Kölner Alterzbischof Kardinal Meisner gestorben

Kardinal Joachim Meisner ist tot. Der frühere Erzbischof von Köln sei während seines Urlaubs in Bad Füssing „friedlich eingeschlafen“, sagte ein Sprecher des Erzbistums am Mittwoch der dpa.

Das Kölner Domradio hatte seinen Tod als erstes vermeldet. Der wegen seiner betont konservativen Haltung streitbare Theologe wurde 83 Jahre alt. Meisner war einer der vier Kardinäle, die zuletzt offen gegen den Reformkurs von Papst Franziskus aufgetreten waren.

Kardinal Meisner

APA/AP/ Roberto Pfeil

Kardinal Joachim Meisner

Meisner stand 25 Jahre lang, von 1989 bis 2014, an der Spitze des größten römisch-katholischen Bistums in Deutschland. Er galt lange Jahre als einflussreichster Vertreter des konservativen Flügels unter den deutschen Bischöfen. Der 1933 im schlesischen Breslau geborene Geistliche flüchtete 1945 mit seiner Familie nach Thüringen, wo er nach einer Banklehre und dem Theologiestudium im Jahr 1962 zum Priester geweiht wurde.

Nach seiner Zeit als Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt wurde er 1966 zum Caritasdirektor berufen. Drei Jahre später promovierte er an der Päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom. In Ostberlin legte er sich u. a. mit Erich Honecker wegen der Sowjetsterne auf vielen öffentlichen Gebäuden der DDR an und rief beim Dresdner Katholikentag 1987 in die Menge, dass die Katholiken „keinem anderen Stern folgen als dem von Bethlehem“. Bereits 1983 hatte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.

Enges Verhältnis zu Johannes Paul II.

Meisner pflegte ein enges Verhältnis zu Papst Johannes Paul II. und insbesondere zu Papst Benedikt XVI., dem vormaligen Kardinal Joseph Ratzinger. Er sorgte als betont konservativer Erzbischof von Köln immer wieder für Konflikte: Der Kardinal ließ nie Zweifel daran aufkommen, dass er sich als Hüter der „reinen Lehre“ sah. Dieses Selbstverständnis brachte dem Ex-Bischof von Berlin die Bezeichnung „Gottes bester Panzer“ ein.

Tatsächlich machte kaum ein katholischer Würdenträger so entschieden Front gegen Frauenpriestertum und Abschaffung des Zölibats. Auch seine ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen sorgte mehrmals für Aufregung. Entschieden wandte sich Meisner gegen Abtreibung, Embryonenforschung und die Beihilfe zur Selbsttötung. Auf seine Initiative hin verfügte Johannes Paul II. 1999 den Ausstieg der deutschen Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung.

Über Papst-Rücktritt „erschüttert“

Erschüttert reagierte der Kardinal 2013 auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI., mit dem er ebenfalls freundschaftlich verbunden war. „Bis zum Tod - das habe ich nicht nur in Bezug auf Ehen so gesehen, sondern auch auf das Papstamt“, beschrieb er seine erste Reaktion. Später seien seine Vorbehalte aber „weggeschmolzen“, bekundete der Kardinal Verständnis für die gesundheitlichen Gründe, die Benedikt XVI. als Grund für seinen Amtsverzicht angab.

„Offener Brief“ wegen „Amoris Laetitia“

Dagegen opponierte er bis zuletzt gegen den Reformkurs von Papst Franziskus. Meisner war einer von vier Kardinälen, die einen „offenen Brief“ mit „dubia“ (Zweifeln) an den Papst schrieben. Darin forderten er und die drei anderen Franziskus-Kritiker, der deutsche Walter Brandmüller, Italiener Carlo Caffarra und der US-Amerikaner Raymond L. Burke, im September vorigen Jahres Aufklärung über das päpstliche Schreiben über Familie und Liebe, „Amoris Laetitia“. Dass wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen, traf bei Meisner auf entschiedenen Widerspruch. Der Papst reagierte nicht auf das Schreiben.

2014 war Meisner aus Gesundheitsgründen auf seinen eigenen Wunsch hin in den Ruhestand versetzt worden. Sein Nachfolger als Erzbischof von Köln wurde Rainer Maria Woelki, der seitdem einen auffallend anderen Kurs fährt. So setzt er sich intensiv für die Aufnahme von Flüchtlingen ein. Meisner lebte in seinen letzten Jahren zurückgezogen in der Kölner Innenstadt.

Papst: Treuer Einsatz für Wohl der Menschen

Papst Franziskus nahm mit „innerer Anteilnahme“ die Nachricht vom Tod von Kardinal Joachim Meisner auf und hob dessen Engagement für die Menschen hervor. „Christus der Herr lohne ihm seinen treuen und unerschrockenen Einsatz für das Wohl der Menschen in Ost und West und schenke ihm Anteil an der Gemeinschaft der Heiligen im Himmel“, schrieb das Katholiken-Oberhaupt am Mittwoch in einem Kondolenztelegramm an den Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki. „Aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus ist Kardinal Meisner für die Frohe Botschaft eingetreten.“

religion.ORF.at/dpa/APA/AFP

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