Bischof Bünker für freies und solidarisches Europa

Am Sonntagabend ist der Europäische Kongress für Theologie an der Universität Wien eröffnet worden. Der lutherische Bischof Michael Bünker plädierte in einer Eröffnungsrede für ein freies und solidarisches Europa.

„Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts verlangen nach einem freien und geeinten Europa, dessen Bereitschaft zur Solidarität nicht an den Grenzen einzelner Staaten endet und über die Grenzen Europas hinausreicht“, so Bünker in seinen Ausführungen bei der Eröffnung des 16. Europäischen Kongresses für Theologie in Wien am Sonntagabend.

Hunderte Theologen dabei

Bis einschließlich Mittwoch kommen an der Universität Wien hunderte Theologen aus ganz Europa und darüber hinaus zusammen, um verschiedenen Aspekte des Generalthemas „Christentum und Europa“ zu diskutieren. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei auch auf dem Jubiläum „500 Jahre Reformation“.

Der Eiserne Vorhang sei Ende der 1980er-Jahre gefallen, doch seither seien wieder hunderte Kilometer von Mauern und Zäunen errichtet worden, „ohne dass dadurch das Miteinander oder gar die Solidarität der europäischen Länder größer geworden wäre“, mahnte Bünker. „Eher ist das Gegenteil der Fall.“ In ganz Europa würden jene politischen Kräfte Fahrt aufnehmen, die zurück zum Nationalstaat und zur Kleinstaaterei, zu einem vermeintlichen homogenen „christlichen Abendland“ und zu einem „‚Wir‘, das sich abgrenzen muss von den ‚Anderen‘“.

Verständigung und Zusammenarbeit

Die Sicht der evangelischen Kirchen sei das aber nicht, sagte der Bischof. Diese würden sich für das Miteinander in Europa, für Verständigung und Zusammenarbeit einsetzen. Ein kleines Beispiel dafür sei das Projekt „European City of Reformation“ im Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“.

Veranstalter der Tagung sind die Theologische Fakultät der Universität Wien und die Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie. Im Reformationsjahr 2017 solle ein Akzent gesetzt werden, der die Bedeutung der reformatorischen Theologie nicht nur für Kirche und Kultur einzelner Länder, sondern auch für den Lebensraum Europa deutlich werden lässt, heißt es von Seiten der Veranstalter. Die Aktualität des Themas sei - angesichts mancher Infragestellungen Europas - nicht zu übersehen.

Kirche und Wissenschaft aufeinander bezogen

„Ohne Universität keine Reformation“, brachte Bischof Bünker die Bedeutung der universitären Theologie auf den Punkt. Die persönlichen Lebensvollzüge des Glaubens, die kirchliche Praxis und die wissenschaftliche Reflexion durch die Theologie seien notwendig aufeinander bezogen.

Die Vorträge und Diskussionsrunden an der Universität Wien, die teils parallel ablaufen, umfassen bibelwissenschaftliche, kirchengeschichtliche und kirchenrechtliche, pastoraltheologische, religionspädagogische und auch ökumenische Aspekte. Den Eröffnungsvortrag am Sonntagabend hielt Heinz Faßmann, Vizerektor der Universität Wien, zum Thema „Viele Götter, ein Staat: Religiöse Vielfalt und Teilhabe im Einwanderungsland“.

religion.ORF.at/KAP

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