Papst Franziskus empfing US-Präsident Trump

Papst Franziskus hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch in seiner Privatbibliothek empfangen und sich mit ihm 30 Minuten lang unterhalten. Weltfrieden, die Lage im Nahost, Umwelt und interreligiöser Dialog standen im Mittelpunkt des Gesprächs.

Die beiden saßen sich am Schreibtisch der Bibliothek gegenüber in Anwesenheit eines Dolmetschers. Fotografen waren nur zu Beginn des Gesprächs zugelassen. Nach dem Treffen tauschten Franziskus und Trump Geschenke aus. Der Papst schenkte Trump eine Medaille, auf der ein Olivenzweig zu sehen ist. „Ein Symbol des Friedens“, sagte der Argentinier. Trump antwortete: „Frieden können wir gebrauchen.“

„Den Papst zu treffen, war die größte Ehre meines Lebens. Ich bin nach dem Besuch im Vatikan entschlossener denn je, für den Weltfrieden zu arbeiten“, twitterte Trump nach dem Treffen. Der Vatikan sprach nach der Audienz von „guten bilateralen Beziehungen“. Man hoffe darauf, dass die Regierung und die katholische Kirche in den USA bei der Gesundheitsversorgung, Bildung und der Betreuung von Migranten zusammenarbeiteten, hieß es in einer Mitteilung.

Zusammentreffen zweier Welten

Der Papst blickte zu Beginn ernst, später zeigte er sich lächelnd. Die Audienz war die erste Begegnung zwischen dem Katholikenoberhaupt und dem Republikaner, die bei zentralen politischen Themen grundsätzlich andere Ansichten haben.

Der Papst hatte Trump im Wahlkampf für sein Vorhaben kritisiert, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Trump nannte diese Äußerungen schändlich und sagte, Franziskus sei von Mexikos Regierung irregeleitet worden. Noch kein US-Präsident ist nach seiner Amtseinführung so schnell mit einem Papst zusammengetroffen wie Donald Trump.

Papst Franziskus mit versteinerter Mine neben dem grinsenden Donald Trump

APA/AP/L'Osservatore Romano/Pool

Zu Beginn des Treffens blickte Papst Franziskus ernst

Umweltenzyklika „Laudato si“ für Trump

Mit auf den Weg gab der Papst Trump auch seine 2017 veröffentlichte Friedensbotschaft sowie drei seiner Schreiben - darunter seine zweite Enzyklika „Laudato si’“, die sich mit dem Umwelt- und Klimaschutz befasst, ein Thema, bei dem Trumps und Franziskus’ Positionen weit auseinander gehen. „Ich werde sie lesen“, sagte Trump.

Der US-Präsident schenkte dem Pontifex eine Box mit Büchern von Martin Luther King. „Dies ist ein Geschenk für Sie“, sagte Trump. „Es sind Bücher von Martin Luther King. Ich hoffe, sie werden Ihnen gefallen.“ Am Ende seines Besuchs im Vatikan versicherte Trump dem Papst, dessen Worte nicht zu vergessen. „Danke, danke, ich werde nicht vergessen, was Sie gesagt haben“, sagte Trump.

Sixtinische Kapelle und Petersdom

Während des Gesprächs wartete die zwölfköpfige Delegation mit First Lady Melania, Präsidenten-Tochter Ivanka Trump, ihrem Ehemann Jared Kushner und US-Außenminister Rex Tillerson in einem Raum unweit der Bibliothek auf das Ende der Unterredung. Melania und Ivanka Trump unterhielten sich mit einigen Prälaten, darunter mit dem Präfekten des päpstlichen Hauses, Bischof Georg Gänswein.

Donald Trump mit Papst Franziskus

APA/AP/Alessandra Tarantino

Später zeigte sich der Papst lächelnd

Nach dem Treffen mit dem Papst führte Trump Gespräche mit dem vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, sowie mit Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Auslandsbeziehungen. Danach besuchte Trump die Sixtinische Kapelle und den Petersdom.

Scherze mit Melania Trump

Der Papst schüttelte First Lady Melania und Trumps Tochter Ivanka lächelnd die Hand. Die Katholikin Melania Trump bat den Papst den Rosenkranz zu segnen, die sie in der Hand hatte. Papst segnete weitere Rosenkränze, die den Delegationsmitgliedern geschenkt wurden.

Franziskus zeigte sich über die Größe von US-Präsidenten Donald Trump beeindruckt und scherzte darüber mit der slowenischen First Lady Melania. Er fragte sie, was sie dem US-Präsidenten zu essen gebe, da er so groß sei. „Isst er Potica?“, fragte der Papst in Anspielung auf eine slowenische Süßspeise. „Potica, ja“, antwortete Melania lächelnd.

Proteste gegen Trump

In der Nacht auf Mittwoch sorgte ein Protest der Umweltorganisation Greenpeace für Aufsehen. Eine Gruppe von acht Aktivisten gelang es trotz scharfer Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan, die Kuppel des Petersdoms mit der Aufschrift „Planet Earth First“ anzustrahlen. Die Aufschrift wurde von einem auf einem Lkw aufgestellten Kran aus auf die Kuppel projeziert.

Der Slogan sei eine Anspielung auf Trumps Motto „America First“, hieß es in einer Mitteilung von Greenpeace Italien. Die acht Aktivisten wurden von der Polizei identifiziert. Eine weitere Protestaktion gab es am Vormittag: Aktivisten einer kommunistischen Organisation entrollten in der Nähe des Kolosseums ein Spruchband mit dem Slogan „Trump not welcome“.

Anhänger einer „wunderbaren Religion“

Trump hat mit Saudi-Arabien, Israel und dem Vatikan zentrale Heimstätten dreier Weltreligionen besucht. Das wirft die Frage auf, wie religiös er selber ist. Trump ist einer der am wenigsten gottesfürchtigen Präsidenten der US-Geschichte. Er befindet sich damit im krassen Gegensatz zu fast allen anderen republikanischen Präsidenten und Kandidaten, die ihre Religiosität auch im Amt oft mit Inbrunst lebten. Trump wurde nicht wegen seiner Frömmigkeit Präsident, sondern trotz ihrer Abwesenheit.

Trump (70) ist Presbyterianer, das ist der größte Zweig der reformierten Kirchen. Er bezeichnet sich als Protestant oder Anhänger einer „wunderbaren Religion“. Eine überzeugte Religiosität oder entsprechende Kenntnisse Trumps sind nicht bekannt. Mit dem christlichen Gedanken der Vergebung kann er nach eigenem Bekunden nichts anfangen. Er bringe die Dinge lieber selber wieder ins Lot und lasse Gott dabei aus dem Spiel.

Nicht religiös aufgewachsen

In jungen Jahren besuchte Trump mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern die Marble Collegiate Church in Lower Manhattan. Er bezeichnet sie bis heute als seine Gemeinde. Aktiv ist er dort nicht. Trump wurde von Norman Vincent Peal beeinflusst, der dort predigte („Die Kraft des positiven Denkens“.) Alle Biografen sagen aber, für das Verständnis Trumps seien Elternhaus und Werdegang viel entscheidender als religiöse Bezüge.

Berufung auf Gott ohne Bezug

Der Ethikprofessor Stanley Hauerwas (Duke University) sieht bei Trump zwar religiöse Überzeugungen am Werk, allerdings ohne christliches Fundament. Trump hebe die USA, ihre Größe und ihre Geschichte auf eine quasi göttliche Ebene. Aus Sicht der Christen sei das aber nur ein Götzendienst.

In seiner Lebensweise, Wortwahl und der Zahl seiner Ehen entspricht Trump keinem kirchlichen Ideal. Trotzdem haben Evangelikale und auch Katholiken für Trumps Wahl keine geringe Rolle gespielt. Trump löste einen Teil seiner Versprechungen an die Evangelikalen zuletzt mit einem Dekret ein - mehr dazu in USA: Trump gibt Religiösen mehr Rechte. Es blieb hinter den Erwartungen von Fundamentalisten zurück.

Trump regiert die USA als ein Land, das über Jahrzehnte größten Wert auf christliche Religiosität gelegt hat, dessen lange Linien ausweislich der Daten- und Umfragelage aber klar in Richtung Säkularisation weisen. Im Mittelpunkt eines der wenigen religiös konnotierten Zitate Trumps steht, wie so oft, er selbst: "Ich werde einer der größten Präsidenten sein, die Gott jemals geschaffen hat."

Gesprächsstoff: Kleidung der Damen

First Lady Melania (47) und Donald Trumps Tochter Ivanka (35) kamen in schwarzen wadenlangen Kleidern inklusive schwarzem Schleier zum Besuch bei Papst Franziskus. Die beiden stehen damit in guter Tradition beim Vatikan.

Donald Trump, Papst Franziskus, Melania und Ivanka

APA/AP/Evan Vucci

Die Kleidung von Melania Trump und Ivanka Trump sorgte für Gesprächsstoff

Es entspricht dem Protokoll bei Privataudienzen, in Schwarz zu kommen, ein Schleier ist aber nicht vorgeschrieben. So wählte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch bei Franziskus einen schwarzen Hosenanzug ohne Schleier. Genauso wie Hollywoodstar Angelina Jolie, die ein schwarzes Outfit ohne Kopfbedeckung trug.

Aber es muss auch nicht immer Dunkel sein: Camilla kam erst im April ganz in Beige zu Franziskus. Und Fürstin Charlene von Monaco kam einst in einem weißen Kleid mit weißem Schleier. Wichtig ist vor allem wie bei Besuchen in katholischen Kirchen auch: Auf keinen Fall zu grell und zu sexy und mit bedeckten Schultern.

religion.ORF.at/APA/dpa

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