Fronleichnam: Ökumenische Feiern in Österreich

Der Fronleichnamstag (15. Juni) ist innerhalb der evangelischen Kirche in Österreich den Gustav-Adolf-Festen bzw. den evangelischen Kirchentagen gewidmet.

Diese stehen heuer ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums und sind in vielen Landeshauptstädten zugleich auch ökumenisch geprägt, so beispielsweise in Linz, Salzburg und Graz. Der Evangelische Kirchentag am 15. Juni in Linz ist die zentrale Veranstaltung im Reformationsjubiläumsjahr in Oberösterreich.

Prozession und ökumenische Begegnung

Der Tag beginnt ab 8.00 Uhr bei der Martin-Luther-Kirche im Zentrum von Linz mit Kaffee. Um 9.30 Uhr folgt der Festgottesdienst am Domplatz, der unter dem Motto „Ihr seid ein Brief Christi!“ steht. Zu diesem Zeitpunkt ist im Linzer Mariendom bereits der katholische Gottesdienst zum Feiertag im Gang, der dann mit der Fronleichnamsprozession fortgesetzt wird. Geplant ist, dass die Prozession mit dem Ende des evangelischen Gottesdienstes in einer ökumenischem Begegnung am Domplatz verbunden wird, die Bischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner gemeinsam gestalten.

Die Martin-Luther-Kirche in Linz

ORF.at/Roland Winkler

Feiern in der Martin-Luther-Kirche in Linz

Weil die Reformation auch eine „Konfliktgeschichte“ sei, werde der Kirchentag bewusst ökumenisch gefeiert, sagt Superintendent Lehner. So hatte Martin Luther gerade den Fronleichnamstag, an dem die katholische Kirche die leibliche Gegenwart Jesu in der Eucharistie feiert, strikt abgelehnt. Der Weg der Versöhnung zwischen den Kirchen müsse weitergegangen werden, so Lehner. Gemeinsam mit dem Linzer Dompfarrer Maximilian Strasser bedauerte er, dass beim großen Open-Air-Gottesdienst am Domplatz das Abendmahl nicht gemeinsam gefeiert werden könne.

„Gegenseitiges Verständnis wächst“

„Mit Bedauern müssen wir sagen, dass wir noch nicht weiter sind, aber mit Freude stellen wir fest, dass wir schon so weit in der Ökumene sind“, sagte Strasser. Generell sei in zahlreichen ökumenischen Initiativen zu bemerken, „dass das gegenseitige Verständnis wächst“, gemeinsames Anliegen sei die Verkündigung des Evangeliums in der Welt, so der Dompfarrer.

Sendungshinweis

In einer Spezialausgabe widmet sich das Religionsmagazin „Praxis“ am Mittwoch, 14. Juni, ab 16.05 Uhr auf Ö1 dem Reformationsjubiläum in Österreich.

Der Nachmittag steht dann in Linz ganz im Zeichen festlicher Vielfalt: Beim, im und um das Landhaus wird gefeiert mit Musik, Kabarett, Gesprächen, Diskussionen, Vorträgen und vielem mehr. Das Programm bietet geistige Impulse genauso wie Spiel und Spaß für alle Generationen.

Ökumenischer Festakt in Graz

800 Evangelische aus der ganzen Steiermark werden zum Kirchentag in Graz erwartet, der von 9.00 bis 16.30 Uhr auf dem Grazer Mariahilferplatz und im katholischen Kulturzentrum der Minoriten begangen wird. Das Fest steht unter dem Motto „Du gibst meinen Schritten weiten Raum“. Auch dieses Fest sei ein Zeichen der ökumenischen Verbundenheit, erklärte Helga Rachl von der evangelischen Kirche in der Steiermark.

Der evangelische Kirchentag beginnt mit einem Festgottesdienst, dem Superintendent Hermann Miklas vorstehen wird. Gleich im Anschluss findet ein ökumenischer Festakt statt, zu dem u. a. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Bischof Wilhelm Krautwaschl erwartet werden. Dabei wird auch ein Gedenkstein enthüllt, „der ein positives Zeichen für den gemeinsamen historischen Weg der beiden Kirchen in der Steiermark darstellt“, wie Superintendent Miklas ankündigte.

Um 14.00 Uhr gibt es im großen Minoritensaal das Festkonzert mit dem deutschen christlichen Liedermacher Manfred Siebald. Zusätzlich wird ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten, darunter etwa Führungen in der neuen Ausstellung „Ein Hammerschlag - 500 Jahre evangelischer Glaube in der Steiermark“ im Museum für Geschichte (Sackstraße 16, 8010 Graz).

Salzburger Erzbischof bei Gustav-Adolf-Fest

Das Gustav-Adolf-Fest der Diözese Salzburg und Tirol beginnt um 10.00 Uhr mit einem Festgottesdienst in Hallein, es predigt Oberkirchenrätin Ingrid Bachler. Bei dem Gottesdienst, der musikalisch vom Chor der evangelischen Kirche Hallein gestaltet wird, spricht Landeshauptmann Wilfried Haslauer ein Grußwort. Nach einem bunten Programm bildet am Nachmittag eine ökumenische Andacht mit Erzbischof Franz Lackner den Abschluss.

Weitere Gustav-Adolf-Feste finden in Ferndorf in Kärnten, im burgenländischen Oberschützen (mit Bischof Michael Bünker und dem katholischen Theologen Paul Zulehner) und in Mitterbach (Niederösterreich) statt.

Österreichisch-schwedisches Fest

Einen etwas anderen Akzent setzt im Jubiläumsjahr hingegen die evangelische Kirche in Wien mit einem länderübergreifenden österreichisch-schwedischen Festprogramm. Zu diesem sind nicht nur Evangelische, sondern alle Interessierten eingeladen, wie es von Seiten der Kirche heißt. Gefeiert wird in der lutherischen Pfarrgemeinde Innere Stadt in der Dorotheergasse gemeinsam mit der schwedischen lutherischen Gemeinde in Wien.

Lutherische Stadtkirche in Wien

ORF.at/Johanna Grillmayer

Lutherische Stadtkirche in Wien

Das Fest stellt den Namensgeber des Gustav-Adolf-Vereins, König Gustav Adolf II. (1594-1632) und die Schweden in Wien in den Mittelpunkt. Beginn ist um 10.00 Uhr mit einem Festgottesdienst, weiters gibt es ein Matineekonzert und Kinderprogramm, schwedisch-österreichische Lieder und Tänze sowie einen Vortrag und Diskussion über „Gustav Adolf II. und Martin Luther“.

Rund 3.000 lutherische Schweden leben in Wien. Pfarrerin Maria Scharffenberg ist zugleich aber auch für rund 8.000 Schweden in ganz Osteuropa zuständig. Ihre Kirche in der Gentzgasse im 18. Bezirk teilen sich die Schweden mit der Finnischen Evangelischen Gemeinde A.B.

Wer war Gustav Adolf?

König Gustav II. Adolf gehört zu den wichtigsten Figuren der schwedischen Geschichte. Moderne Verwaltungs- und Sozialreformen wie auch Bildungsinitiativen tragen seine Handschrift. Freilich war er auch ein Kriegsherr, er fiel in der Schlacht bei Lützen im Dreißigjährigen Krieg. Sein Eingreifen in den Krieg verhinderte aber einen Sieg des kaiserlichen katholischen Lagers und sicherte damit indirekt die Existenz des Protestantismus.

Seit den 1860er-Jahren wirkt in Österreich der Gustav-Adolf-Verein, von dem nicht nur jährlich die gleichnamigen Feste ausgehen, sondern der sich vor allem auch bei der Finanzierung von Kirchen und anderen evangelischen Einrichtungen große Verdienste erworben hat.

religion.ORF.at/KAP

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