Ordenschef hofft auf Lösung in Sterbehilfeaffäre

Der belgische Generalobere der „Broeders van Liefde“, Rene Stockman, zeigt sich zuversichtlich, dass es im Streit um Sterbehilfe in seinen belgischen Ordenseinrichtungen zu einer einvernehmlichen Lösung auf Grundlage der katholischen Lehre kommt.

Bislang habe nur einer der drei betroffenen Mitbrüder geantwortet und sich hinter die vorgegebene Linie gestellt, sagte Stockman im Interview der italienischen Tageszeitung „Avvenire“ (Dienstag-Ausgabe).

Sollte der zuständige Aufsichtsrat der psychiatrischen Kliniken, der seine nächste Sitzung am 11. September hat, dieser Linie aber nicht folgen, bleibe dem Orden als letzter Weg nur eine Trennung. Dann dürften sich „diese Strukturen künftig nicht mehr als zu unserem Orden gehörig bezeichnen“. Er habe über den Vorgang auch mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gesprochen, so Stockman. Dieser habe ihm bestätigt, dass in diesem Punkt keine Kompromisse möglich seien.

Euthanasie auf Druck

Dem Aufsichtsrat der betroffenen Kliniken gehörten nur drei Mitbrüder seines Ordens an; die Mehrheit seien Laien, stellte Stockman im „Avvenire“ klar. Auch wenn es sich um katholische Mitglieder handle - darunter der frühere belgische Ministerpräsident und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy - gelte im säkularen Klima Belgiens die katholische Lehre in manchen Punkten als überholt. Auch auf Katholiken sei der kulturelle, politische und soziale Druck sehr stark. Daher sei die Entscheidung zugunsten von Euthanasie zustande gekommen.

Van Rompuy selbst sorgt in der Causa mit einer Nachricht auf Twitter für Wirbel. „Die Zeiten von ‚Roma locuta, causa finita‘ sind lang vorbei“, antwortete er dem Kirchenrechtsexperten Kurt Martens, der im Zusammenhang mit der Affäre auf die Aufsichtsratsmitgliedschaft des früheren Spitzenpolitikers aufmerksam gemacht hatte.

Aktive Sterbehilfe erlaubt

Der belgische Zweig des weltweit 603 Mitglieder zählenden Ordens hatte im Mai angekündigt, er würde den Ärzten seiner Einrichtungen aktive Sterbehilfe bei psychiatrischen Patienten erlauben. Das gelte jedoch nur für Fälle, in denen es „keine vernünftige alternative Behandlung“ gebe, so die damalige Ordenserklärung aus Belgien.

Er selbst habe nach Bekanntwerden dieser Entscheidung eine Rückkehr zur kirchlichen Linie verlangt, erinnerte Stockman im Interview. In der vergangenen Woche habe sich auch Papst Franziskus persönlich in den Vorgang eingeschaltet und über die Ordenskongregation interveniert.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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