London: Muslime vermuten Anschlag auf Gläubige

Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag mit mehreren Opfern im Norden von London in der Nacht auf Montag vermutet der islamische Dachverband einen gezielten Angriff auf Muslime.

Im Kurzbotschaftendienst Twitter teilte der Muslim Council of Britain mit, dass ein Lieferwagen Gläubige überfahren habe, als sie die nahe gelegene Moschee im Stadtteil Finsbury Park am verlassen hätten. Verbandschef Harun Khan twitterte, der Lieferwagen sei „absichtlich“ in die Fußgänger gefahren. Die Moschee war früher eine Anlaufstelle für Islamisten.

Direkt vor Gebetshaus

Ein Fahrzeug hatte im Stadtteil Finsbury Park in der Nacht auf Montag mehrere Fußgänger erfasst und verletzt. Der Vorfall ereignet sich direkt vor dem Muslim Welfare House, einem kleinen Gebetshaus im Norden Londons. Bei den Opfern soll es sich vornehmlich um Muslime handeln, die während des Fastenmonats Ramadan nach dem Ende eines Gebets auf der Straße waren. Der 48 Jahre alte Fahrer des Transporters wurde festgenommen. Anti-Terror-Spezialisten übernahmen die Ermittlungen.

Polizei und Passanten nach dem Anschlag in Finsbury Park, Nordlondon

APA/PA via AP/Victoria Jones

Polizei und Passanten nach dem Anschlag in Finsbury Park, Nordlondon

Um die Ecke gibt es in der direkten Nachbarschaft noch die größere Finsbury-Park-Moschee. Aus beiden muslimischen Einrichtungen strömten die Menschen in der Nacht auf Montag nach ihrem Gebet heraus, als der gemietete Lieferwagen auf die Menge zusteuerte.

Bürgermeister: „Klar gezielter Angriff“

Londons Bürgermeister Sadiq Khan bewertete die Tat als zielgerichtete Attacke: „Die Londoner Polizei ist nach einem fürchterlichen Terroranschlag auf unschuldige Menschen in Finsbury Park im Einsatz“, schrieb er auf Facebook. Noch seien nicht alle Details bekannt, „aber das war klar ein gezielter Angriff auf unschuldige Londoner, von denen viele gerade die Gebete während des heiligen Monats Ramadan beendeten“, schrieb Khan weiter.

„Hart für Gemeinschaft gearbeitet“

Das muslimische Gebetshaus verurteilte den Vorfall. „Wir haben über Jahrzehnte sehr hart für eine friedliche und tolerante Gemeinschaft hier in Finsbury Park gearbeitet und verurteilen schärfstens jeden Akt des Hasses, der versucht, unsere wunderbare Gemeinschaft zu spalten“, heißt es in einer Mitteilung, die das Muslim Welfare House im Stadtteil Finsbury Park Montagfrüh im Internet veröffentlichte.

Die Verantwortlichen riefen zur Ruhe auf: „Spekulationen über den Vorfall sind nicht hilfreich. (...) Die Polizei sollte Zeit bekommen, ihren Job zu machen.“

Muslime in Großbritannien

In Großbritannien leben etwa drei Millionen Muslime. 2011 (jüngster Zensus) waren es allein in England und Wales 2,71 Millionen, 4,8 Prozent der Gesamtbevölkerung (Schottland 77.000, Nordirland 3.800). Ein Großteil lebte in London (etwa eine Million, 12,4 Prozent der Bevölkerung), den höchsten Anteil bildeten sie in den Stadtteilen Tower Hamlets und Newham.

Weitere Schwerpunkte waren die Großstädte Bradford, Birmingham und Manchester. Fast die Hälfte der Muslime wurden im Vereinigten Königreich geboren. Viele haben familiäre Wurzeln in Pakistan und Bangladesch.

religion.ORF.at/APA/AFP/Reuters/dpa

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