Berlin: Debatte über Kuppelkreuz auf Stadtschloss

Die Debatte um das geplante Kuppelkreuz auf dem wiedererrichteten Berliner Stadtschloss hält weiter an. Am Wochenende meldete sich in der Zeitung „Welt“ der Architekt des Stadtschlosses, Franco Stella, zu Wort.

Der Architekt hält eine Tilgung des Kuppelkreuzes aus seinem Entwurf für „inakzeptabel“. Die Kuppel des Stadtschlosses sei auch ohne Kreuz an eine christliche Formsprache angelehnt. Weiters weist Stella darauf hin, dass das Kuppelkreuz nicht, wie von Kritikern behauptet, als Dankesgeste nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 erbaut worden sei.

Berlin Stadtschloss

Tobias Schwarz / AFP

In Berlin wird um das geplante Kuppelkreuz des wieder errichteten Stadtschlosses gestritten

Kreuz über Kapelle

Das Kreuz sei damals bereits im Entwurf zu einer überkuppelten Kapelle - die sich schon seit einigen Jahren im Bau befunden habe - enthalten gewesen, so der Architekt: „Und eine Kuppel mit Kreuz war schon im 18. Jahrhundert im ursprünglichen Entwurf des Architekten Johann Friedrich Eosander zum westlichen Portal vorgesehen.“

Auch der Mit-Intendant des Berliner Humboldt-Forums, der Kunsthistoriker Horst Bredekamp, verteidigte in der „Welt am Sonntag“ das geplante Kreuz: „Das Kreuz ist natürlich ein christliches Zeichen. Aber es symbolisiert ein Verständnis von Christentum, ein Bündnis zwischen Thron und Altar, das vergangen ist.“ Es repräsentiere somit etwas, das es nicht mehr gebe: „Es ist der aufgerichtete Zweifel an sich selbst.“

Proteste unausweichlich

Bredekamp betonte weiter, die Auseinandersetzung um das Kreuz sei im Grunde nicht lösbar. „Ich habe viele Mails bekommen. Die überwiegende Mehrheit, ich will dies nicht bewerten, besagte sinngemäß: Wenn ihr das Kreuz nicht baut, seid ihr ein leise knackendes Rädchen der Kulturmaschine namens ‚Unterwerfung‘, wie Michel Houllebecq das in seinem Roman beschrieben hat.“

Egal, ob das Kreuz nun gebaut werde oder nicht, Protest werde es so oder so geben, so Bredekamp. „Jede Lösung wird Gegenreaktionen hervorrufen, unausweichlich.“

Sorge um weltanschauliche Neutralität

In der Debatte um die geplante Kuppelrekonstruktion fordern der Berliner Senat sowie Politiker von Linkspartei und Grünen, dass entgegen der ursprünglichen Pläne kein Kreuz auf der Kuppel errichtet werden soll. Andernfalls sei die weltanschauliche Neutralität des Humboldt-Forums, das in das Stadtschloss einziehen soll, in Gefahr.

Der evangelische Bischof Markus Dröge und der katholische Erzbischof Heiner Koch haben das geplante Kuppelkreuz wiederholt verteidigt. „Wer das Kreuz auf dem Humboldt-Forum kappen will, verdrängt die Fakten unserer christlich geprägten Kultur“, sagte Dröge. Es sei „völlig unsachgemäß, heute noch zu behaupten, das Symbol des Kreuzes würde einen Dialog der Kulturen auf Augenhöhe verhindern“.

Keine Bedenken von muslimischer Seite

Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, betonte, durch das Kreuz empfinde er als Muslim „kein Gefühl des Störens“.

Es gehöre auf die Schlosskuppel, weil das Gebäude einen geschichtlichen Zusammenhang mit christlicher Symbolik aufweise. „Man sollte diesen Kontext nicht verschleiern oder zwanghaft abschaffen.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass Besucher aus muslimischen Ländern sich gestört fühlten.

religion.ORF.at/KAP

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