Kfbö-Chefin: Kritik an Abschiebung armenischer Familie

Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) Veronika Pernsteiner hat Kritik an der geplanten Abschiebung einer armenisch-christlichen Familie geübt. So auch die Caritas Oberösterreich. Es geht um eine Witwe mit zwei Kindern.

Narines Bughdaryan, seit Juni Witwe und Mutter von Mane und Maxim (9 und 7), lebt seit sechs Jahren im Caritas-Flüchtlingshaus Walding (OÖ); bereits während ihr krebskranker Mann noch im Sterben lag, habe es einen Abschiebeversuch durch die Polizei gegeben, berichtete die mit der Familie gut bekannte Pernsteiner der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress am Dienstag.

Am Montag sei die Familie, die Pernsteiner als bestens integriert und auch in der Pfarre Walding präsent beschreibt, dann tatsächlich abgeholt worden. Pernsteiner forderte, in diesem Fall humanitäres Bleiberecht zu gewähren. Sie sei „fassungslos und erschüttert“ über die geplante Abschiebung.

Antrag auf Bleiberecht noch offen

Die Caritas der Diözese Linz plädierte in einer Stellungnahme am Dienstag dafür, die Familie Bughdaryan nicht abzuschieben, „bevor der Antrag auf humanitäres Bleiberecht aufgrund der sehr guten Integration der Familie geprüft und entschieden wurde“.

Die Integrationsplattform Überbrücken der Gemeinde Walding setzt sich seit längerem zusammen mit Pfarre, Gemeinde und Schuldirektion für ein humanitäres Bleiberecht der Familien ein: Vater Tigran Bughdaryan, schon bei der Flucht aus Armenien schwer krank, erkrankte in Österreich zusätzlich an Krebs und starb im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz.

Veronika Pernsteiner

Kneidinger/kfbö

Veronika Pernsteiner

Gemeinde unterstützt die Familie

Am Montagnachmittag holte die Familie die negativ beschiedenen Asylanträge ein, die drei wurden von der Polizei zur Abschiebung abgeholt und befinden sich nun im Familienanhaltezentrum in der Zinnergasse am Stadtrand von Wien. Am Donnerstag sollen sie per Flugzeug zurück nach Armenien gebracht werden - noch bevor das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) über den Antrag auf Humanitäres Bleiberecht entschieden hat. „Wir WaldingerInnen verstehen die Welt nicht mehr!“, so die Integrationsplattform Überbrücken.

Der Verein und auch die nahe von Walding beheimatete, bei der gestrigen Abschiebung anwesende kfbö-Vorsitzende Pernsteiner wiesen darauf hin, dass die Kinder Mane und Maxim Oberösterreich als ihre Heimat betrachten und „Deutsch sprechen, als wäre es ihre Muttersprache“. Beide hätten in Walding ihre Freunde und seien gute Schüler. „Auch wenn keine für Asylgewährung Fluchtgründe mehr vorliegen - ich finde, das humanitäre Bleiberecht ist genau für solche Tragödien geschaffen worden“, wies Pernsteiner hin. Es sei inhuman, Kinder zu traumatisieren, indem man sie mutwillig aus ihrem vertrauten Lebensumfeld herausreißt.

Mobilisierung via Facebook

Via Facebook ersuchte Pernsteiner, einen Petitionsbrief an Innenminister Wolfgang Sobotka zu richten, der „die Abschiebung noch leicht stoppen bzw. zumindest solange aussetzen könnte, bis der Antrag der Familie auf humanitäres Bleiberecht geprüft werden konnte“.

Diesem Appell schloss sich am Dienstag auf Anfrage von „Kathpress“ auch die Caritas in Oberösterreich an. „Die rechtliche Entscheidung ist das eine - das andere ist die Vorgehensweise, die aus menschlicher Sicht sehr problematisch ist“, hieß es in einer Stellungnahme des stellvertretenden Caritasdirektors Gerhard Reischl. Die Caritas habe das Bundesasylamt darum gebeten, den Bleiberecht-Antrag noch zu prüfen, bevor die Familie abgeschoben wird. „Und es ist aus menschlicher Sicht ebenso abzulehnen, eine Mutter zwei Monate nach dem Tod des Mannes mit ihren Kindern abzuschieben“, erklärte Reischl.

religion.ORF.at/KAP

Links: