D: Wenige Teilnehmer bei Antiterrormarsch in Köln

An dem Friedensmarsch von Muslimen gegen Terrorismus und Gewalt in Köln haben sich weitaus weniger Menschen beteiligt als von den Initiatoren erwartet.

Mehr als 1.000 Menschen haben in Köln bei einem Friedensmarsch von Muslimen gemeinsam gegen Gewalt und islamistischen Terror demonstriert.

Demonstration Köln

APA/dpa/Henning Kaiser

Mehr als 1.000 Menschen haben in Köln bei einem Friedensmarsch von Muslimen gemeinsam gegen Gewalt und islamistischen Terror demonstriert

Nach den Anschlägen von Berlin, Manchester, London und in der islamichen Welt sei es Zeit, ein deutliches Zeichen zu setzen, sagte Islamwissenschaftlerin und Mit-Initiatorin Lamya Kaddor bei einer Kundgebung am Samstag.

„Wir wollen niemanden in unseren Reihen wissen, der im Namen des Islam unschuldige Menschen tötet.“ Die muslimische Zivilgesellschaft dürfe „nicht die Extremisten sprechen lassen“.

Teilnehmerzahl weit hinter den Erwartungen

Zunächst waren einige hundert Menschen zu der Demonstration unter dem Motto „Nicht mit uns“ in die Innenstadt gekommen. Dann stießen während des knapp zweistündigen Marsches weitere Hunderte hinzu.

Ein Beobachter vor Ort schätzte die Zahl der Teilnehmer auf rund 1.500. Die Kurdische Gemeinde Deutschland erklärte am Abend, es hätten nur rund 300 bis 500 Menschen an der Demonstration teilgenommen, davon nahezu die Hälfte Nichtmuslime. Die Polizei machte dazu keine Angaben.

Dennoch blieb die Teilnehmerzahl weit hinter den Erwartungen der Organisatoren zurück. Die Veranstalter hatten bis zu 10.000 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei sprach von einem ruhigen Verlauf.

Demonstration gegen Terror

Henning Kaiser/dpa

Unter dem Motto „Nicht mit uns“ hat am Samstag in Köln eine Kundgebung von Muslimen gegen islamistischen Terror und Gewalt stattgefunden

Auf Transparenten war zu lesen: „Muslime sind nicht schuld“ oder auch „Hass macht die Erde zur Hölle". Teilnehmerin Beyza Gürlevik aus Herne sagte: "Wir Muslime sind zweifach betroffen: Von den Anschlägen selbst und weil die Schuld auf uns geschoben wird. Es ist wichtig, zu zeigen, dass wir gegen islamistischen Terror sind.“

Lebhafte Debatten im Vorfeld

Um die Aktion hatte es im Vorfeld lebhafte Debatten gegeben - vor allem, weil der Islamverband DITIB eine Teilnahme abgelehnt hatte. Verbände wie der Zentralrat der Muslime oder die Türkische Gemeinde und zahlreiche Politiker hatten dagegen parteiübergreifend dafür geworben. „Es ist ein Fehler, bei einem solchen Friedensmarsch nicht dabei zu sein“, kritisierte Kaddor die DITIB während der Demo.

Ditib Moschee in Köln

Oliver Berg / dpa / AFP

Die DITIB Moschee in Köln

Parallel dazu ging auch die politische Diskussion um die Haltung der Türkisch-Islamischen Union DITIB weiter. Es sei Aufgabe der gesamten Zivilgesellschaft, sich von Terror zu distanzieren, schrieb Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) im „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag).

„Der Verband isoliert sich mit seiner Absage immer mehr und darf sich nicht wundern, wenn er so den Gegnern des Islam neue Argumente liefert.“ Die Organisation, die der Religionsbehörde in Ankara untersteht, hatte ihre Absage damit begründet, dass „muslimische Anti-Terror-Demos“ die Muslime stigmatisierten. Die Aktion im Ramadan sei zudem unzumutbar für fastende Muslime.

Der NRW-SPD-Chef Michael Groschek sagte in Köln, die Aktion sei ein „erster Schritt auf einem langen Marsch“. Das sei richtig und „überfällig“. Es gebe ein „Recht auf und eine Pflicht zur Gewaltfreiheit - und dieses ist untrennbar miteinander verbunden.“ Der Ramadan ist für gläubige Muslime der Monat des Friedens. Am 26. Juni soll es auch in Berlin einen Friedensmarsch geben.

religion.ORF.at/AFP/DPA

Mehr dazu: