Breite christliche Sozialinitiative nimmt Konturen an

Die ökumenische Initiative „Christlich geht anders! Solidarische Antworten auf die Soziale Frage“ nimmt immer mehr Konturen an, unter anderem mit einer Website.

Im vergangenen Herbst haben Vertreter der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche, zahlreicher kirchlicher Organisationen, aber auch einzelne engagierte Christen eine Resolution unterschrieben, in der sie sich für mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft stark machen.

Koordiniert wird die Initiative von der Katholischen Sozialakademie (ksoe). Unter anderem mit einer eigenen Website soll die Initiative vor dem Hintergrund der jüngsten innenpolitischen Turbulenzen nun in die breite Öffentlichkeit getragen werden.

„Konflikte mit selbsternannten Christen“

Die Kampagne möchte das Ziel der sozialen Gerechtigkeit ins Zentrum der gesellschaftspolitischen Debatten rücken, wie es auf der Website heißt: „Dabei müssen wir Konflikte mit selbsternannten Christen austragen, uns auf die Seite der Ausgegrenzten stellen.“

Es gelte, sich an das Wort von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ zu halten: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straße hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die auf Grund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“

Arme bekämpfen - Christentum bekämpfen

„Wer sich auf den christlichen Gott beruft und dabei auf den Nächsten vergisst, verkehrt die christliche Botschaft in ihr Gegenteil“, heißt es dazu wörtlich in der Basisresolution, die auf der Website veröffentlicht und unterstützt bzw. unterschrieben werden kann. „Wer Ängste schürt und Menschen gegeneinander ausspielt, zerstört den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so die Resolution weiter. Christlicher Glaube mache hingegen Mut und Hoffnung. Die Liebe zu Gott sei dabei untrennbar mit der Sorge um die Armen verbunden. Wer Arme bekämpft, bekämpfe deshalb das Christentum.

Für aktiven Sozialstaat

Notwendig sei weiters ein aktiver Sozialstaat. Dieser sei „organisierte Solidarität“: „Gegenseitig schützen wir uns so vor den Grundrisiken des Lebens: Erwerbslosigkeit, Prekarisierung, Armut und Not. Angriffe auf den Sozialstaat sind immer auch Angriffe auf uns alle, verstärkt aber auf jene, die einen starken Sozialstaat besonders brauchen.“

Gefordert wird unter anderem auch ein „gerechtes und soziales Steuersystem“. Wörtlich heißt es: „Wir lehnen daher eine Steuerpolitik ab, die viele übermäßig belastet, Vermögen und hohe Einkommen aber schont.“

Ökumenische Initiative

Der Inhalt des Grundtextes ist unter anderem wesentlich vom Ökumenischen Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) aus dem Jahr 2003 inspiriert, aber auch vom Projekt „Solidarische Gemeinde“, in dem die Ergebnisse des Prozesses „sozialwort 10+“ im Jahr 2013 zusammengefasst wurden.

Den Grundtext haben bereits im Herbst des Vorjahrs rund 100 Erstunterzeichner unterschrieben, darunter auch ÖRKÖ-Vorsitzender Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der serbische Bischof Andrej Cilerdzic, die Präsidentin der Katholischen Aktion, Gerda Schaffelhofer, zahlreiche Professorinnen und Professoren der Theologischen Fakultäten oder auch die Spitzenvertreter der heimischen Ordensgemeinschaften, Abtpräses Christian Haidinger und Sr. Beatrix Mayrhofer.

Ohne Sozialstaat über 40 Prozent arm

Abtpräses Haidinger betont in einem auf der neuen Website veröffentlichten Statement, dass laut Experten ohne Sozialstaat über 40 Prozent der Menschen in Österreich armutsgefährdet wären. „In dieser Zeit der wachsenden sozialen Ungleichheit und Unsicherheit müssen wir uns als Ordensgemeinschaften für solidarische Antworten auf die brennenden sozialen Fragen der Zeit einsetzen.“

Magdalena Holztrattner, Direktorin der Katholischen Sozialakademie, betont, dass die Glaubwürdigkeit von Christinnen und Christen daran gemessen werde, „wie sie mit den Armgemachten und Fremden umgehen“. Die Qualität einer Gesellschaft bemesse sich stets am Umgang mit ihren Schwächsten. Holztrattner: „Die Frage der Gerechtigkeit ist heute eine Frage der Zugangs- und Verteilungsgerechtigkeit.“

Die Initiative wird auch in der „Langen Nacht der Kirchen“ aktiv sein. Unter dem Motto „Christlich geht anders. Solidarische Antworten auf die soziale Frage“ steht im Ordenszentrum „Quo vadis“ (1010 Wien, Stephansplatz 6) eine Diskussion auf dem Programm. Mit dabei sind der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister, Vera Hofbauer von der Katholischen Jugend Österreich, P. Franz Helm und Sr. Karin Weiler von der Caritas Socialis.

religion.ORF.at/KAP

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