Wiener Theologische Fakultät wird interreligiös

Was im norddeutschen Münster unter dem Stichwort „Campus der Religionen“ entstehen soll, nimmt an der Universität Wien ab dem Wintersemester bereits Gestalt an: Ein gemeinsamer theologischer bzw. interreligiös-akademischer Hotspot unter einem Dach.

So wird ab Oktober neben der Katholisch-Theologischen und der Evangelisch-Theologischen Fakultät sowie der Möglichkeit, orthodoxe Religionspädagogik zu studieren, auch das Institut für Islamisch-Theologische Studien im Gebäude in der Schenkenstraße seine Tätigkeit aufnehmen. Das teilte die Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät, Sigrid Müller, gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress mit.

Ökumene und Dialog hautnah

Das Projekt sei „einzigartig“, so Müller, und für Studierende öffne sich nicht nur die Möglichkeit, einen Bachelor in „Islamisch-Theologischen Studien“ zu absolvieren, sondern „Ökumene und den Dialog der Religionen hautnah zu erfahren“. Und wer sich vertieft mit anderen Religionen auseinandersetzen möchte, der könne etwa das Bachelorstudium Religionspädagogik mit einem religionswissenschaftlichen Schwerpunkt absolvieren.

Studierende und Fahne der Universität Wien

APA/Herbert Pfarrhofer

An der Uni Wien entsteht ein theologischer bzw. interreligiös-akademischer Hotspot

Breites, internationales Angebot

Zunehmend würden Lehrveranstaltungen auch in englischer Sprache angeboten, was den Zuzug von Studierenden und Doktoranden aus inzwischen mehr als 30 Ländern erkläre. Allein an der katholischen Fakultät würden derzeit rund 70 Wissenschaftler in sieben Instituten forschen und lehren.

Die hohe Interdisziplinarität der Fakultät werde auch durch zwei Forschungsplattformen und zwei Forschungszentren gewährleistet, an denen die Katholisch-Theologische Fakultät beteiligt sei, so Müller. „Es gibt einen intensiven internationalen Austausch etwa mit Städten wie Madrid und Paris - und eine Fächerbreite wie an keiner anderen Fakultät in Österreich“.

Berufliche Perspektiven würden sich für Absolventen in der Lehre ebenso finden wie in der pastoralen Praxis, in geistlichen Berufen, in Medien oder in NGOs und in der freien Wirtschaft, warb Müller für ihr Fach. „Wir verstehen die Fakultät als einen Ort, an dem man frei denken und forschen kann und sich mit der aktuellen wissenschaftlichen Entwicklung auseinandersetzt.“

Islamstudium im Islamgesetz verankert

Die Einrichtung des Studienganges „Islamisch-Theologische Studien“ geht zurück auf das Islamgesetz von 2015. Für das Studium stellt der Bund über eine Leistungsvereinbarung mit der Universität Wien entsprechende Mittel zur Verfügung. Seit Ende 2016 wurde dazu zunächst das Institut für Islamisch-Theologische Studien eingerichtet und organisatorisch der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät zugeordnet.

„Das Bachelorstudium ‚Islamisch-Theologische Studien‘ der Universität Wien hat als bekenntnisorientiertes und interdisziplinäres Fach die Intention, einen Beitrag zur Entwicklung einer Tradition der Islamischen Theologie und Studien auf der europäischen universitären Ebene zu leisten und arbeitet mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen eng zusammen“, heißt es in der Präambel zum neuen Studium.

Wissenschaftliche Ausbildung im Vordergrund

Das Ziel des Bachelorstudiums ist in erster Linie die wissenschaftliche Aus- und Heranbildung von Theologen, Seelsorgern und Religionspädagogen. Für die Absolventen eröffnen sich unterschiedliche Berufsfelder in den Gebieten der Gemeinde-, der Seelsorge- und Sozialarbeit sowie in verschiedenen Kultur- und Bildungseinrichtungen. Auf Masterebene bietet die Universität das Studium Islamische Religionspädagogik an.

Weiter Horizont in familiärer Atmosphäre

Die Einschreibefrist für alle Studiengänge läuft noch bis 5. September. Noch bestehe für Zweifler wie für Kurzentschlossene also die Möglichkeit, sich für eines der zahlreichen theologischen Studienangebote an der Wiener Fakultät zu entscheiden. Für ein Studium in Wien spreche neben der Attraktivität der Stadt schließlich auch das akademische Umfeld, so Müller.

Theologische Studien böten nicht nur gute Jobaussichten, in Wien würde Theologie noch dazu den Spagat zwischen „weltkirchlichem, internationalen Horizont“ und zugleich einer „familiären Studienatmosphäre“ mit optimalen Betreuungsverhältnissen schaffen.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

D: Drei theologische Fakultäten teilen Campus
(religion.ORF.at; 12.1.2017)

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