Evangelikale Trump-Anhänger kontern Vatikan-Medien

Evangelikale Unterstützer des US-Präsidenten Donald Trump haben am Montag um ein Treffen mit Papst Franziskus angefragt. Sie wollen mit ihm über einen überaus kritischen Artikel sprechen, der kürzlich in einer vatikannahen Zeitschrift erschien.

Johnnie Moore, einer der Leiter von Trumps evangelikalem Beratungsgremium und Sprecher einiger seiner Mitglieder, sagte der Nachrichtenagentur AP zufolge, er habe eine diesbezügliche Anfrage nach Rom geschickt. Das sei eine Antwort auf den Artikel „Evangelischer Fundamentalismus und katholischer Integralismus: Ein überraschender Ökumenismus“, der im Juli 2017 erschien. Darin ist die Rede von einer eine Allianz des „Hasses“ zwischen Evangelikalen, die den Präsidenten unterstützen, und Katholiken.

Der Jesuit und Journalist Antonio Spadaro mit Papst Franziskus

APA/AFP/L' Osservatore Romano

Jesuit, Journalist und Papst-Vertrauter Antonio Spadaro (li.)

„Ökumene des Hasses“

Die Rede ist von einem Leitartikel im jesuitischen Journal „Civilta Cattolica“. In der vatikannahen Zeitschrift hatten der Jesuit und Chefredakteur Antonio Spadaro, ein Vertrauter von Papst Franziskus, das Bündnis von „evangelikalem Fundamentalismus und katholischem Integralismus“ in den USA gegeißelt und als „Ökumene des Hasses“ bezeichnet.

Artikel in der „Civilta Cattolica“ werden vom vatikanischen Staatssekretariat geprüft und genehmigt. Unter Franziskus, der ein Jesuit ist, ist die Zeitschrift zu einem inoffiziellen Organ des Papsttums geworden. Mitautor des Artikels ist der presbyterianische argentinische Pfarrer Marcelo Figueroa. Figueroa ist verantwortlich für die argentinische Ausgabe der Vatikan-Zeitung „L’ Osservatore Romano“.

In dem Artikel von 13. Juli wird der große Unterschied zwischen der Ökumene von Papst Franziskus hervorgehoben, die auf Frieden, Integration und Brückenbau setze, und der Vision der amerikanischen „Fundamentalisten“. Der Papst engagiere sich gegen jegliche Form von „Religionskrieg“ und sei gegen jegliche Form von Mauern. Die Allianz aus Politik und religiösem Fundamentalismus hingegen basiere auf der Angst vor Chaos.

„Apokalyptische Geopolitik“

Der Artikel warnt außerdem vor einer „Verschmelzung des evangelikalen und katholischen Fundamentalismus mit der Politik“, wodurch eine „apokalyptische Geopolitik“ geschaffen werde, wie sie von Trump-Berater Steve Bannon befürwortet wird. Es handle sich um eine „Ökumene des Konflikts“, in der Gegner dämonisiert würden und eine „theokratische Staatsform“ propagiert werde, so Spadaro.

US-Präsident Donald Trump mit evangelikalen Führern

Johnnie Moore/Handout via Reuters

US-Präsident Donald Trump mit führenden Evangelikalen

Er zielte dabei auf die konservativen religiösen Unterstützer von Präsident Trump und beschuldigte die Aktivisten, eine „fremdenfeindliche und islamophobe Vision zu verwirklichen, die Zäune errichtet und Säuberungen mittels Deportationen durchführt“. Trump hatte versucht, die Einreise von Menschen in die USA aus sechs Ländern mit einer muslimischen Mehrheit zu stoppen und versprochen, eine Mauer an der US-mexikanischen Grenze zu bauen.

Evangelikale wollen reden

Moore gab an, er ersuche um das Treffen mit dem Papst und Vatikan-Funktionären, um „die Versuche, Katholiken und Evangelikale zu spalten“ anzusprechen. In einem Brief an das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche schrieb Moore: „Wir glauben, dass es von großem Vorteil wäre, zusammenzusitzen und diese Dinge zu diskutieren. Dann, wenn wir nicht übereinstimmen, können wir das im Kontext der Freundschaft tun.“

Die politische Allianz zwischen Katholiken und amerikanischen Protestanten, die im Mittelpunkt des Artikels von Spadaro steht, entstand Ende des 20. Jahrhunderts. Antikatholische Vorurteile trennten einst die Mitglieder der beiden Traditionen, sowohl religiös als auch politisch. Aber in den 1980er- und 1990er-Jahren bauten einige konservative religiöse Führer eine Allianz, in gemeinsamer Sicht von Fragen wie Abtreibung und traditioneller Ehe.

Auch Katholiken kritisiert

Spadaros Kritik geht auch auf eine Gruppe katholischer Bischöfe Amerikas ein. Diese kämpften für religiöse Gewissensvorbehalte im Kontext der „Ehe für alle“-Gesetze und weiterer Bereiche, die die Morallehre berührten, aber würden dabei übers Ziel schießen, indem oft diejenigen, die gegensätzliche Ansichten vertreten, als Christenverfolger dämonisiert würden. Spadaro schrieb, dass die „Erosion der Religionsfreiheit eindeutig eine ernste Bedrohung ist“. Aber es müsse davor gewarnt werden, „die Verteidigung der Religionsfreiheit in fundamentalistischen Begriffen aufzusetzen“.

Der Artikel in „Civilta Cattolica“ hatte eine Welle der Kritik seitens konservativer amerikanischer Katholiken sowie Evangelikaler hervorgerufen. Die beiden Autoren stehen weiterhin zu ihren Schlussfolgerungen und posten den Text weiterhin regelmäßig via Twitter.

religion.ORF.at/AP/APA/KAP

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