Wiener Oberrabbiner verfasste Erklärung an Papst

Für den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, war die Überreichung einer Erklärung von rabbinischen Organisationen zum Christentum an den Papst ein „historischer Moment“. Oberrabbiner Arie Folger hatte den Text verfasst und übergeben.

„Es erfüllt mich mit Stolz, dass der Oberrabbiner von Wien, Arie Folger, für die Verfassung dieses Dokuments ausersehen wurde“, erklärte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in einer Aussendung am Freitag. Oberrabbiner Folger, Mitglied des Standing Committee for the Conference of European Rabbis und Officer des Rabbinical Council of America bis 2017, wurde im Jahr 2015 durch eine Kommission für diese Aufgabe eingesetzt.

Erstmals gemeinsame Erklärung

Der Text wurde in Abstimmung mit den rabbinischen Organisationen verfasst und unter anderen von Oberrabbiner Arie Folger unterzeichnet. Mit der Erklärung, die am Donnerstag bei einer Audienz an Papst Franziskus übergeben wurde, gibt es nun erstmals eine gemeinsame offizielle Antwort von rabbinischen Organisationen zum Christentum.

Der Oberrabbiner Arie Folger

APA/Roland Schlager

Arie Folger, Oberrabbiner von Wien

Solidarisch trotz „theologischer Differenzen“

Die Erklärung würdigt das Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils Nostra aetate von 1965 über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Im Wesentlichen setzt sich die Erklärung aus zwei Bereichen zusammen, einem theologischen und historischen Teil und der Deklaration.

In dieser werden sowohl das Jüdische Selbstverständnis als auch die Beziehungen zur Katholischen Kirche dargestellt. Die Deklaration hält fest, dass die Rabbiner partnerschaftlich und solidarisch gemeinsam mit den Christen für Toleranz, für eine positive Einstellung zu anderen Religionen, gegen Hass und für den Frieden eintreten wollen, dies trotz theologischer Differenzen.

Vereint gegen Religionsfeindlichkeit

„Religionsgemeinschaften sind heute einerseits mit drohender Gewalt von Extremisten und andererseits mit wachsendem Unverständnis einer zunehmend religionsfeindlichen Welt konfrontiert, aber die Religionsgemeinschaften haben historisch wesentlich zum Wohl der Gesellschaft beigetragen“,erklärte Folger.

Um den gesellschaftlichen Herausforderungen besser gewachsen zu sein, „versuchen wir unsere Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den Katholiken zu stärken“, so Folger.

Oskar Deutsch

ORF/Marcus Marschalek

IKG-Präsident Oskar Deutsch

Übergabe „erhebender Augenblick“

Die Erklärung spiegele das Einvernehmen der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), des Rabbinical Council of America (RCA) und des Israelischen Oberrabbinats wieder, so Deutsch. Gleichzeitig sei sie eine wichtige Ermutigung, gerade in einer Zeit, wo die Menschen mit vielen Bedrohungen konfrontiert sind.

„Ich habe die Überreichung der Erklärung an Papst Franziskus durch Oberrabbiner Folger, bei der ich dabei war, als einen erhebenden Augenblick erlebt. Es wäre schön, wenn dieser Impuls seine positive Wirkung in die Zukunft hat“, so die Hoffnung von Präsident Deutsch.

religion.ORF.at

Mehr dazu: