Papst kritisiert Benachteiligung von Frauen

Papst Franziskus hat eine andauernde Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt kritisiert. Sie seien dort „immer noch zweite Klasse“, sagte er am Mittwoch vor Vertretern des italienischen Gewerkschaftsbundes CISL im Vatikan.

An seine Zuhörer gewandt fuhr er fort: „Ihr könnt sagen: ‚Aber nein, da gibt es doch diese Unternehmerin oder jene‘. Ja, aber Frauen verdienen weniger und sind leichter auszubeuten. Tut etwas dagegen!“ Zugleich ermahnte Franziskus Gewerkschaften dazu, sich mehr für junge Leute, Migranten und Arme einzusetzen, denen der Zugang zu einer menschenwürdigen Arbeit verwehrt bleibe.

„Tut etwas dagegen!“

Gewerkschaften müssten als Fürsprecher für Benachteiligte und Ausgeschlossene auftreten, so der Papst. Hierbei dürften sich die Gewerkschaften nicht nur auf Arbeitnehmer und Pensionisten konzentrieren.

Papst Franziskus mit kleinen Mädchen bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus: Auf den auf den Beitrag junger Arbeitnehmer nicht verzichteten

Mit Blick auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien wandte er sich gegen eine Erhöhung des Pensionsalters. Eine Gesellschaft, in der Alte „zu lange“ arbeiteten und „eine ganze Generation junger Leute“ nicht in den Arbeitsmarkt komme, sei „töricht und kurzsichtig“. Firmen, die auf den Beitrag junger Arbeitnehmer verzichteten, fehlten „Energie“ und „Begeisterung“, „Innovation“ und „Lebenslust“.

Wort „Märtyrer“ nicht für Anschläge verwenden

Bei der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan sprach der Papst über den Usus, Menschen als „Märtyrer“ zu bezeichnen, die Selbstmordanschläge begehen, was „für einen Christen abstoßend“ sei. „Man kann nicht das Wort Märtyrer verwenden, um diejenigen zu definieren, die Selbstmordanschläge begehen, weil in einem solchen Verhalten zeigt sich nicht Liebe zu Gott und zum Nächsten, wie sie im Zeugnis Christi zum Ausdruck kommt“, sagte er.

Vor mehreren Zehntausend Pilgern auf dem Petersplatz betonte der Papst, dass das Martyrium nicht „das höchste Ideal des christlichen Lebens“ sei. Denn noch weiter oben stehe die Liebe - „das heißt, die Liebe zu Gott und zum Nächsten“.

Nie Gewalt gegen Gewalt

Franziskus erinnerte an die Verfolgungen von Christen wegen ihres Glaubens und argumentierte, dass „nie“ auf Gewalt mit mehr Gewalt reagiert werden darf. „Das Böse kann nicht mit dem Bösen bekämpft werden“, warnte er. Das Beispiel der christlichen Heiligen - „Männer und Frauen, die der Logik der Hoffnung des Evangeliums folgten“ - sei geprägt von „Armut, Liebe und Klugheit“. „Die einzige christliche Stärke und Macht ist das Evangelium“, betonte Franziskus.

„Christ sein, heißt gegen den Strom schwimmen“, und eine solche Haltung resultiere nicht aus einem „polemischen Geist“, sondern „aus der Treue zur Logik des Gottesreiches, die eine Logik der Hoffnung ist, und sich in einem Lebensstil zeigt, der auf Jesu Geboten gründet“, so der Papst. Dazu gehöre zuallererst die Armut. In der heutigen Welt herrschten Egoismus und Ungerechtigkeit vor.

Verfolgung Teil von Mission

Franziskus betonte, dass die Verfolgung zur Mission des Christen gehöre. Die Märtyrer, die für das Evangelium in den Tod gingen, gäben mit ihrem Vorbild Hoffnung und die Gewissheit, „dass uns nichts und niemand von der Liebe Gottes scheiden kann“. Der Papst verwies darauf, dass bereits im Evangelium geschildert werde, wie die Verkündigung des Gottesreiches auf Widerstand und Feindschaft stoße.

Der Papst erinnerte daran, dass an diesem Donnerstag das Fest gefeiert werde, das das Martyrium der beiden Säulen der Kirche, Petrus und Paulus, markiere, deren Auftrag den neuen Metropolitan-Erzbischöfen der ganzen Welt mitgegeben werde. Diese erhalten das Pallium, ein liturgisches Abzeichen der Ehre und der Gerichtsbarkeit, das den Erzbischöfen an diesem Tag überreicht wird.

religion.ORF.at/KAP

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