D: Evangelische Kirche für „Sprachpanscher“ nominiert

Bei der Wahl zum „Sprachpanscher“ des Jahres 2017 steht die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ganz oben auf der Kandidatenliste des „Verein Deutsche Sprache“ (VDS). Das teilte der VDS am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit.

Der VDS, nach eigenen Angaben Deutschlands größter Sprach- und Kulturverein, hat nach seinen Statuten zum Zweck „die deutsche Sprache als eigenständige Kultursprache zu erhalten und zu fördern.“ Der Verein „widersetzt sich insbesondere der fortschreitenden Anglisierung des Deutschen und der Verdrängung der deutschen Sprache aus immer mehr Bereichen des modernen Lebens.“ Der Verein wird unter anderem von Sprachwissenschaftlern kritisiert, da er fremdenfeindliche Tendenzen verstärken könnte.

„godspot“ im Visier der Sprachwächter

Die Nominierung der EKD zum „Sprachpanscher“ des Jahres 2017 begründete der VDS damit, dass sie im Lutherjahr das sprachschöpferische Erbe ihres Gründers mit „godspots“ (kostenlosem WLAN in vielen Kirchen) lächerlich gemacht habe.

Godspot in evangelischen Kirchen

EKBO

„godspot“, das freie WLAN der Evangelischen Kirche, ist in das Visier der Sprachwächter geraten

Die Sprachschützer des VDS mokierten sich außerdem über Änderungen von Liedtexten „klassischer deutscher Liedertexte“ im offiziellen Liederbuch des jüngsten Kirchentags. Im Lied „Der Mond ist aufgegangen“ sei die Zeile „und unseren kranken Nachbarn auch“ zu der Wendung „und alle kranken Menschen auch“ umformuliert worden. Der VDS sprach diesbezüglich von einer „Manipulation“.

Auf der Kandidatenliste für den „Sprachpanscher“ des Jahres 2017 stehen unter anderem auch Schleswig-Holsteins Landeswahlleiter und CDU-Generalsekretär Peter Tauber sowie die Fluggesellschaft Air Berlin.

Kritik an „leichter Sprache“

Bereits vor zwei Monaten hatte der Verein eine Wahlbenachrichtigung in leichter Sprache zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein kritisiert und den Verantwortlichen „grobe Eingriffe“ in Rechtschreibung und Grammatik vorgeworfen.

CDU-Generalsekretär Tauber wiederum geriet wegen einer Veranstaltung zur digitalen Transformation im Mai und der in diesem Zusammenhang verwendeten Begriffe wie „Innovation-Pitch“, „Working-Spaces“ und „eSports“ in das Visier des VDS.

Air Berlin landete wiederum auf der Kandidatenliste, weil die Fluggesellschaft ihre Außendarstellung auch in Deutschland fast ausschließlich auf Englisch vornehme.

Seit 1998 vergibt VDS jährlich den Negativpreis „Sprachpanscher“ an Firmen, Institutionen oder Personen. 2016 ging der Preis an ZDF-Intendant Thomas Bellut. Über den „Sprachpanscher“ des Jahres 2017 sollen die mehr als 35.000 Mitglieder des Vereins abstimmen. Das Ergebnis soll Ende August feststehen.

religion.ORF.at/AFP/DPA

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