Kirche über Mock: „Bescheiden, würdevoll, weitsichtig“

Nach dem Tod des früheren Außenministers und ÖVP-Obmanns Alois Mock würdigen Kirchenvertreter ihn als bescheidenen, weitsichtigen Politiker. Er sei einer der großen Persönlichkeiten in der jüngeren Geschichte der heimischen Politik, sagte Kardinal Schönborn.

Kardinal Schönborn bezeichnete Mock am Donnerstag gegenüber „Kathpress“ als „aufrechten, geradlinigen und weitsichtigen Politiker, dem wir enorm viel verdanken; vor allem auch den Beitritt zur Europäischen Union.“ In vielerlei Hinsicht sei Mock der „Baumeister“ dieses Beitritts gewesen, so der Kardinal.

Freilich hätten sich die extremen Anstrengungen der Beitrittsverhandlungen auch negativ auf seine Gesundheit ausgewirkt. Es sei beeindruckend gewesen, mit welch großer Würde Mock seine gesundheitlichen Leiden ertragen habe, zollte der Kardinal dem Verstorbenen Respekt. Zugleich habe Mock bis zuletzt höchstes Interesse an allen nationalen und internationalen Entwicklungen gezeigt.

Eisernen Vorhang durchtrennt

Unvergesslich sei jenes Bild von Mock, als er den Eisernen Vorhang durchtrennte. In einem geschichtsträchtigen symbolischen Akt durchschnitt Mock mit seinem ungarischen Amtskollegen Gyula Horn im Juni 1989 den Grenzzaun zu Ungarn und damit zum damaligen Ostblock.

Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Ex-Außenminister und Ex-ÖVP-Obmann Alois Mock bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Otto Habsburg im Juli 2011 im Stephansdom

APA/Helmut Fohringer

Kardinal Schönborn und Ex-Außenminister Alois Mock 2011 im Stephansdom

Besonders hob Kardinal Schönborn eine „weitsichtige Initiative“ Mocks hervor, die dieser in den 1990er-Jahren gemeinsam mit seinem iranischen Amtskollegen, Außenminister Ali Akbar Velayati, gestartet hatte: einen offiziellen institutionalisierten Dialog zwischen Österreich und dem Iran. Dieser wurde dann über 15 Jahre auf sehr hohem Niveau betrieben und habe auch Früchte getragen. Kardinal Schönborn reiste beispielsweise im Rahmen dieser Initiative im Jahr 2001 in den Iran.

„Zutiefst gläubiger Mensch“

Mock habe damals schon verstanden, so Schönborn, dass der Dialog zwischen den Völkern und Religionen der einzig gangbare Weg in die Zukunft sei. Das werde gerade heute, wo im Nahostkonflikt eine Friedenslösung unrealistischer denn je erscheint, wieder umso deutlicher.

Schönborn weiter: „Mock war ein zutiefst gläubiger Mensch, der aus seinem Glauben heraus gelebt und gehandelt hat.“ Sein Mitgefühl gehöre in dieser Stunde auch Mocks Gattin Edith, so der Kardinal weiter. Sie verdiene höchste Anerkennung und Bewunderung im Hinblick darauf, wie sie ihren Mann über all die Jahre begleitet, betreut und schließlich gepflegt hatte.

Landau: „Respekt dem großen Europäer“

Mit Alois Mock verliert Österreich einen engagierten Politiker und Staatsmann und einen überzeugten Europäer", betonte Caritaspräsident Michael Landau am Donnerstag zum Tod des früheren Außenministers und ÖVP-Parteiobmanns. Wörtlich hielt Landau fest: „Dank und Respekt dem großen Europäer und Staatsmann Alois Mock. Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Frau und seiner Familie.“

Es werde heute oft vergessen, „dass die Europäische Union ein großartiges Friedensprojekt war und ist, das uns vor allem in Österreich zu viel Wohlstand und Stabilität verholfen hat“. Für Alois Mock sei die Europäische Union immer weit mehr als nur eine Wirtschaftsgemeinschaft gewesen, so Landau: „Für ihn war die EU ein Projekt der Solidarität, der gemeinsamen Werte und eine gestaltende Kraft im weltweiten Kontext.“

„Immer bescheiden geblieben“

Mock sei trotz seiner vielen politischen Funktionen immer ein bescheidener Mensch geblieben, der die Sorgen und Nöte der Mitmenschen vor Augen hatte, so der Caritaspräsident. „Trotz seiner schweren Erkrankung hat er den Blick auf die Zukunft und ein gutes Leben für alle Menschen nie aus den Augen verloren. Mit ihm verlieren wir auch ein menschliches und gesellschaftliches Vorbild“, so Landau wörtlich.

„Christlich-sozial“ ernst genommen

Tiefe Betroffenheit über den Tod von Alois Mock herrscht auch in seiner Heimatdiözese bzw. Heimatpfarre. „Alois Mock war ein grundanständiger Mensch, bei dem wir immer das Gefühl hatten, dass es ihm um das Wohl aller Menschen und um das Wohl der ganzen Heimat ging. Wir dürfen stolz sein, dass er aus unserer Diözese, aus Euratsfeld stammt“, würdigte Armin Haiderer, Präsident der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten, den Verstorbenen. Mock sei ein großer Repräsentant der Katholischen Soziallehre in der Politik gewesen, der den christlich-sozialen Auftrag seiner Partei wirklich ernst genommen habe.

Betroffen zeigt sich auch der Pfarrer von Mocks Heimatpfarre Euratsfeld, Dechant Johann Berger. Der gebürtige Euratsfelder sei der Kirche sehr verbunden gewesen und habe bei Aufenthalten in seinem Heimatort immer die Heilige Messe mitgefeiert, so Berger. Die Pfarre sei dankbar, „dass so eine große Persönlichkeit aus Euratsfeld entstammt“.

Mitglied im Cartellverband

Auch der Österreichische Cartellverband (ÖCV) trauert um Mock. „Unser Cartellbruder Mock hat dieses Land geprägt wie kaum ein anderer: Ein bedeutender ÖCVer hat Österreich in die Europäische Union geführt, das Verbindende über das Trennende gehoben und nicht zuletzt auch unseren Verband maßgeblich geprägt“, betonte ÖCV-Präsident Peter Neuböck in einer Aussendung.

Alois Mock trat 1952 der Katholisch-akademischen Verbindung Norica in Wien bei. Insgesamt war er Mitglied bei neun ÖCV-Verbindungen „und stets gern gesehener Gast bei vielen Veranstaltungen“. Neuböck: „Mock war Träger der höchsten Ehrungen und Auszeichnungen des ÖCV. In seinem politischen Lebenswerk hat er unsere Wertehaltungen beispielhaft verwirklicht.“ Sein Beitrag zum Fall des Eisernen Vorhangs und zum EU-Beitritt Österreichs sei noch heute ein Vorbild für viele ÖCVer.

In gleicher Wiese äußerte sich auch der Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV). Alois Mock sei „ein Vorbild für Generationen“ gewesen. Der Verband trauere um eines seiner verdienstvollsten Mitglieder. Mock war seit 1967 Mitglied der K.Ö.St.V. Ostaricia Wien. Später folgten noch Bandverleihungen durch Mittelschulverbindungen des MKV in Amstetten und Bregenz.

Krankheit mit „Würde angenommen“

Für seine herausragenden Leistungen um Österreich, speziell im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt, sowie wegen seines unermüdlichen Engagements um die Jugend und deren Ausbildung wurde der Verstorbene im Jahr 2000 mit dem Ehrenring des MKV geehrt.

„Alois Mock war für Generationen vom MKVern ein Vorbild. Sein Engagement für Österreich wurde bis zuletzt mit stehenden Ovationen bedankt, wann immer er bei einer Veranstaltung des MKV anwesend war. Beispielgebend war auch die Würde, mit der er seine, ihn so einschränkende, Krankheit angenommen hat. Er hat unser aller Respekt verdient. Wir trauern um ihn, und unser Mitgefühl gilt seiner Frau Edith und seiner gesamten Familie“, so MKV-Kartellvorsitzender Walter Gröblinger.

Lange Karriere

Mock wurde 1934 in Euratsfeld in Niederösterreich geboren. 1958 wurde der promovierte Jurist Referent im Unterrichtsministerium, danach im Bundeskanzleramt und in der OECD. 1966 wurde Mock Kabinettschef von Bundeskanzler Josef Klaus, von 1969 bis 1970 war er Unterrichtsminister, von 1971 bis 1979 ÖAAB-Bundesobmann. Von 1978 bis 1987 hatte Mock die Position des Klubobmanns der ÖVP im Parlament inne, von 1979 bis 1989 war er ÖVP-Bundesparteichef. Als Außenminister wirkte er von 1987 bis 1995. Der kinderlose Alois Mock hinterlässt seine Frau Edith, mit der er 53 Jahre lang verheiratet war.

Mocks historisch wohl größte Leistung war Österreichs EU-Beitritt 1995, den er führend vorantrieb. Die wohl berühmteste mit ihm verbundene Szene ist jener geschichtsträchtig symbolische Akt, als er am 27. Juni 1989 mit seinem ungarischen Amtskollegen Gyula Horn bei Sopron den Grenzzaun zu Ungarn und damit zum damaligen Ostblock durchschnitt.

religion.ORF.at/KAP