Urteil gegen Ex-Mormonen-Bischöfe wegen Polygamie

Der Supreme Court of British Columbia in Kanada hat zwei ehemalige Bischöfe einer Mormonen-Gemeinschaft der Polygamie für schuldig befunden.

Winston Blackmore (60) soll 24 Frauen geheiratet haben, James Oler (53) fünf, wie der US-Sender CBC am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf das oberste Gericht in der westlichen Provinz British Columbia berichtete. Demnach soll Blackmore mehr als 145 Kinder gezeugt haben. Beide Männer sind Angehörige der Fundamentalistischen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints; FLDS).

Der Polygamist Winston Blackmore mit sechs seiner Töchter und Enkeln

The Canadian Press/AP/Jonathan Hayward

Der Polygamist Winston Blackmore mit sechs seiner Töchter und Enkeln

Fünf Jahre Haft drohen

Die Vielehe ist in Kanada verboten. Den beiden Männern drohen nun bis zu fünf Jahre Haft. Ein Termin für die Verkündung des Strafmaßes stand zunächst nicht fest. Beide Männer bekennen sich zur Polygamie. Seine einzige Schuld bestehe darin, seine Religion auszuüben, sagte Blackmore Reportern - „das habe ich nie bestritten.“

Einem Bericht der kanadischen Zeitung „Toronto Star“ zufolge strebt Blackmores Anwalt, Blair Suffredine, eine Verfassungsklage an. Sein Klient verglich den Fall mit der Situation homosexueller Paare. Auch die Homosexuellenehe sei in der Vergangenheit illegal gewesen, sagte Blackmore.

Ackerbau und Jagd

Der Fall ist von großer Bedeutung für die Ausübung der Religionsfreiheit in Kanada. Die FLDS ist eine Abspaltung der mormonischen Kirche. Sie lebt seit knapp 60 Jahren in einer abgelegenen Bergregion in British Columbia, wo sie Ackerbau und Jagd betreibt. Die Justiz hatte bereits vor zwei Jahrzehnten Ermittlungen gegen die Männer aufgenommen. Zur Anklage war es dann aber lange nicht gekommen: Es stand die Frage im Raum, ob die Vielehen der beiden nicht von der verfassungsmäßig garantierten Religionsfreiheit in Kanada gedeckt sei.

Im Jahr 2011 machte dann das oberste Gericht der Provinz durch ein Grundsatzurteil den Weg für den Prozess frei: Es befand, dass der potenzielle Schaden durch Polygamie eine Einschränkung der Religionsfreiheit rechtfertige. Richterin Sheri Ann Donegan wies nun in ihrem Urteil darauf hin, dass der Hauptangeklagte Blackmore seine Polygamie nie bestritten habe. Doch treffe auch ihn das vor 127 Jahren verabschiedete Polygamieverbot in Kanada.

religion.ORF.at/dpa/AFP

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