Nach Anschlägen: Welle der Islamfeindlichkeit

Seit den Anschlägen vom vergangenen Donnerstag ist in Spanien die Zahl der antiislamischen Übergriffe drastisch gestiegen. Moscheen wurden beschmiert und Personen körperlich attackiert.

Mindestens vier Moscheen in den Städten Granada, Fuenlabrada, Logrono und Sevilla hätten in den vergangenen Tagen Schändungen und Angriffe gemeldet, berichtete die spanische Tageszeitung „El Pais“ am Mittwoch. „Wir registrieren dieser Tage eine brutale Welle der Islamfeindlichkeit“, zitierte das Blatt den Leiter der Bürgerplattform gegen Islamophobie, Esteban Ibarra.

Moscheen beschmiert

In Sevilla im Süden des Landes malten zum Beispiel Unbekannte auf die Wände der Hauptmoschee der von der maurischen Besatzung stark geprägten andalusischen Stadt Parolen wie „Mörder, ihr werdet das bezahlen!“ und „Stop Islam!“. In Granada attackierten rund ein Dutzend mutmaßliche Mitglieder der kleinen rechtsradikalen Organisation „Hogar Social“ eine Moschee mit Rauchbomben und Leuchtraketen. Sie sangen dabei antiislamische Parolen.

Eine muslimische Frau weint und hält ein Schild mit der Aufschrift "Nein zu Islamophobie"

Reuters/Jon Nazca

Übergriffe auf Muslime haben in den vergangenen tag stark zugenommen

Körperliche und Internet-Attacken

Auch im Netz werde ein Anstieg der Attacken und Beleidigungen registriert, hieß es. Außerdem würden Muslime auf offener Straße ohne ersichtlichen Grund körperlich attackiert. Ein 14-Jähriger aus Marokko sei etwa in Puerto de Sagunto bei Valencia von einem unbekannten Mann angegriffen, als „Scheiß-Araber“ beschimpft und mit dem Tode bedroht worden. Für Hasskriminalität können in Spanien Haftstrafen von bis zu vier Jahren verhängt werden.

Bürgermeister von Venedig sorgt für Aufsehen

Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sorgt mit islamfeindlichen Aussagen für Aufsehen. „Wir müssen hier in Italien den Terrorismus bekämpfen und die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen. Wenn jemand auf dem Markusplatz rennt und ́Allahu Akbar ruft, wird er sofort erschossen“, so Brugnaro laut Medienangaben von Mittwoch.

Der Mitte-rechts-Bürgermeister erklärte, dass die Gemeinde die Sicherheitsvorkehrungen erhöht habe. „Schluss mit Gutmenschtum. Wenn man mich ermorden will, muss ich mich verteidigen und in Venedig verteidigen wir uns“, sagte der Bürgermeister. Die Polizei habe im März drei mutmaßliche Extremisten festgenommen, die einen Anschlag auf der Rialto-Brücke planten, erinnerte Brugnaro.

Die Worte des Bürgermeisters lösten hitzige Polemik aus. Linksparteien bezeichneten Brugnaros Aussagen als unannehmbar und riefen ihn auf, sich zu entschuldigen.

IS für Terror verantwortlich

Beim Anschlag mit einem Lieferwagen auf Barcelonas Flaniermeile La Rambla und einer vereitelten Attacke im ebenfalls in Katalonien liegenden Ort Cambrils wurden am Donnerstag insgesamt 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich zu den Taten.

Die dafür verantwortliche Terrorzelle wurde nach Polizeiangaben zerschlagen. Acht mutmaßliche Terroristen sind tot, gegen drei weitere laufen Ermittlungen, ein vierter Mann wurde am Mittwoch wieder auf freien Fuß gesetzt.

religion.ORF.at/APA/dpa

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