Indonesisches Scharia-Gericht verurteilt Homosexuelle
Das Urteil wurde ausgerechnet am Internationalen Tag gegen Homophobie verkündet: Jeweils 85 öffentliche Peitschenhiebe. Es ist das erste solche Urteil in Indonesien.
Das Gericht ging sogar noch über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die 80 Hiebe gefordert hatte. Der Richter Khairil Jamal sagte dazu, das dreiköpfige Richterteam habe sich gegen die Höchststrafe entschieden, weil die Männer vor Gericht kooperativ gewesen seien. Als Muslime sollten die Beschuldigten die Scharia-Gesetze befolgen, die in Aceh gelten würden, so Jamal. Die Auspeitschung soll kommende Woche durchgeführt werden, noch vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan.
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Von Nachbarn angezeigt
Die beiden Männer waren Ende März in der Provinzhauptstadt Banda Aceh von Nachbarn gewaltsam aus einem Raum gezerrt worden, den sie angemietet hatten - offenbar, um Sex zu haben. Dann wurden sie von den Nachbarn der Religionspolizei übergeben. Die Szene wurde auch gefilmt. Das Video verbreitete sich in Indonesien sehr rasch über das Internet.
Internationale Menschenrechtsorganisationen verurteilte das Vorgehen gegen die Männer und forderten ihre Freilassung. Der Inselstaat mit mehr als 250 Millionen Einwohnern ist das weltweit bevölkerungsreichste muslimische Land. Der Islam gilt dort als verhältnismäßig moderat. Seit einigen Jahren gewinnen radikale Kräfte jedoch an Einfluss.
Aceh: Sex außerhalb der Ehe strafbar
In Aceh, das als besonders konservative Provinz gilt, ist seit zwei Jahren ein Gesetz gegen „moralische Verfehlungen“ in Kraft, das Sex außerhalb der Ehe unter Strafe stellt. Darunter fallen homosexuelle Kontakte, das Trinken von Alkohol, Glücksspiel, das Schwänzen des Freitagsgebets oder die zu leichte Bekleidung bei Frauen. Höchststrafe sind 100 Peitschenhiebe. 300 solche Verurteilungen zu öffentlichen Auspeitschungen wurden im vergangenen Jahr ausgesprochen.
Aceh ist in Indonesien die einzige Provinz, in der die Scharia Rechtskraft hat. Damit versucht die Zentralregierung in der Hauptstadt Jakarta, Unabhängigkeitsbestrebungen entgegenzuwirken. Jakarta hatte 2005 ein Friedensabkommen mit separatistischen Rebellen geschlossen. Damit ging ein jahrzehntelanger Konflikt mit mehr als 15.000 Toten zu Ende.
Radikale Tendenzen
Erst in der vergangenen Woche hatte ein anderes Urteil aus Indonesien international für Empörung gesorgt. Ein Gericht in Jakarta verhängte gegen den bisherigen Gouverneur der Hauptstadt, den Christen Basuki Tjahaja Purnama, zwei Jahre Haft, weil er sich abfällig über den Koran geäußert haben soll. Der Politiker sitzt bereits im Gefängnis - mehr dazu in Jakartas Gouverneur zu zwei Jahren Haft verurteilt.
religion.ORF.at/APA/dpa/AP
Mehr dazu:
- Jakartas Gouverneur zu zwei Jahren Haft verurteilt
(religion.ORF.at; 9.5.2017) - Muslim gewann Gouverneurswahl in Jakarta
(religion.ORF.at; 19.4.2017)