Mormonen verdammen „white Supremacists“

Die Mormonen (die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage) in Amerika haben nach dem Attentat eines Neonazis bei einer Demo in Charlottesville die Überlegenheit der Weißen (white Supremacy) verdammt.

Nach der römisch-katholischen Bischofskonferenz Amerikas, dem jüdischen Weltkongress und zahlreichen anderen Organisationen und Personen haben die Heiligen der letzten Tage (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) in deutlichster Weise white Supremacists in ihren eigenen Reihen verdammt und betont, dass sie diese nicht unterstützt, berichtete die Huffington Post am Mittwoch.

In einem ersten Statement hatte die Gemeinschaft bereits am Sonntag geschrieben, alle Menschen, gläubige und nichtgläubige, sollten sich Sorgen machen über die überall zunehmende Intoleranz in Worten und Taten. „Unsere Gebete sind mit denen, die wegen dieser Intoleranz und diesem Hass leiden“.

Mormonentempel in Salt Lake City

Reuters/George Frey

Die Mormonen kämpfen gegen ihre eigenen rassistischen Geschichte

„White Supremacy ist moralisch falsch“

Nachdem offenbar einige Mitglieder mit weiß-nationalistischem Gedankengut diese Stellungnahme falsch auslegten, präzisierte die Gemeinschaft am Dienstag ihre Aussage.

„Einige der pro-Weißen und white-Supremacy (Überlegenheit der Weißen) -Gruppen behaupten, dass sich die Kirche (der Heiligen der letzten Tage) neutral zu oder in Unterstützung zu ihren Ansichten verhält. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein“... "White Supremacy-Einstellungen sind moralisch falsch, sündhaft und wir verdammen diese. Mitglieder, die eine „weiße Kultur" oder die Überlegenheit der Weißen vorantreiben wollen, befinden sich nicht im Einklang mit den Lehren der Kirche“.

Statement rassistisch interpretiert

Untermauert wird das Statement mit einem Bibelzitat und einem aus dem Buch Mormon, das die Gemeinschaft als zusätzliche religiöse Autorität betrachtet. Was die HLT dazu bewogen hatte, das Statement zu verdeutlichen, ist laut HuffingtonPost nicht klar geworden, allerdings hatte ein mormonischer Blogger mit mehr als 30.000 Follower auf Twitter das erste Statement mit den Worten kommentiert: „Man kann nicht anti-weiß sein und ein Jünger Christi“.

Zudem waren in sozialen Netzwerken Gerüchte über eine angebliche Beteiligung von Mitgliedern der Mormonen an der Organisation der Rassistenveranstaltung in Charlottesville aufgetaucht.

Mehrere rechtsextreme Gruppierungen, darunter der Ku Klux Klan, Neonazis und die Alt-Right-Bewegung, die US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf unterstützt hatten, hatten am Wochenende in der Universitätsstadt im Staat Virginia gegen die Demontage eines Denkmals demonstriert. Eine 32-jährige Frau starb, als ein 20-jähriger Neonazi sein Auto offenbar absichtlich in eine Gruppe von Gegendemonstranten steuerte.

Eigene rassistische Vergangenheit

Mica McGriggs, eine mormonische Studentin am Columbia University Medical Center, die sich mit Problemen mit „Rasse“ und „Privilegien“ in ihrer Glaubensgemeinschaft beschäftigt hat, sagte gegenüber der Huffington Post, das Statement sei „längst überfällig“, aber wenigstens ein erster, kritischer Schritt, so McGriggs.

Die Mormonen-Kirche hat eine schwierige Geschichte in Bezug auf Rassismus. 1852, wenige Jahre, nachdem er die Leitung der Kirche übernommen hatte, verkündete Brigham Young, dass Männer afrikanischer Abstammung nicht länger als Priester ordiniert werden dürften. Afroamerikanische Männer und Frauen wurden in der Folge bis 1978 an der Teilnahme an wichtigen kirchlichen Praktiken gehindert - so hat etwa der angesehene Mormon Tabernacle Choir, der etwa 300 Personen umfasst, kaum afroamerikanische Sängerinnen und Sänger.

Auch heute machen viele Mormonen Rassismus-Erfahrungen in ihrer Glaubensgemeinschaft, schreibt die Huffington Post. Die Kirche habe zwar versucht, das rassistische Erbe abzulegen und zahlreiche Artikel auf ihrer Homepage publiziert, doch für viele Betroffene sei das nicht genug.

Religionsgemeinschaft seit 1830

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, auch oft als Mormonen bezeichnet, ist die größte von etwa 70 Gemeinschaften, die sich auf das „Buch Mormon“ berufen. Die Religionsgemeinschaft der Mormonen wurde 1830 von Joseph Smith in den USA gegründet, wo heute ungefähr die Hälfte der nach eigenen Angaben weltweit rund 15 Millionen Mitglieder lebt. Smith gilt auch als Verfasser der zweiten (neben der Bibel) heiligen Schrift der Mormonen, dem „Buch Mormon“.

religion.ORF.at

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