Katholischer Publizist Hubert Feichtlbauer gestorben

Der katholische Publizist Hubert Feichtlbauer ist am Samstagabend im Alter von 85 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Der Autor, ehemalige Chefredakteur der „Furche“ und Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“ litt an einer Krebserkrankung.

Er galt als „Urgestein“ der Publizistik in Österreich: Feichtlbauer hatte im Laufe seines Lebens viele verantwortungsvolle Positionen inne. Der gebürtige Oberösterreicher - Feichtlbauers Wurzeln liegen in Obernberg am Inn - war seit 1960 in verschiedenen österreichischen Printmedien als Chefredakteur tätig und erarbeitete sich den Ruf eines engagierten, kompetenten und geradlinigen Publizisten. Feichtlbauer, Jahrgang 1932, war in der österreichischen Medienbranche ein viel geschätzter Journalist.

Moderator und Experte im ORF

Der langjährige Vorsitzender des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten (1979 bis 1991) machte sich auch als freier Mitarbeiter für den ORF verdient: So moderierte er das Religionsmagazin „Orientierung“ und war als Moderator der Diskussionssendung „Club 2“ im Einsatz. Feichtlbauer war auch mehrmals in der Ö1-Sendung „Gedanken für den Tag“ zu hören. Wegen seiner fundierten Expertise in Kirchenfragen war der Journalist im ORF darüber hinaus als Teilnehmer in Diskussionsrunden und als Interviewpartner gefragt.

Hubert Feichtlbauer bei einer Diskussion im ORF zur NS-Vergangenheit eines SPÖ-Ministers im Mai 1970

ORF

Feichtlbauer diskutierte im Mai 1970 im ORF mit Bruno Kreisky (nicht im Bild)

Vom „Fulbright“-Studenten zum Chefredakteur

Feichtlbauer studierte als einer der ersten „Fulbright“-Studenten Österreichs Staatswissenschaften und Diplomdolmetsch in Wien und an einer Jesuitenuniversität in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Seine journalistische Karriere begann er 1955 als Redakteur der „Rieder Volkszeitung“, einer regionalen Innviertler Wochenzeitung.

Danach ging es zum Linzer „Volksblatt“, dann zu den „Salzburger Nachrichten“, zur „Wochenpresse“ und zum „Kurier“, wo Feichtlbauer von 1973 bis 1975 Chefredakteur und von 1976 bis 1978 US-Korrespondent war. 1978 bis 1984 war er Chefredakteur der „Furche“, für die er auch danach regelmäßig Gastkommentare schrieb. Von 1984 bis 1992 war Feichtlbauer Pressechef der Bundeswirtschaftskammer, von 1993 bis 1995 Generalsekretär der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen (UNO). In dem 2010 wiederbelebten Österreichischen Presserat vermittelte Feichtlbauer als Ombudsmann zwischen Beschwerdeführern und betroffenen Medien.

Hubert Feichtlbauer im ORF-Studio als Moderator der Orientierung

ORF

Hubert Feichtlbauer moderierte das Religionsmagazin „Orientierung“

Aufarbeitung von Missbrauchsfällen

Feichtlbauer engagierte sich auch bei der Plattform „Wir sind Kirche“, die Reformen in der römisch-katholischen Kirche einfordert. Von 1998 bis 2002 war er Vorsitzender der Plattform. 2010 wurde Feichtlbauer in die Klasnic-Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche berufen. Er sprach im Zusammenhang mit den Verbrechen von „skandalösen Abgründen der menschlichen Natur“.

Feichtlbauer machte in seinen Veröffentlichungen nie einen Hehl aus seiner christlichen Gesinnung. Seine Buchveröffentlichungen dokumentieren unter anderem sein waches Interesse an kirchlich-religiösen Themen - so „Zerbricht die Kirche?“ (1999), „Franz König - Der Jahrhundert-Kardinal“ (2003) und „Neuer Papst - Hoffnung für wen?“ (2005).

Hubert Feichtlbauer

ORF/Marcus Marschalek

Der Publizist Hubert Feichtlbauer litt an Krebs

Stets Haltung bewiesen

Feichtlbauer stand im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen, unter anderem erhielt er 1972 den Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis, für sein Lebenswerk wurde er 2014 mit dem Concordia-Preis ausgezeichnet. Als Feichtlbauer der Concordia-Preis verliehen wurde, würdigte „Furche“-Herausgeber Heinz Nußbaumer in seiner Laudatio, dass Feichtlbauer auf dem „oft sumpfigen Gelände des Journalismus“ stets eine besondere Charakterstärke behalten habe.

„Haltung“ sei dabei jenes große Wort, das Feichtlbauer in besonders eindrucksvoller Weise auszeichne, sagte Nußbaumer. Feichtlbauer habe schon in jungen Jahren ein Doppeltes gelernt, „die eigene Meinung mutig zu vertreten. Aber auch, die Träger anderer Meinungen menschlich zu respektieren.“

Hubert Feichtlbauer, Preisträger für das Lebenswerk, im Jahr 2016, anlässlich der Verleihung der Auszeichnungen "Journalisten des Jahres 2015" in Wien

APA/Georg Hochmuth

Hubert Feichtlbauer - „Komplimente sind immer peinlich“ - galt als bescheiden

Bescheiden und selbstkritisch

Feichtlbauer selbst galt trotz seiner Erfolge immer als selbstkritisch und bescheiden. Er habe, was journalistische Grundsätze betrifft, das Ideal wohl immer verfehlt, sagte Feichtlbauer bei der Verleihung des Preises. Deswegen sei er froh, dass die Concordia nicht Perfektion, sondern Bemühen auszeichne.

Als er im vergangenen Sommer mit der Alfred-Dallinger-Medaille in Gold die höchste Auszeichnung der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) erhielt, merkte der bereits an Krebs Erkrankte in typischer Feichtlbauer-Manier an: „Komplimente sind immer peinlich. Noch peinlicher ist nur, wenn man keine bekommt.“

religion.ORF.at/KAP

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