Russisch-orthodoxe Kirche will mit Vatikan Not lindern

Bei dem Moskau-Besuch des Vatikan-Staatssekretärs hat sich der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. für eine Zusammenarbeit für notleidende Menschen im Nahen Osten ausgesprochen.

„Es ist sehr wichtig, dass sich die christliche Gemeinde auf eine breite Unterstützung verlassen kann“, sagte er am Dienstag nach einem Treffen mit dem Chefdiplomaten des Papstes, Kardinal Pietro Parolin, in Moskau. Kyrill betonte, dass eine derartige Zusammenarbeit ein einender Faktor für beide Kirchen und eine gute Grundlage für weitere Projekte sein könne. Der 62-jährige Parolin gilt informell als Nummer zwei im Vatikan.

Patriarch Kirill und Vatikan-Staatssekretär Parolin

APA/AP/Alexander Zemlianichenko

Patriarch Kyrill I. und Vatikan-Staatssekretär Pietro Parolin

„Neue Etappe in Beziehung“

Papst Franziskus und Kyrill hatten sich im Februar 2016 im Karibikstaat Kuba getroffen. Es war die erste Begegnung eines katholischen und eines russisch-orthodoxen Kirchenoberhauptes in der Geschichte. „Eine neue Etappe in der Entwicklung unserer Beziehungen hat begonnen“, sagte Kyrill der Agentur Interfax zufolge.

Das sei nur möglich geworden, weil man sich bereits in Havanna auf eine Haltung zu den wichtigsten Problemen der Gegenwart geeinigt habe. Ein weiteres Treffen des Papstes mit dem Patriarchen sei jedoch bisher kein Thema, sagte der Moskauer Metropolit Ilarion.

Parolin traf sich auch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Beide lobten das Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und Russland. „Unsere bilateralen Beziehungen sind auf einem sehr hohen und positiven Niveau“, sagte der Kardinalstaatssekretär.

Zusammenarbeit gegen Terrorismus

Nach Angaben Lawrows sprachen die beiden Chefdiplomaten auch über die Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika sowie über den Kampf gegen den Terrorismus. „Wir teilen die Ansichten, dass es einen Dialog braucht“, sagte Lawrow nach dem Treffen.

Er habe den Kardinal über die Fortschritte in den syrischen Friedensverhandlungen in Astana informiert. In der kasachischen Hauptstadt sollen im September abermals mit syrischen Regierungsvertretern und der Opposition unter Vermittlung Russlands, der Türkei und des Irans über Details der vereinbarten Sicherheitszonen verhandelt werden.

Krise in Venezuela überwinden helfen

Bei dem Treffen ging es laut Angaben Parolins auch um die Situation in Venezuela, wie Kathpress meldete. Dabei lägen die Haltungen des Vatikans und Russlands zur „friedlichen Beilegung“ von internationalen Konflikten und der „Abwehr von Terrorismus und Extremismus“ nah beieinander, betonte Lawrow.

Nach Ansicht des Kardinal-Staatssekretärs könnte Russland dabei helfen, die Krise in Venezuela zu überwinden: Dank seiner engen Verbindungen mit dem südamerikanischen Land „kann Russland zum Dialog beitragen“, sagte Parolin. Außenminister Lawrow betonte, für den Dialog zwischen den zerstrittenen Gruppen in Venezuela sei die Hilfe „vieler externer Akteure“ nötig.

Am Mittwoch ist zudem ein Treffen Parolins mit Präsident Wladimir Putin in der Schwarzmeerstadt Sotschi geplant. Nach Angaben des Kremls soll dabei auch die Situation im Bürgerkriegsland Syrien und in der Ukraine Thema sein.

religion.ORF.at/APA/dpa

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