Requiem für Alois Mock im Stephansdom

Mit einem Requiem im Wiener Stephansdom hat sich Dienstagmittag das offizielle Österreich vom verstorbenen früheren Außenminister und ÖVP-Obmann Alois Mock verabschiedet.

Dem Gottesdienst stand der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl vor. Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Wolfgang Brandstetter, Außenminister Sebastian Kurz sowie zahlreiche weitere Minister, die Nationalratspräsidenten Doris Bures und Karlheinz Kopf, zahlreiche Landeshauptleute, Alt-Bundespräsident Heinz Fischer und viele weitere Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft erwiesen Mock die letzte Ehre.

Weihbischof Helmut Krätzl anlässlich der Trauerfeier für Alois Mock im Wiener Stephansdom

APA/Herbert Neubauer

Weihbischof Helmut Krätzl bei der Trauerfeier für Alois Mock im Stephansdom

„Zeugnis als christlicher Politiker“

Namens der Kirche wolle er Mock dafür danken, „was er in mehr als drei Jahrzehnten für Österreich getan hat, vor allem aber, wie er sein Zeugnis als christlicher Politiker gegeben hat“, so Weihbischof Krätzl in seiner Predigt. Krätzl stand dem Gottesdienst u. a. mit dem Linzer Altbischof Maximilian Aichern, dem Göttweiger Abt Columban Luser, Hochmeister Bruno Platter vom Deutschen Orden und den Altäbten Joachim Angerer (Geras) und Berthold Heigl (Seitenstetten) vor.

Der Wiener Weihbischof erinnerte daran, wie Mock am 27. Juni 1989 mit dem ungarischen Außenminister Gyula Horn an der österreichischen-ungarischen Grenze ein Stück des Stacheldrahtes zerschnitt. Es sollte Symbol und Herausforderung sein, „niemals mehr in der Zukunft neue Mauern oder Zäune aufzurichten“, so der Weihbischof: „Und das nicht nur an den Grenzen der Länder, sondern auch nicht zwischen Menschengruppen, Religionen oder Parteien; oder auch innerhalb von Parteien.“

Erinnerung an emotionalen Ausbruch

Ebenso unvergesslich bleibe jenes Bild, als Mock am 1. März 1994 den Beitritt Österreichs zur EU verkünden konnte und in überschwänglicher Freude Europastaatssekretärin Brigitte Ederer herzte. Krätzl: „Für mich ist der emotionale Ausbruch von Alois Mock ein Symbol, aber auch einer Herausforderung, dass es doch möglich ist, über die Grenzen das Parteien hinaus, sich über ein gemeinsam erreichtes Ziel so herzlich zu freuen.“ Das sollte alle belehren, „die in der Politik bisweilen dem anderen einen Erfolg nicht gönnen“.

Alois Mock habe von der ersten Generation der Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg gelernt, so Krätzl: „Sie hatten eine unzerstörbare Liebe zu Österreich und waren erfüllt von der Hoffnung, dieses wieder frei und bedeutsam zu machen. Und zwar nicht nur als kleine Insel in Europa, sondern als Herz Europas, als belebende und versöhnende Kraft.“

Trauerfeier für Alois Mock im Wiener Stephansdom

APA/Herbert Neubauer

Abschied des offiziellen Österreichs für Alois Mock

Krätzl sprach von „Politikern, die völlig selbstlos waren und ihr ganzes Können und Leben in den Dienst für Volk und Land eingesetzt haben“. Und die Politiker damals hätten es verstanden, bei allen Unterschieden die politische Diskussion respektvoll zu führen. „Das hatten sie gelernt in vielfacher Form gemeinsam erlebter Unterdrückung vorher, manche sogar im gemeinsamen Aufenthalt im KZ.“

„Konsequenz seines christlichen Glaubens“

Alois Mock habe ausgezeichnet, dass er sein politisches Engagement als Konsequenz seines christlichen Glaubens gesehen hatte, sagte der Bischof weiter. Wenn heute hingegen die Gesellschaft immer säkularer wird und man Religiöses sogar in die Privatsphäre abdrängen will, übersehe man, „welche Motivation und Kraft gerade aus dem bewusst gelebten Glauben kommt“. Nachsatz: „Nicht im Sinne einer bestimmten Parteipolitik, sondern im Einsatz für den Menschen, seine Würde und Rechte, für das Zusammenleben, auch mit vielen anderen, für Friede und Versöhnung und schließlich auch für die Wahrung der Schöpfung.“

Schon sehr früh habe Mock sein politisches Engagement über die Grenzen Österreichs hinaus nach Europa geführt, erinnerte Krätzl. So habe er beispielsweise auch schon lang vor dem Fall der Mauer Verbindung zu Dissidenten in verschiedenen Ländern aufgenommen.

Kontakt zu anderen Religionen

Aus dem Glauben heraus habe Mock auch bei seinen vielen Auslandsbesuchen Kontakt zu anderen Weltreligionen gesucht. Krätzl: „Bei aller Wahrung seiner christlichen und auch politischen Grundsätze war er um Versöhnung bemüht.“

Mock habe zudem sein rastloser Einsatz ausgezeichnet, der ihn schließlich auch die Grenzen seiner physischen Leistungsfähigkeit übersteigen ließ. Er habe seine Aufgabe auch mit einer immer stärker sichtbar werdenden Behinderung „mutig und konsequent“ durchgeführt.

Seiner Gattin Edith gelte zugleich sein tiefes Mitgefühl, „und ein ganz herzlicher Dank für das, was sie für Alois gewesen ist und damit auch Österreich geschenkt hat“, so Bischof Krätzl: „Edith Mock war eine Politikergattin, die nicht nur hinter ihrem Mann oder gar in seinem Schatten gestanden ist, sondern ganz an seiner Seite.“ Das habe man in seiner hochaktiven Zeit erlebt, vor allem aber bei zunehmenden gesundheitlichen Schwierigkeiten. Schließlich sei sie auch ganz allein bei seinem Sterben dabei gewesen.

Van der Bellen nicht dabei

Bundespräsident Alexander Van der Bellen konnte wegen eines Staatsbesuchs in Ungarn nicht am Requiem teilnehmen. - Er hatte sich zuvor im Kondolenzbuch im Außenministerium eingetragen und Mock als „großen Staatsmann und echten Europäer“ gewürdigt. - Dafür waren aus dem Ausland zahlreiche Politiker nach Wien gekommen; u. a. die kroatische Kulturministerin Nina Obuljen Korinek, der frühere kroatische Außenminister Mate Grani und der frühere slowenische Außenminister Dimitrij Rupel. Mock hatte sich zu seiner aktiven Zeit vehement für die Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens eingesetzt.

Stark vertreten war beim Requiem auch die Südtiroler Politik mit Landeshauptmann Arno Kompatscher an der Spitze. Der frühere Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder dankte am Ende des Gottesdienstes in einer kurzen Rede dem Verstorbenen für dessen Einsatz für Südtirol und die Südtiroler, damit diese die ihnen zustehenden Rechte und Autonomie erlangen konnten.

Respekt auch bei Gegnern

Die Menschen in Österreich und in Südtirol hätten Alois Mock sehr viel zu verdanken, dass es ihnen heute so gut gehe, sagte Durnwalder. Mock habe für sein Engagement Respekt und Bewunderung bei politischen Freunden wie auch Gegnern erfahren. Er sei zudem immer davon überzeugt gewesen, dass die Europäische Union mehr sein müsse, als eine bloße Wirtschaftsgemeinschaft. Für Mock sei die EU zugleich auch eine Wertegemeinschaft und ein Friedensmodell gewesen.

Schließlich würdigte zum Abschied einmal mehr Außenminister Sebastian Kurz den Verstorbenen. Alois Mock sein ein „ganz großer Österreicher und Europäer“ gewesen. Die Basis für seinen politischen Erfolg sei dabei stets seine menschlichen Fähigkeiten, sein Redlichkeit, sein Anstand aber auch seine Hartnäckigkeit gewesen, so Kurz.

Für die musikalische Gestaltung waren u. a. die Chöre „Ars Vivendi“ und „Cantores Dei Allhartsberg“, sowie das Kammerorchester Waidhofen an der Ybbs zuständig. Zudem prägten zahlreiche Abordnungen der Cartellverbände das Bild im Dom.

Als 33-Jähriger Unterrichtsminister

Mock wurde 1934 in Euratsfeld in Niederösterreich geboren. 1958 wurde der promovierte Jurist Referent im Unterrichtsministerium, danach im Bundeskanzleramt und in der OECD. 1966 wurde Mock Kabinettschef von Bundeskanzler Josef Klaus, von 1969 bis 1970 war er Unterrichtsminister, von 1971 bis 1979 ÖAAB-Bundesobmann. Von 1978 bis 1987 hatte Mock die Position des Klubobmanns der ÖVP im Parlament inne, von 1979 bis 1989 war er ÖVP-Bundesparteichef.

Als Außenminister wirkte er von 1987 bis 1995. Mock verstarb nach langer schwerer Krankheit am 1. Juni 2017. Der kinderlose Alois Mock hinterlässt seine Frau Edith, mit der er 53 Jahre lang verheiratet war. Mocks historisch wohl größte Leistung war Österreichs EU-Beitritt 1995, den er führend vorantrieb. Das Begräbnis von Alois Mock findet am Mittwoch im engsten Familien- und Freundeskreis in Wien statt.

religion.ORF.at/KAP

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