Wien: Hartmannschwestern geben Kloster auf

Das St. Josefsheim-Kloster in Ober St. Veit im 13. Wiener Gemeindebezirk ist Geschichte. Die Niederlassung der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe (Hartmannschwestern) inklusive Klosterkirche wird abgerissen, ein neues Pflegeheim entsteht.

Ab 2019 sollen hier betagte Menschen gepflegt werden, wie die heimischen Ordensgemeinschaften mitteilten. Die Franziskanerinnen von der christlichen Liebe investieren in eine moderne Pflegeeinrichtung, weil die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert nur mit großen Schwierigkeiten für heutige Standards anzupassen gewesen wären.

Platz für Pflegebedürftige und Schwestern

132 Einzelbetten auf rund 6.500 Quadratmetern sind für das neue Pflegehaus vorgesehen, verteilt auf Wohngemeinschaften für 12 bis 14 Bewohner. Ziel ist es, auch stark eingeschränkten Personen mehr Selbstständigkeit zu bieten. Auch ein Therapiegarten wird errichtet. Ordinationen für Fachärzte sollen ebenfalls gebaut werden, die dann auch die medizinische Versorgung im ganzen Grätzel verbessern sollen.

Im neuen Pflegewohnhaus sind auch Räumlichkeiten für den Nachwuchs der Franziskanerinnen vorgesehen. Dieses Noviziat steht den zukünftigen jungen Schwestern zur Verfügung. Für die alten Schwestern werden ebenfalls Wohn- und Pflegebereiche eingerichtet. Im Erdgeschoss des Pflegewohnhauses wird zudem eine neue Kapelle gebaut. Sie wird so ausgestattet, dass die betagten Schwestern ihre täglichen Andachten barrierefrei abhalten können. Die Gottesdienste können von allen Menschen, die in der Umgebung leben, besucht werden.

Das St. Josefsheim kauften die Schwestern 1909 und bauten es 1925 aus. Zeitweise führten sie dort auch eine Landwirtschaft. Bis zu 40 Schwestern lebten früher im St. Josefsheim.

Orden 1848 entstanden

Die Hartmannschwestern (Franziskanerinnen von der christlichen Liebe) entstanden 1848 am ehemaligen Krankenhaus in Wien-Wieden, wo der Direktor nach geistlichen Schwestern für die Krankenpflege suchte. Mit Unterstützung von Franziskaner-, Kapuziner- und Redemptoristenpatres konnten schließlich 95 Pflegerinnen gefunden werden, die in den Dritten Orden des heiligen Franziskus aufgenommen wurden.

1854 reichten die Schwestern Viktoria Zitta, Lucia Rinerthaler und Petronilla Müller, Statuten ein, die Gemeinschaft wurde 1857 mit dem Namen „Barmherzige Schwestern vom III. Orden des hl. Franziskus, genannt von der christlichen Liebe“ vom Wiener Erzbischof Kardinal Joseph Othmar von Rauscher bestätigt.

Weiter Arbeit im „Harmannspital“

1861 wurde der Pflegevertrag im Krankenhaus gekündigt, die Schwestern übersiedelten 1865 in ein neues Mutterhaus und Klosterspital in der Wiener Hartmanngasse, deshalb auch die Bezeichnung „Hartmannschwestern“. Der Spitalsneubau („Hartmannspital“) war 1890 vollendet. Mit 1. Jänner 2017 fusionierte das Hartmannspital in Margareten mit dem Krankenhaus St. Elisabeth im 3. Bezirk zum „Franziskus Spital“. Als Standort blieb und bleibt die Einrichtung in Wien-Margareten aber erhalten.

Weitere Niederlassungen der Hartmannschwestern sind zwei Alten- und Pflegeheime in Wien sowie jeweils ein Exerzitienhaus in Kirchberg am Wechsel und in Sittendorf im Wienerwald. Weitere Niederlassungen bestehen in Rom, Argentinien und Paraguay. Der Ordensgemeinschaft gehören derzeit rund 80 Schwestern an.

Eine der bekanntesten Hartmannschwestern ist Sr. Restituta Kafka, die 1998 selig gesprochen wurde. Sie war am 30 März 1943 von den Nationalsozialisten wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ hingerichtet worden.

religion.ORF.at/KAP

Links: