Priester in Australien wegen Missbrauchs verurteilt

Australien hat den katholischen Priester Gerald Ridsdale wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu elf Jahren Haft verurteilt. Der Fall steht im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den beurlaubten Finanzchef des Vatikans, Kardinal George Pell.

Medienberichten zufolge fällte ein australisches Gericht das Urteil am Donnerstag, nachdem Ridsdale sich in 23 weiteren Anklagepunkten schuldig bekannt hatte. Ridsdale war bereits 1993 wegen sexuellen Missbrauchs zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.

Immer wieder versetzt

Insgesamt sei dem 83-Jährige der Missbrauch von 65 Opfern während seiner Amtszeit als Priester zwischen 1961 und 1988 nachgewiesen worden.

Wie Medien berichten, konnte Ridsdale die Kinder über Jahrzehnte unentdeckt missbrauchen, weil er von der katholischen Kirche in Australien trotz Wissens um die Verbrechen immer wieder in neue Gemeinden versetzt wurde. Nach seiner Verurteilung enthob ihn die katholische Kirche 1993 des Amtes.

Verbindung zu Kardinal Pell

Der Fall steht im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den Papstvertrauten und beurlaubten Finanzchef des Vatikans, Kardinal George Pell. Er muss sich ebenfalls wegen sexuellen Missbrauchs von mehreren Buben vor einem australischen Gericht verantworten.

Medienberichten zufolge soll Pell in seiner Funktion als ranghöchster Kardinal Australiens bei der Versetzung seines früheren Mitbewohners Ridsdale in neue Gemeinden geholfen haben. Ein Neffe Ridsdales, der ebenfalls von dem Priester im Alter von elf Jahren missbraucht worden sein soll, vertraute sich 1993 Pell an. Dieser soll ihm dem Berichten zufolge Schweigegeld geboten haben.

Priester missbrauchte Waisenkinder

Erst kürzlich wurde ein 87 Jahre alter Geistlicher in Australien wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Opfer waren Buben in einem Waisenheim.

Ein Gericht in Brisbane sah es als erwiesen an, dass sich der Angehörige eines katholischen Ordens zwischen 1978 und 1983 in einem Waisenheim an neun Buben verging. Richter William Everson bezeichnete den Mann als „bösartigen Pädophilen“, der in der Mitte der australischen Gesellschaft ein Gulag-ähnliches Straflager geleitet habe.

Sieben Prozent der Geistlichen missbrauchten

Die katholische Kirche in Australien wird seit längerer Zeit von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Eine Kommission kam in einem Zwischenbericht zu dem Ergebnis, dass in den Jahren zwischen 1950 und 2010 sieben Prozent aller Geistlichen Kinder sexuell missbraucht haben.

religion.ORF.at/APA

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