Papst zur Korruption: „Gemeinsam gegen die Seuche“

Christen, Andersgläubige und auch Nichtglaubende sollen sich zusammenschließen und gemeinsam gegen Korruption, die „schlimmste aller sozialen Seuchen“ vorgehen, schreibt Papst Franziskus in einem Vorwort zum neuen Buch des Kurienkardinals Peter Turkson.

Das Buch ist diesen Donnerstag unter dem Titel „Corrosione“ (auf Deutsch: Korrosion) in Italienischer Sprache erschienen. Am gleichen Tag fand im Vatikan eine Konferenz zu dem Thema statt. Franziskus betont, dass Turksons Buch die verschiedenen Phasen aufzeige, die zur Korruption führten. Da gehe es um die spirituelle Ebene bis hin zu den sozialen und kulturellen Bedingungen sowie um politische und kriminelle Bereiche.

Papst Franziskus

APA/AP/Giuseppe Aresu

Papst Franziskus mahnt gegen die „schlimmste aller sozialen Seuchen“ vorzugehen

„Bildung und Kultur der Barmherzigkeit“

Jeder diese Aspekte müsse berücksichtigt werden, schreibt der Papst. Jeder sei aufgerufen - auch die Kirche - dazu beizutragen, dass diese „schlimmste aller sozialen Seuchen“ besiegt werde, „dazu bedarf es der Bildung und einer Kultur der Barmherzigkeit“.

Es brauche aber auch die Zusammenarbeit aller, im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten, fügt Franziskus an. Gemeinsam müsse man über das Übel der Korruption sprechen, die Konsequenzen anprangern und diese Plage verstehen, schreibt Franziskus. Der Begriff „Korruption“ erinnere auf Italienisch an die Wörter „cuore rotto“ - „gebrochenes Herz“ - und in der Tat gehe es bei der Korruption um eine Zerstörung.

Erfahrungen aus Afrika

Kardinal Turkson war Erzbischof von Cape Coast und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Ghana. Aus seinen Erfahrungen in Afrika sowie als heutiger Vatikanmann habe er viele Erfahrung gesammelt. Turkson leitet seit 2016 das neue Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

Papst Franziskus und Peter Turkson

Vincenzo Pinto / AFP

Kurienkardinal Peter Turkson hat sein neues Buch im Vatikan präsentiert

Das Buch über die Korruptionsbekämpfung ist in Zusammenarbeit mit dem italienischen Philosophen Vittorio Alberti entstanden, der Offizial in Kardinal Turksons Dikasterium ist. In dem Buch wird die Korruptionsbekämpfung aus Sicht der katholischen Kirche erörtert.

Die Korruption sei, so Turkson und Alberti, eine menschliche Denkweise und Einstellung, die verhindere, dass man spirituell wachse und vorwärts komme. Die Konsequenzen seien katastrophal für die Gesellschaft, weil sie Ungleichheiten schaffe.

Fall Limburg sensibilisierte

An dem internationalen Forum zum Thema Korruption nahmen Funktionsträger der Kirche, staatlicher Behörden und der Polizei sowie Vertreter von Justiz, Botschaften und Nichtregierungsorganisationen teil. Ziel war ein Austausch über das globale Phänomen der Korruption sowie deren Verflechtung mit mafiösen Organisationen. Veranstaltet wurde das Forum von Turksons Dikasterium Menschenrechte/Entwicklung und der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften.

Auch eine „Transparency International“-Delegation reiste in den Vatikan. Deren Deutschland-Vorsitzende Edda Müller betonte, die Glaubwürdigkeit der Kirche hinge auch von ihrem Umgang mit Geld und Macht ab. Fortschritte könne es beispielsweise bei der Erstellung von Diözesanbilanzen und bei der Bewertung kirchlicher Immobilien geben. Problematisch seien auch Strukturen, in denen Aufsichtsgremien von denjenigen bestellt würden, die zu kontrollieren seien.

Im Vorgehen gegen korruptionsgefährdete Strukturen sollten die Kirchen über Konfessionsgrenzen hinweg und mit zivilgesellschaftlichen Organisationen kooperieren, sagte die Vorsitzende für Kirchliche Entwicklungszusammenarbeit bei Transparency International, Sonja Grolig. Müller und Grolig warben dafür, bei Geistlichen und Laien ein Bewusstein für die Probleme zu schärfen. Hinsichtlich unzureichender Kontrollinstanzen habe etwa der Fall Limburg sensibilisierend gewirkt.

Aufsichtsgremien könnten eine wertvolle Unterstützung für Entscheidungsträger sein. Allerdings müssten die Mitglieder dieser Gremien Experten auf ihrem Gebiet sein und unabhängig arbeiten können. Dies sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen, so die Vertreterinnen von Transparency.

religion.ORF.at/KAP