Hiroshima-Gedenken: Atomare Abrüstung gefordert

Das deutsche Büro des päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden, „Iustitia et Pax“, fordert die atomare Abrüstung. Buddhisten gedenken des Atombombenabwurfs auf Hiroshima von 1945 bei der Friedenspagode in Wien.

Hiroshima wurde am 6. August 1945 und Nagasaki am 9. August von US-amerikanischen Atombomben getroffen. Diese Abwürfe waren der bisher einzige kriegerische Einsatz von Atomwaffen. Nach Schätzungen starben insgesamt mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden.

Nukleare Waffen nicht verboten

Zwar seien in den vergangenen Jahren viele Atomwaffen abgebaut worden; zugleich gebe es aber einen weltweiten Modernisierungsschub und die Entwicklung neuer Waffensysteme, schrieb der deutsche Friedensforscher Heinz-Günther Stobbe in einem am Dienstag in Bonn veröffentlichten Aufruf von „Iustitia et Pax“ zur Bundestagswahl. Die kirchliche Organisation fordert neue politische Initiativen für eine atomwaffenfreie Welt.

Das Friedensdenkmal, die "Atombombenkuppel" in Hiroshima

Reuters/Kimimasa Mayama

Das Friedensdenkmal die „Atombombenkuppel“ in Hiroshima. Das Gebäude wurde bei dem Abwurf bis auf die Kuppel zerstört und ist seither Gedenkstätte

Stobbe bezeichnete es als einen „schwer verständlichen und auf Dauer nicht hinnehmbaren Widerspruch, dass biologische und chemische Massenvernichtungswaffen völkerrechtlich verboten sind, nicht aber die nuklearen Kampfmittel“. Es sei auch schwer nachzuvollziehen, mit welchem Recht einige Staaten für sich das Recht beanspruchten, Atomwaffen zu besitzen, allen anderen Staaten aber dieses Recht verweigerten. Der atomare Status quo zementiere ein machtpolitisches Gefälle, das einen beständigen Faktor politischer und militärischer Instabilität darstelle.

Abkommen gegen Atomwaffen

In seiner Grußbotschaft zum Gedenktag wies Kardinal Christoph Schönborn auf die 122 Nationen hin, die am 7. Juli ein Abkommen gegen Atomwaffen unterzeichnet haben. Genau einen Monat vor dem traditionellen Hiroshima-Gedenktag. „Erstmals in der Geschichte seit den verheerenden Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki rückt damit eine Welt ohne die Bedrohung eines Atomkrieges oder atomarer Unfälle in greifbare Nähe“, so Schönborn.

Umso schmerzlicher sei es, dass die großen Atommächte dieses wegweisende Abkommen torpedieren und sich weiterhin hinter ihrer Sicherheitspolitik einer nuklearen Abschreckung verschanzen. Angesichts der weltweit angespannten Sicherheitslage und den anhaltenden atomaren Provokationen durch das nordkoreanische Regime müssen der Dialog zwischen den Völkern und der Einsatz für Frieden in der Welt an erster Stelle stehen.

Zukunft ohne biologische, chemische, atomare Waffen

Auch der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Michael Bünker bezog sich auf dieses Abkommen, das, ab dem 50. Staat, der es ratifiziere, automatisch völkerrechtlich in Kraft trete. Es brauche ein entschiedenes Nein der Kirchen, aller Religionen und Menschen guten Willens, denen der Frieden in Gerechtigkeit ein Anliegen sei, so Bünker.

„Wir sind es den Opfern von Hiroshima und Nagasaki schuldig, den Menschen in den ärmeren Ländern, die die Folgen des neuen Wettrüstens jetzt schon zu spüren bekommen und vor allem unseren Nachkommen. Sie haben ein Recht auf eine Welt ohne biologische, chemische und atomare Waffen.“

Laternenmarsch anlässlich des 68. Jahrestages des Atombombenabwurfes auf Hiroshima am 6. August 2013 vor der Karlskirche in Wien

APA/Wolflingseder/Satrapa

Laternenmarsch anlässlich des Jahrestages des Atombombenabwurfes auf Hiroshima vor der Karlskirche in Wien im Jahr 2013

Theologe: Position beziehen

Auch die Kirchen in Deutschland sollten die Bundesregierung auffordern, ihre bisherige Zurückhaltung aufzugeben und sich dem Kampf für eine atomwaffenfreie Welt anzuschließen, so Stobbe. Die deutsche Bundesregierung betone zwar immer wieder, sich für atomare Abrüstung einzusetzen, beteilige sich aber, wie alle NATO-Staaten, nicht an den Bemühungen um einen Bann von Atomwaffen, da Deutschland selbst keine Atomwaffen besitze.

Am Sonntag wird beginnt um 18.00 Uhr am Graben, Ecke Kohlmarkt in der Wiener Innenstadt das jährliche Hiroshima-Gedenken, das um ca. 20.30 Uhr mit einem Laternenmarsch vom Graben zum Teich vor der Karlskirche abgeschlossen wird. Kommenden Mittwoch wird um etwa 20.00 Uhr mit einer traditionellen buddhistischen Lichterzeremonie bei der Wiener Friedenspagode der Opfer von Hiroshima und Nagasaki gedacht.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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