Katholischer Ehrendoktor für lutherischen Bischof

Der lutherische Bischof Michael Bünker erhält als erster evangelische Bischof einen katholischen Ehrendoktortitel. Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Salzburg verleiht ihm das Ehrendoktorat der Katholischen Theologie.

Die Überreichung findet im Rahmen eines Festakts an der Universität (Große Universitätsaula) am Mittwoch, 31. Mai, um 16.30 Uhr statt. An dem Festakt wird u.a. auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen teilnehmen.

Die Fakultät wolle damit einen Theologen auszeichnen, „der seine wissenschaftliche Expertise in Pastoral und Kirchenleitung, in öffentlichen Diskursen und europäischen politischen Zusammenhängen einbringt“, heißt es im Antrag zur Ehrenpromotion, der von Dekan Dietmar Winkler und dem Fundamentaltheologen und Ökumeniker Gregor Maria Hoff unterzeichnet ist.

Ökumenische Bedeutung

Zugleich solle die Verleihung im Jahr des Reformationsgedenkens 2017 vor allem auch die ökumenische Bedeutung der Reformation gerade aus katholischer Perspektive öffentlich zur Geltung bringen, heißt es weiters.

Es handle sich um ein „symbolträchtiges Signal der Religionsverständigung und belastbarer konfessioneller Religionskontakte“. Das sei insbesondere für Salzburg bedeutsam, habe es hier doch 1731/32 die heftigsten Protestantenverfolgungen in Österreich gegeben. Insofern sei die Verleihung der Ehrendoktorwürde auch ein „bedeutendes Zeichen für eine lange Zeit unvorstellbare gegenseitige Anerkennung“ von katholischer und evangelischer Kirche.

Evangelische aus Salzburg vertrieben

Unter Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian mussten 1731/32 rund 22.000 Salzburger Lutheraner das Landes verlassen. Die Vertriebenen stammten vorwiegend aus dem Pongau und dem Pinzgau. Zwei Drittel aller Bauernhöfe in den beiden Gebirgsgauen blieben verwaist zurück, was den größten Bevölkerungsverlust bedeutete, den Salzburg je erfahren hatte. Erst 1966 bat der damalige Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher die evangelischen Christen offiziell um Vergebung für die Vertreibungen.

Theologisch werde mit dem Ehrendoktorat ein wichtiges Anliegen des Theologen und Bischofs Michael Bünker gesetzt, betonen Hoff und Winkler weiter: Die Entwicklung der Ökumene sowie die konkrete Zusammenarbeit der Kirchen in der Gesellschaft.

„Einmischungsfähigkeit christlicher Kirchen“

Bünker sei einer der profiliertesten evangelischen Bischöfe im europäischen Raum. Als Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa vertrete er auch die Agenden der evangelischen Kirchen in Europa mit einem entschieden ökumenischen Anliegen. Hoff und Winkler:

„Die gesellschaftliche Prägekraft christlicher Existenz, ihre politische Bedeutung und ihre kulturellen Impulse bringt er gerade in religionspolitisch aufgeregten Zeiten kommunikativ verbindlich und einspruchsstark zur Geltung. Er steht damit eindrucksvoll für die Einmischungsfähigkeit der christlichen Kirchen aus dem Geist des Evangeliums und der Reformation.“

religion.ORF.at/KAP

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