Regierung plant Nachschärfungen bei Islamgesetz

Die Regierung plant eine Nachschärfung des Islamgesetzes und eine Reform des Aufsichtsmodells. Anlass dafür sind Vorfälle um illegale islamische Schulen sowie die bisherigen Ermittlungen in Sachen Auslandsfinanzierung von islamischen Vereinen.

Kurzfristig beschloss der Ministerrat am Dienstag die Aufstockung des Kultusamtes im Bundeskanzleramt um zehn Planposten, bisher gab es neben dem Leiter nur drei Mitarbeiter. Der Auftrag der bis jetzt sehr überschaubaren Abteilung: „Dem Kultusamt obliegt die Aufgabe, als oberste Kultusbehörde die staatlichen religionsrechtlichen Vorschriften zu vollziehen.“ In weiterer Folge soll das für Religionsgesellschaften und Kultusgemeinden zuständige Kultusamt in ein Bundesamt für Religionsangelegenheiten umgewandelt werden, schlug die zuständige SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar vor.

Religiöse Vereine sollen zudem zur Zusammenarbeit mit der Behörde verpflichtet werden und das Kultusamt mehr Befugnisse bei der Prüfung der Finanzierung erhalten. Externe Wirtschaftsprüfer sollen Einsicht in Finanzgebarung und Konten erhalten.

Prüfungen und Ermittlungen

Für Duzdar gehe es darum, die laut Islamgesetz verbotene Auslandsfinanzierung solcher Vereine auch tatsächlich unterbinden zu können. Vor allem aus der Türkei wurden in der Vergangenheit zahlreiche islamische Vereine in Österreich finanziert. Die bisherigen Ermittlungen - zuletzt wurden rund 150 religiöse Einrichtungen geprüft - hätten etliche Verdachtsfälle zutage gefördert. Die Prüfungen und Ermittlungen, an denen auch der Verfassungsschutz beteiligt ist, werden deshalb ausgeweitet, so Duzdar.

Muslimische Imame vor der Moschee in Floridsdorf

APA/Herbert Neubauer

Die Bundesregierung plant Nachschärfungen beim Islamgesetz und hat dafür zehn Planposten für das Kultusamt beschlossen

Glaubensgemeinschaft will in Debatte mitreden

Die IGGiÖ fühlt sich bei der Diskussion rund um Nachschärfungen beim Islamgesetz außen vor gelassen. „Wenn man ins Gespräch kommt, kann man vieles gemeinsam lösen“, sagte Präsident Ibrahim Olgun am Dienstag in einer ersten Reaktion gegenüber der APA. Er erwartet sich jedenfalls, bald von der Regierung kontaktiert zu werden.

„Politiker sollen nicht über die Islamische Glaubensgemeinschaft reden, sondern die Islamische Glaubensgemeinschaft muss bei solchen Themen miteinbezogen werden“, kritisierte Olgun, wie die derzeitige Debatte um die Prüfung islamischer Vereine läuft. In den kommenden Tagen sollen die jüngsten Entwicklungen auch innerhalb der IGGiÖ besprochen werden.

Brandstetter: „Konsequenzen überlegen“

Vizekanzler Wolfgang Brandstetter (ÖVP) hatte sich angesichts des im Ministerrat vorgelegten Berichts „irritiert“ gezeigt, denn es herrsche ein „unglaublicher Mangel an Kooperationsbereitschaft“ seitens islamischer Vereine. „Da ist was schiefgegangen“, meinte Brandstetter. „Ich frage mich nur, warum man das erst jetzt in dieser Deutlichkeit erkennt.“ Man müsse Konsequenzen überlegen, auch in Richtung erforderlicher legistischer Nachschärfungen, fand auch Brandstetter. „Man wird sich was überlegen müssen“, wenn notwendig auch Konto-Öffnungen. Vor der Wahl rechnet der Vizekanzler allerdings nicht mehr mit einer Gesetzesänderung.

Handlungsbedarf ortet auch Integrationsminister und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Er fordert „mehr Tempo bei der Kontrolle der Vereine und Schulen. Auch bei den Islamkindergärten in Wien besteht Handlungsbedarf.“

Kern: Beeinflussung aus dem Ausland inakzeptabel

Auf die Lücken im bestehenden Islamgesetz wies auch Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern hin. „Wir haben ein Gesetz gemacht, das stark darauf ausgerichtet war, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, aber schwierig exekutierbar.“ Deshalb müsse man nun dringend über eine Novellierung nachdenken.

Heftige Kritik übte Kern an der Türkei. „Es gibt Kräfte im Ausland, die bewusst auf die Beeinflussung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich setzt.“ Dieser Einfluss sei völlig inakzeptabel. „Da müssen wir rigoros reagieren.“ Der Bundeskanzler erwähnte in diesem Zusammenhang auch die von der Türkei veranlasste Festnahme des deutschen Autors Dogan Akhanli in Spanien. „Da gibt es einen Staat, der versucht, Einfluss in anderen Ländern auszuüben. Wir müssen dafür sorgen, dass dieser Einfluss nicht zugelassen wird.“

religion.ORF.at/APA

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