Jerusalem: Patriarch wehrt sich gegen dubiosen Deal

Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. setzt sich gegen den geplanten Verkauf von Kirchenimmobilien in der Jerusalemer Altstadt an israelische Siedler zur Wehr.

Bei einer Pressekonferenz in Amman wies er am Sonntag mit Nachdruck die Entscheidung des Jerusalemer Bezirksgerichts zurück, das vor 14 Tagen einen dubiosen Deal aus dem Jahr 2004 zwischen einem damaligen Patriarchatsangestellten und einer jüdischen Vereinigung als rechtens bezeichnete.

Jerusalem mit Felsendom und Klagemauer

APA/AP/Tsafrir Abayov

Um einen kirchlichen Immobilienverkauf innerhalb der Jerusalemer Altstadt ist ein Rechtsstreit entstanden

Dieser Gerichtsentscheid habe die „klaren und konkreten Einwände des Patriarchats“ gegen Bestechung und Betrug ignoriert. Das Urteil sei ungerecht und „politisch motiviert“, so Theophilos III. laut jordanischen Medien.

Angestellter nach Verkauf ins Ausland geflohen

Die Kirche hatte den damaligen Kaufvertrag, wegen dem Patriarch Irinaios I. 2005 zurücktreten musste, gerichtlich angefochten. Der Kauf sei ohne Genehmigung der Kirchenleitung und durch Korruption zustande gekommen; zudem sei der Preis viel zu niedrig gewesen, so die Argumentation.

Die beiden Hotels „Imperial“ und „Petra“ unmittelbar am Jaffa-Tor waren von dem unmittelbar danach ins Ausland geflohenen Angestellten zu einem Spottpreis an die jüdische Ateret-Cohanim-Vereinigung verkauft worden.

Patriarchat geht in Revision

„Wir sind jetzt in der Pflicht und Verantwortung, unser Schweigen zu brechen und zu sagen: Genug ist genug“, so Patriarch Theophilos III. in Amman. Er habe sich zu einer so ungewöhnlichen Maßnahme wie einer Pressekonferenz entschieden, um „öffentlich und klar das ungerechte Urteil zurückzuweisen“.

Das Jerusalemer Bezirksgericht hatte Anfang August erklärt, der damalige Kauf sei nicht durch Betrug oder Bestechung zustande gekommen. Das Patriarchat kündigte umgehend an, in Revision zu gehen.

Einwand gegen Gesetzesvorschlag

Der griechisch-orthodoxe Patriarch wandte sich gleichzeitig gegen einen Gesetzesvorschlag, den 40 Knesset-Abgeordnete vor zwei Wochen unterzeichnet hatten und mit dem die Rechte der Kirchen bei Landbesitz- und Immobilienangelegenheiten eingeschränkt werden sollten.

Er rief in Amman Kirchenführer und die internationale Gemeinschaft auf, in diesem Vorgang für Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten. „Wir können keine Politik tolerieren, die die Christen zwingt, Jerusalem und das Heilige Land zu verlassen“, sagte Patriarchatssprecher Christoforos Atallah. Dahinter stecke das Ziel, die Demografie Jerusalems zu verändern und eine Judaisierung der Stadt voranzubringen.

religion.ORF.at/KAP