Vatikan: US-Ausstieg aus Klimavertrag wäre „Schmach“

Eine Aufkündigung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 durch US-Präsident Donald Trump wäre laut dem Vatikan nach den dort erfolgten Gesprächen eine „auch eine große Schmach“ für den Vatikan.

Der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, argentinsche Kurienbischof und enge Papstvertraute Marcelo Sanchez Sorondo sagte im Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Donnerstag-Ausgabe), er wisse nicht, inwieweit Papst Franziskus beim persönlichen Gespräch mit Trump am 24. Mai auf das Thema eingegangen sei, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin habe jedoch ganz sicher mit Trump darüber gesprochen, so Sanchez Sorondo.

Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, argentinsche Kurienbischof und enge Papstvertraute Bischof Marcelo Sanchez Sorondo

APA/AFP/Photo/Str

Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo

Berichte über Ausstieg

Am Mittwoch hatten mehrere US-Medien übereinstimmend berichtet, Trump habe die Vorentscheidung zum Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen gefällt. In einem Tweet kündigte Trump an, er werde die Entscheidung „in den nächsten Tagen“ verkünden. In seinem Beraterkreis war die Entscheidung zwischen Befürwortern und Gegnern des Umweltabkommens bis zuletzt hart umkämpft.

EU-Spitzenpolitiker warnten Trump vor einem voreiligen Ausstieg aus dem Abkommen. Den Medienberichten zufolge hat sich Trump für den Ausstieg entschieden, da er das Klimaabkommen als schädigend für die US-Wirtschaft ansehe.

Von Erdöl-Lobby „manövriert“

Papst Franziskus hatte sich bei seiner Begegnung mit dem US-Präsidenten im Vatikan für das Klimaschutzabkommen stark gemacht. Als Geschenk hatte er Trump eine Ausgabe seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ überreicht.

Laut Sanchez Sorondo wäre ein Ausstieg der USA aus dem Abkommen von Paris „ein Desaster für alle“. Er vermutete hinter Trumps Gründen für eine solche Entscheidung Einflüsse der Öl-Industrie. Möglicherweise werde der US-Präsident von Erdöl-Lobbyisten „manövriert“ und habe keine Möglichkeit, sich dem zu widersetzen - „vorausgesetzt er will dies“. Generell steckten hinter der „absurden Entscheidung“ wahrscheinlich finanzielle Interessen.

Kritik auch aus Österreich

Laut dem argentinischen Kurienbischof wäre für das Ausscheiden der USA aus der Vereinbarung auch Trumps Vorgänger im Amt, Barack Obama, mitverantwortlich. Er habe seinem Nachfolger die Möglichkeit gelassen, sämtliche zum Klima getroffenen Vereinbarungen wieder ändern zu können.

Heinz Hödl

APA/Hopi Media

Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz

Tief betroffen vom angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zeigte sich auch Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO): „Der Kampf gegen den Klimawandel ist nun äußerst schwierig. Für die besonders betroffenen Entwicklungsländer ist dieser Rückschritt eine Katastrophe“, sagte der kirchliche Experte für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) am Donnerstag zu „Kathpress“.

Nächste Klimakonferenz „entscheidend“

Die nächste Weltklimakonferenz, die vom 6. bis 17. November 2017 in Bonn stattfindet und von Fidschi-Inseln ausgerichtet wird, hat nun nach Hödls Ansicht bereits eine „neue und entscheidende Agenda“ bekommen. Schließlich hätten nun alle die zwingende Pflicht, auf den „unsolidarischen und skandalösen Schritt der USA“ zu reagieren, so der EZA-Experte. „Wir fordern die UNO und alle Staaten auf, sich mit aller Kraft gegen den Austritt der USA zu stellen.“

Nur wenn alle Staaten ihren fairen Beitrag leisten, könne die Umsetzung des Klimaschutzabkommens gelingen, betonte Hödl. Mit dem Ausstieg der USA „verabschiedet sich jedoch der größte Klimasünder von der Verantwortung für die globale Welt und zukünftiger Generationen“.

Der Pariser Abkommen war 2015 nach vier Jahren Vorarbeit von 195 Staaten der Welt angenommen worden und soll 2020 in Kraft treten. Die Unterzeichner verpflichten sich zu gemeinsamen Anstrengungen, um den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius - und möglichst auch unter 1,5 Grad Celsius - zu halten. Damit sollen die verheerendsten Folgen des Klimawandels abgewendet werden.

Afrika besonders betroffen

Notwendig sei die Einhaltung des Abkommens laut Hödl deshalb, da sich das globale Klima in alarmierender und nie da gewesener Geschwindigkeit erwärme, wobei die wissenschaftliche Faktenlage eindeutig sei: „Der Klimawandel ist real und er wird massive negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben, wenn wir nicht jetzt gegensteuern“, so der Fachmann.

Schon jetzt habe der Klimawandel verheerende Auswirkungen auf arme Bevölkerungsgruppen im globalen Süden: Es wird generell wärmer, der Monsun-Regen unvorhersehbarer, plötzliche Überflutungen und Dürreperioden werden häufiger. All das stellt die von der Landwirtschaft lebende Bevölkerung vor große Probleme.

religion.ORF.at/KAP

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