen.

Diese zu untersuchen, sei Aufgabe der vatikanischen Glaubenskongregation, hatte er betont. Der Sonderdelegat soll allerdings Empfehlungen für die Zukunft erarbeiten, die für Juni erwartet werden.

Beim Schafehüten erschienen

Am 24. Juni 1981 sollen in Medjugorje Marienerscheinungen begonnen haben. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der „Gospa“ (Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen.

Beobachtern zufolge sucht der Papst nach Wegen, unabhängig von den angeblichen Erscheinungen den dortigen blühenden und auch in Italien überaus populären Wallfahrtsbetrieb, der von Franziskanern organisiert wird, positiv zu begleiten. Auch Kardinal Christoph Schönborn, der bereits selbst in Medjugorje war, tendiert in diese Richtung.

religion.ORF.at/KAP

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